Stefan Aust: Familien-Idyll mitten in der grünen Börde
Im Armstorfer Forst herrscht emsiges Treiben, vor allem an den Wochenenden. Pferde werden gesattelt, der Hof gefegt, ein neuer Weg gepflastert und der Rasengemäht. In der Küche kocht das Teewasser und der gute Butterkuchen von Bäcker von der Mehden steht schon auf dem Gartentisch. Ein Stück heile Welt mitten im Grünen. Hier trifft sich Familie Aust auf ihrem idyllischen "Landsitz". Fern von Spiegel-Redaktion, Casting-Agentur, Kino-Trubel und Arzt-Praxis im doch so nahen Hamburg.Das berühmte Familienoberhaupt sitzt noch im Sattel eines dreijährigen Hannoveraners aus eigener Zucht. Davon lässt er sich nicht abhalten, die Pferde gehen immer vor. Stefan Aust, umtriebiger Chefredakteur des Spiegel, 56 Jahre alt, sportlicher Asket, mit messerscharfem Verstand, wachen Augen, die er meist hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, gepaart mit einer herrlich hintersinnigen Art, ist hier er selbst. "Eigentlich bin ich ja ein Bauer," stellt er kurz und knapp fest. Das glaubt ihm zwar keiner, aber ein Junge vom Land ist er geblieben. Mit einem Traum, den er sich mitten in der Börde Lamstedt erfüllt hat. Immer an seiner Seite Ehefrau Katrin Hinrichs-Aust (40), die ebenfalls aus der Börde stammt und eine erfolgreiche Kinder-Casting-Agentur in Hamburg betreibt, sowie die gemeinsamen Kinder Antonia (11) und Emilie (4).Die beiden Brüder Christian (51) und Martin (47) haben hier ebenfalls ihr Domizil. Der eine ist Arzt in Hamburg, der andere Geschäftsführer eines Kinos in der Hansestadt. Ihre Liebe zum Land und den Pferden teilen sie mit den Schwestern Sybille, einer Geologin ("Die immer auf Achse ist "),und Elisabeth, die mit ihrer Familie in Armstorf lebt und im Lamstedter Reitverein den Nachwuchs schult. Seit nunmehr drei Jahrzehnten lebt die Familie Aust im Forsthaus, zunächst hatten die Eltern es gepachtet, seit sieben Jahren ist es im Besitz der Austs. Seitdem wird kräftig investiert und renoviert. Investiert und renoviert Zunächst das Wohnhaus, dann wurde ein neuer Pferdestall mit allen Schikanen gebaut und nun wird bald die Reithalle fertig gestellt sein. Lichtdurchflutet, komplett vertäfelt, mit Holz aus dem eigenen Wald, den besten Boden für die Pferdebeine, den man so kriegen kann auf dem Markt und nicht zu vergessen eine Beregnungsanlage gegen Staub und "heiße Tage". "Hier stecke ich ziemlich viel Geld rein," sinniert Stefan Aust. Der knallharte Medienmann kann aber auch genießen. Wenn er mitten auf der Pferdeweide steht, dann ist er wie versunken und ein bisschen verliebt in seine Vierbeiner. "Aus diesem hier wird noch was," zeigt er auf ein ausdrucksstarkes und anhängliches Hengstfohlen. Aust baute mit seinen Brüdern ganz gezielt eine Pferdezucht auf. Als die Eltern vor rund drei Jahrzehnten in der Stader Region ihren Obsthof aufgaben, haben die Söhne mit Pferdezucht weitergemacht. 