Stadtschreiberin: Seltsame Botschaften in Otterndorf
OTTERNDORF. Die Otterndorfer Stadtschreiberin Marie-Alice Schulltz hat eine Plakataktion mit seltsamen Botschaften initiiert.
Das auf dem Süderwall unter den Linden spazierende Pärchen gesetzeren Alters hält kurz inne und verzögert den Schritt, um das Plakat im Schaukasten am Gartenhaus lesen zu können. Die Frau muss lachen. Auf dem Plakat steht: "Hinter dem Zaun warten die Gestalten. Kommen Sie näher!" Tun die beiden zwar nicht und lassen das Wagnis links liegen, haben aber einen Anstupser mit positiver Wahrnehmung erhalten
"Anleitungen für ein besseres Leben", nennt Otterndorfs neue Stadtschreiberin Marie-Alice Schultz ihre gegenwärtige Aktion. 13 verschiedene - dem Aushangort angepasste - Plakate gilt es zu entdecken. Und natürlich steht es jedem frei, ob er oder sie diese seltsamen Sachen ausprobieren möchte.
Ihre Handlungsempfehlungen tun zwar nicht weh, muten jedoch merkwürdig an und kosten sicherlich Überwindung. Sie ermuntern dazu, ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Wege zu gehen und sogar in ein anderes Leben zu schlüpfen. Da heißt es zum Beispiel: "Tauschen Sie mit Ihrem Nachbarn die Schlüssel. Übernehmen Sie eine Woche lang sein Leben. Bleiben Sie, wenn es Ihnen gefällt!"
Angelehnt ist die Aktion an die Woche der Sprache und des Lesens. Die Plakate hängen an unterschiedlichsten Plätzen in der Innenstadt Otterndorfs, aber auch in der Freizeitanlage See Achtern Diek, in der Jugendherberge, der Sole-Therme, am Bahnhof, der Bibliothek oder der St. Severi-Kita.
In enger Abstimmung mit dem Otterndorfer Kulturbüro ist diese Aktion umgesetzt worden. Julia Heuer meint dazu: "Die unterschiedlichen Handlungsempfehlungen nehmen dabei Bezug auf den jeweiligen Ort und richten sich an den Leser. Zu viel soll aber nicht verraten werden. Es wird empfohlen, in den nächsten 14 Tagen die Stadt aufmerksam wahrzunehmen und sich Zeit zu nehmen, zu lesen, zu schmunzeln und den Anleitungen für ein besseres Leben zu folgen..."
Die Otterndorfer dürfen gespannt sein, ob sich tatsächlich Mutige finden, die sich Marie-Alice Schultz schalkhaften Empfehlungen zu eigen machen. Aber selbst wenn die keiner ernst und wörtlich nimmt, ist es auch kein Drama. Wie das eingangs beschriebene Paar beweist, haben diese Plakate das Zeug dazu, gute Laune hervor zu locken - ebenso wie auch die nächste angekündigte Stadtschreiberinnen-Aktion auch Augenzwinkern und Hintersinn versprechen. Für den Sommer verspricht sie: "Tausche Topf(pflanze) gegen Text!" Marie-Alice Schultz setzt sich an einem Tag an die Schreibmaschine und nimmt von Passanten Textaufträge wie Gedicht, Liebesbrief, Beschwerde oder Einkaufszettel entgegen. Im Gegenzug erwartet sie eine Spende, um den kleinen Garten des Gartenhauses weiter zu einer grünen, blühenden Oase werden zu lassen.