Über 100 Jahre alt: Landet historische Tonne aus der Elbe im Cuxhavener Museum?
CUXHAVEN/BRUNSBÜTTEL. Eine hölzerne Fahrwassertonne überdauerte über 100 Jahre im Schlick der Elbe. Nun ist sie bei Baggerarbeiten aufgetaucht.
Von Fahrwassertonnen hört man in der Regel wenig. In die Medien schaffen sie es höchstens einmal, wenn sie, wie kürzlich auf der Außenelbe die "Sharki", eine Jacht versenken, weil der Skipper ihnen nicht rechtzeitig ausgewichen ist. Ansonsten liegen sie still auf ihrer Position, trotzen Sturm und Strömung und weisen die Schifffahrt auf den Verlauf der tiefen Fahrrinne hin.
Derzeit in Brunsbüttel
Bis sie zur regelmäßigen Wartung auf den Tonnenhof gebracht werden. Auf dem Hof des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Brunsbüttel liegt seit einigen Wochen eine Tonne, die ihre Zeitgenossen weit überlebt hat. Sie hat vermutlich über 100 Jahre am Grund der Elbe überdauert, bevor sie vor Kurzem bei Baggerarbeiten in der Elbe wieder auftauchte und im Schleusenvorhafen trieb. Eine genaue Betrachtung ergab, dass sie historischen Wert hat und deshalb ins Museum sollte. Die 4,10 Meter hohe Tonne besteht nämlich aus Holz, hat einen Durchmesser von rund einem Meter und wird von mehreren Eisenbändern zusammengehalten. Im Schlick der Elbe hat die Konstruktion mindestens ein Jahrhundert erstaunlich gut erhalten überdauert.
Die Interessengemeinschaft Seezeichen, ein Verein mit etwa 200 Mitgliedern mit Sitz in Hamburg, hat sich inzwischen des Fundstücks angenommen. Der Vorsitzende Dr. Frank Toussaint schätzt das Baujahr der Tonne auf das Jahr 1850. Toussaint kennt sich mit der Geschichte der Seezeichen an unseren Küsten bestens aus und ist bei der Suche nach einem geeigneten Platz für den seltenen Fund auf das Cuxhavener Museum "Windstärke 10" gekommen.
16.000 Euro für Restaurierung
Dort gibt es bereits eine Ausstellung zum Thema Seezeichen und Feuerschiffe unter dem Titel "In Seenot" und der notwendige Platz wäre auch vorhanden. Das ergab ein erstes Gespräch mit Museumsleiterin Dr. Jenny Sarrazin. Bis zur Ausstellung der Tonne dürfte es aber noch ein weiter Weg sein. Schließlich, so Toussaint, muss das interessante Fundstück, das derzeit in einem gefluteten Container auf dem Brunsbütteler Tonnenhof aufbewahrt wird, fachmännisch konserviert und restauriert werden.
Die Kosten dafür belaufen sich nach ersten Schätzungen auf rund 16.000 Euro, die sich aus Arbeits- und Materialkosten von rund 10.000 Euro und Transportkosten von 6000 Euro zusammensetzen. Nach Recherchen von Toussaint müsste das fragile Fundstück zu einem Restaurator nach Konstanz am Bodensee gebracht werden, der es zunächst in eine Speziallösung einbetten würde, um zu verhindern, dass das Holz bei anschließender Trocknung allzu sehr schrumpft und die Tonne auseinanderfällt.
Keine Begeisterung im Rathaus
Angesichts der Kostenschätzung ist die Begeisterung aufseiten der Stadt zunächst sehr verhalten ausgefallen. Eine endgültige Stellungnahme aus dem Rathaus war am Mittwoch noch nicht zu erhalten. "Wir müssen uns mit dem Thema erst einmal befassen und schauen, ob das Exponat in die Ausstellung passt und was an dem Objekt getan werden müsste", erklärte Oberbürgermeister Uwe Santjer auf Nachfrage. Bei der Finanzierung helfen würde der Museums-Förderverein, meinte dessen Vorsitzender Robert Hinners. Aber nur, wenn die Museumsleitung mit Begeisterung hinter dem Projekt stehe.
CNV-Newsletter