1974 kaufte Aust ein braunes Stutfohlen von Pik König mit dem klangvollen Namen Prudenzia. Es folgte ein Rappstutfohlen von Abseits, die auf den Namen Abendluft hörte. So begann die Erfolgsgeschichte der Pferdezüchter Aust. Damit hatten sie zwei Linien in ihrem Stamm, auf die sie bauten und die gezielt angepaart wurden. Die Familie setzt auf Sportpferde aus eigener Zucht, mittlerweile stehen rund 30 edle Vierbeiner in den hellen Boxen, umsorgt von Bereiterin Gudrun Fetz. Mit dem 17 jährigen Grimaldi startete Stefan Aust selbst erfolgreich auf Turnieren, das bisher wohl interessanteste Springpferd ist die elfjährige Abilaly mit 36 S-Platzierungen. Von der damals gerade sprechenden Tochter Antonia mit dem Phantasie-Namen getauft, hat die erfolgreiche Stute unter ihrem Reiter Ulf Plate beispielsweise den Großen Preis von Verden gewonnen. Jetzt wird die springgewaltige Stute aus der Aust’schen Zucht internationale Karriere machen. "Und das hat nichts mit Aberglauben zu tun," schmunzelt Stefan Aust.Der Verkauf des Pferdes stand einfach unter einem guten Stern: Aust war gerade auf Reisen in Ostpreußen,besuchte das berühmte Gestüt Trakehnen. Wer dort durch den Eingangs-Torbogen geht, hat Glück mit seinen Pferden, so die Überlieferung. Für Aust wurde sie war. Kaum war er durchgeschritten, da klingelte das Handy. Am anderen Ende der Schweizer Europameister Willi Melliger. Jetzt übrigens neuer Besitzer von Abilaly... Aust erzählt die Geschichte und könnte sich Ausschütten vor Lachen. "Das ist doch wirklich ein Ding",schüttelt er den Kopf. Den Kanzler zu Besuch Dann steht er wieder in der Reithalle, bewundert seine reitende Frau Katrin ("Sie sitzt von uns allen am besten im Sattel"), isst mit Bruder Martin nebenbei Butterkuchen und philosophiert über Gott und die Welt. Bundeskanzler Gerhard Schröder besuchte ihn vergangenes Jahr in der Börde und ließ sich das Bier schmecken, auch Ulrich Wickert sitzt hier gern auf Strohballen und denkt bei Rotwein über Tugenden nach. Und das sein Futtermeister tatsächlich Willi Brandt heißt, sei nicht nur am Rande erwähnt. Viele berühmte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte kennen mittlerweile den gastfreundlichen "Landsitz" und die eigentliche Passion des Medienstars Aust: Pferde. Dort in der Börde vergisst der Spiegel-Chefredakteur zuweilen die Hektik der Redaktion, die Streitgespräche mit Otto Schily und die neuesten Umfragen zur rot-grünen Bundesregierung. Stefan Aust, Autor zahlreicher Bücher ("Der Baader Meinhof Komplex", "Mauss - ein Deutscher Agent ", "Der Pirat", Drehbuch für den Film "Stammheim"),verrät aber,dass die Leidenschaft zu Schreiben nie aufhören wird. Sein Laptop fehlt ohnedies auf dem Land nicht, denn nur hier findet er Ruhe und Inspiration. Der Erfinder von Spiegel-TV, Autor zahlreicher Fernseh-Dokumentationen und der Filme "Sag Nein" oder "Der Kandidat " (zusammen mit Volker Schöndorff und Alexander Kluge), ist immer auf dem Quivive bei gesellschaftspolitischen Themen. Befragt nach seinen politischen Freunden, gibt er nur soviel preis: "Ein Journalist kann nie Freund ei-nes Politikers sein." Aber beeindruckt habe ihn trotzdem ein Abend mit Bill Clinton bei einem "Italiener " in New York. Doch darüber mag der weitgereiste Journalist eigentlich gar nicht reden. Viel lieber lässt er sich von seiner quirligen Tochter Emilie zu einem Hofspaziergang überreden. Die beiden diskutieren über Katzen und Käfer. Und da ist Stefan Aust wieder ganz der Bauernjunge aus der Börde: mit leuchtenden Augen und Emilie an der rechten Hand...
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