
Taubensport im Cuxland: Wenn das Tier viel Geld bringt
KREIS CUXHAVEN. Die Haltung von Tauben war in den 50er- und 60er-Jahren weit verbreitet. Besonders im ländlichen Raum gab es viele Grundstücke mit einem Taubenschlag. Neben verschiedenen Rassetaubenarten waren es vorrangig die flugfreudigen Brieftauben, die im Schwarm am Himmel kreisten.
"Rennpferde des kleinen Mannes" wurden sie im Volksmund genannt und die Besitzer konkurrierten an den Wochenenden mit ihren Tieren auf Wettflügen. Dies ist heute noch so, allerdings ist die Zahl der Züchter dramatisch zurückgegangen. Zugleich hat sich der Taubensport zu einem beachtlichen Wirtschaftszweig entwickelt, in dem viel Geld bewegt wird. Für Spitzentauben gehen auch schon mal sechsstellige Beträge über den Tisch.
Bereits im April rollen die Kabinenexpresse wieder über die Straßen und riesige Brieftaubenschwärme ziehen Woche für Woche auf dem Weg in ihre Heimatschläge am Himmel entlang. In Deutschland gibt es heute rund 2,5 Millionen Brieftauben.
"Brieftaubensport, das schönste Hobby der Welt", sagen die Züchter. "Brietaubensport, eine organisierte Tierquälerei", sagen die Tierschützer und machen im Internet ordentlich Stimmung gegen diese Art der Taubenhaltung.
Aber was ist eigentlich Brieftaubensport? Brieftauben besitzen einen einzigartigen Orientierungssinn, der es ihnen ermöglicht, von ihnen völlig unbekannten Orten, an die sie mit Spezialfahrzeugen (Kabinenexpressen) gebracht werden, zurück in den Heimatschlag zu fliegen. Eine Fähigkeit, die Züchter für die Ausübung ihres Hobbys nutzen und die durch jahrzehntelange Zucht und Auslese ständig verbessert wurde. Aufgrund dieser Orientierungsfähigkeit wurden Brieftauben früher als Botentauben genutzt, und leisteten besonders in den Weltkriegen wertvolle Dienste. Heute werden mit ihnen nur noch Wettflüge bestritten. Die Tiere können bis zu 1000 Kilometer am Tag zurücklegen und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern.
Im Jahr 1834 wurde in Aachen der erste Brieftaubenverein in Deutschland gegründet und schnell verbreitete sich die Leidenschaft für diese Tiere im ganzen Land, sodass im Jahr 1884 der "Zentralverband der Brieftaubenzüchter in Deutschland" gegründet wurde. Brieftauben waren aber auch hierzulande nicht nur Hobby, sondern wurden auch vom Militär zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt.
Heute wird der Brieftaubensport überwiegend als reine Freizeitbeschäftigung betrieben. Es gibt allerdings auch Berufszüchter. Aufgrund seiner langen Tradition und kulturellen Bedeutung wurde er 20018 vom Land Nordrhein-Westfalen in das Inventar seiner Immateriellen Kulturgüter aufgenommen.
Wer im Brieftaubensport erfolgreich sein will, muss viele - teilsweise kostspielige - Grundvoraussetzungen schaffen: Die Taubenschläge müssen trocken, hell, sauber und ohne Zugluft sein. Wichtig ist, dass ausreichend Nist- und Sitzplätze zu Verfügung stehen, sodass die Tiere nicht darum kämpfen müssen. Ein Brutpaar benötigt rund einen Quadratmeter Fläche. Für Männchen, Weibchen, Jung- und Zuchttiere sollten jeweils separate Abteile vorhanden sein.