Strabag kauft Traditionsfirma Voss
CUXHAVEN. Der Baukonzern Strabag SE hat das Cuxhavener Traditionsunternehmen Ludwig Voss gekauft. "Es ist keine feindliche, es ist eine freundliche Übernahme", sagt Unternehmer Lutz-Willem Voß. Seniorchef Johann Voß und sein Sohn werden das Unternehmen im August verlassen.
Der Verkauf des weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Bauunternehmens Voss sorgte seit ein paar Wochen bereits für Spekulationen. Am vergangenen Freitag dann trat Firmenchef Lutz-Willem Voß (41) vor die Mitarbeiter und verkündete den Verkauf. Gestern bestätigten Lutz-Willem Voß und sein Vater Johann Voß (87) - beide Gesellschafter der Firma Ludwig Voss GmbH & Co. KG - die hundertprozentige Übernahme ihrer Gesellschafteranteile durch den weltweit agierenden Baukonzern Strabag SE.
Der Kauf überrascht um so mehr, weil das Cuxhavener Hoch- und Wasserbauunternehmen volle Auftragsbücher hat. Doch gerade das dürfte bei der Firma Strabag positives Interesse ausgelöst haben, so Lutz-Willem Voß. Die Beweggründe zum Verkauf seien hingegen andere gewesen. Das größte Projekt sei der "JadeWeserPort", an dem das Unternehmen innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft mit Bunte (Papenburg), der Strabag-Konzern-Tochter Möbius (Hamburg) und Hecker (Oldenburg) beteiligt ist. Bekanntlich habe man sich den Zuschlag dort erstreiten müssen. Die Vergabe verzögerte sich, zwischenzeitlich seien die Stahlpreise explodiert und nun sei auch noch ein Gerichtsverfahren dazu anhängig. Der wirtschaftliche Ausgang dieses Projektes sei ungewiss, schließlich streite man um eine Summe zwischen 50 bis 80 Millionen Euro. "Wir wollen hier kein Risiko eingehen, unser Unternehmen darf dadurch nicht in Gefahr geraten", so Lutz-Willem Voß. Auch deshalb käme das Angebot von Strabag zur rechten Zeit.
Offen gibt Voß zu, dass man zur Stärkung und zum Ausbau des Unternehmens Partner gesucht habe. Außerdem setze Strabag auf den Standort Cuxhaven, denn die Aktivitäten im Bereich der Offshore-Basis seien immens. Dafür wolle der Konzern das Know-how des Voss'schen Unternehmens nutzen. Vor ein paar Monaten sei man mit Strabag ins Gespräch gekommen, ein Hamburger Wirtschaftsprüfer habe diese Kontakte begleitet. Am 1. April wurde der Vertrag unterzeichnet und zum 1. August dieses Jahres werden Vater und Sohn aus der Firma ausscheiden.
Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. "Der Verkauf ist eine Entscheidung für die Arbeitsplätze und nicht gegen die Arbeitsplätze", sagt Johann Voß, der sich nach fünf Jahrzehnten Leitung des Unternehmens nun zur Ruhe setzen will. Lutz-Willem Voß fügt hinzu: "Natürlich ist das auch eine emotional schwere Entscheidung für uns, das Unternehmen zu verkaufen."
128 Mitarbeiter zählt die Firma an der Neufelder Straße und genießt in der Branche besten Ruf. Lutz-Willem Voß meint, dass Strabag positives Interesse am Ausbau des Unternehmens und seiner Aktivitäten, insbesondere im Ingenieurwasserbau habe. Überlegungen zum Arbeitsplatzabbau bestünden seitens des Käufers nicht. Auch die Hochbauabteilung wird fortgeführt. Johann Voß ist zuversichtlich: "Voss wird auch weiterhin da sein, wo die Arbeit ist."
Das hofft auch Heiko Carstens. Der 48-jährige Betriebsratsvorsitzende ist Bauleiter bei der Firma Voss, der er seit 19 Jahren angehört. "Der Verkauf ist für uns ein großer Schock, wir haben vorher nichts gewusst und wurden erst Freitag informiert. Wir sind alle sehr enttäuscht über den Verkauf." Mit dem Verkauf ginge auch eine Ära des Familienunternehmens zu Ende, bedauert Carstens. Er hofft, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben, doch die Verunsicherung in der Belegschaft sei sehr groß.
Lutz-Willem Voß erklärte, dass er weiterhin als Unternehmer in Cuxhaven tätig sein werde, denn der Verkauf beziehe sich ausschließlich auf Hoch- und Wasserbau, alle anderen Unternehmen der Familie Voß würden weitergeführt werden.
Von Frauke Heidtmann
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