
Traditions-Café Brüning: Das Ende einer Ära in Otterndorf
OTTERNDORF. Zum Jahresende schließt mit dem Café Brüning eines der letzten Traditionsunternehmen im Herzen der Stadt Otterndorf seine Pforten. Über 100 Jahre hat sich die Familie in der Stadt gewerblich betätigt.
Ein historischer Rückblick zeichnet die Geschichte der Familie Brüning und des weit über Otterndorf hinaus bekannten Cafés nach, in dem über Generationen hinweg Torten, Eis und andere köstliche Süßspeisen serviert worden sind.
Sein guter Ruf als Handwerker sprach sich schnell herum. So bekam er nicht nur Aufträge von den Bauern in der Umgebung, sondern führte auch Prachtbauten wie die heutige Sparkasse an der Cuxhavener Straße aus. Zunächst wohnte das junge Paar in der Bahnhofstraße. Nicht weit entfernt in der Medemstraße baute er 1900 ein eigenes Haus mit Betriebshof. Beruflich ging es schnell voran: Villen, Geschäftshäuser und Eigenheime gehörten zu seinem Repertoire. Insgesamt neun Kinder gingen aus der Ehe hervor.
Der drittgeborene Sohn Releff Friedrich (geboren 1894) trat in die Fußstapfen seines Vaters. Er übernahm 1921 die Baufirma und setzte die Erfolgsgeschichte der Brünings in Otterndorf fort. Zahlreiche Großbauten in und um Otterndorf entstanden unter seiner Regie. Seine Ehe mit Ruth Kahl blieb kinderlos. Sein Bruder Helmut Otto Walter Brüning (geboren 1903) wurde Heizungsmonteur. Seine kleine Firma war im väterlichen Betrieb in der Medemstraße untergebracht. 1934 heiratete er in Berlin Margarethe Günter. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Helmut und Heinrich (genannt Heinz). Helmut Brüning fiel 1943 während des Afrikafeldzuges unter Rommel bei Tunis. Seine Witwe zog es nach dem Krieg vermutlich wieder nach Berlin. Die beiden Jungen blieben im Haushalt des Releff Brüning. Helmut Brüning erhielt 1974 den Maurerbetrieb, führte diesen weiter und übergab ihn an seinen Sohn, Diplom-Ingenieur Releff Brüning II.
Neun Kinder befanden sich im Haushalt des Otterndorfer Firmengründers Heinrich Friedrich Brüning. Neben Releff und Helmut Otto gab es noch einen dritten Sohn, Heinrich Karl Brüning (geboren 1892). Nach der Kaufmannslehre zog es ihn nach Berlin, wo er 1926 Anna Wilhelmine Soltau (Tante Anni, wie sie in der Familie genannt wurde) heiratete und wo er auch eine Konditorlehre absolvierte. Ausgestattet mit diesen Qualifikationen, wurde er einer der Betriebsleiter im "Café Vaterland" am Potsdamer Platz in Berlin. Als 1943 das Haus durch Bombentreffer zum Teil ausbrannte, fand das Ehepaar Unterkunft bei Bruder Releff in der Medemstraße.
1999 übergab Heinrich Brüning den Betrieb an seinen einzigen Sohn Olaf. Dieser hatte den Beruf seines Vaters erlernt und war an der Bundesfachschule für Konditoren in Wolfenbüttel ausgebildet worden. 1985 verließ er die Fachschule als Konditormeister. Olaf Brüning heiratete 1988 Ines, geb. Niehaus. Aus der Ehe ist Sohn Till hervorgegangen. Olaf Brüning setzte die Erfolgsgeschichte des Hauses fort und machte es zum ersten Haus am Platz. Sein Sohn Till wäre der Dritte in der Reihe der Brüning´schen Konditoren gewesen. Er entschied sich aber gegen diesen Beruf und studiert heute Medizin.
Bei allem beruflichen Erfolg hinterließ das große Engagement bei dem Ehepaar Brüning auch gesundheitliche Spuren. Aus diesem Grund wurde entschieden, den Betrieb nach mehr als 70 Jahren zum Ende des Jahres einzustellen.
Von Heiko Völker