Die Energieinsel könnte künftig in der Elbe vor Cuxhaven entstehen. Foto: Fischer
Die Energieinsel könnte künftig in der Elbe vor Cuxhaven entstehen. Foto: Fischer
Energieinsel

Idee für Bauprojekt: Strom von einer künstlichen Insel in der Elbe vor Cuxhaven

von Tim Larschow | 08.09.2022

CUXHAVEN. Ein Projekt, dass gleich zwei Probleme gleichzeitig lösen könnte - die "Elbinsel". Doch wo und wie könnte so ein Großbauprojekt überhaupt umgesetzt werden?

Offshore-Windenergie soll zukünftig einen großen Teil dazu beitragen, sich dauerhaft vom russischen Gas unabhängig zu machen und das Klima zu schützen. In Dänemark wird deshalb an einer Energieinsel gearbeitet, die mehr als 10 Millionen Haushalte versorgen könnte - das teuerste Vorhaben in der Geschichte des Landes. Und auch Cuxhavener Unternehmer arbeiten an einer ähnlichen Idee, direkt in der Elbmündung. Ein Projekt, dass gleich zwei Probleme gleichzeitig lösen soll.

Die Strömung verringern

Damit die großen Schiffe den Hamburger Hafen erreichen können, muss die Fahrrinne ständig ausgebaggert werden. Das Baggergut wird bisher vor der Elbmündung verklappt. Ein Problem bei dieser Methode ist es, dass der Tidenstrom Teile des Baggerguts wieder zurück in die Elbe führt. Der "Initialdamm" auf dem Medemgrund sollte die Strömung verringern, indem sich dort natürliche Ablagerungsflächen bilden. Ein neuer Lösungsansatz aus Cuxhaven ist die sogenannte Energieinsel. Die Idee: Das Baggergut aus der Elbe wird nicht mehr vor der Elbmündung, sondern direkt in dem Bereich des Initialdamms verspült. "So könnte eine künstliche Insel entstehen", erklärt Marc Itgen, Leiter der Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven.

Unendliche Kreislaufbaggerungen stoppen

Die Insel könne in der Theorie dafür sorgen, dass die Strömung in der Elbmündung signifikant reduziert wird. Gleichzeitig könnte auf der Insel Energie erzeugt werden. So würde das Problem der scheinbar unendlichen Kreislaufbaggerungen zumindest teilweise gelöst werden. Der Hamburger Hafenschlick müsse aber natürlich gesondert behandelt werden und könne nicht als "Baumaterial" für die "Elbinsel" verwendet werden, so Itgen.

Baggergut als Baumaterial

Der Elbschlick aus der Fahrrinne würde sich allerdings gut für den Bau der Insel eignen. Bei der Entstehung von neuen Liegeplätzen, unter anderem in Cuxhaven, wird ebenfalls Schlick eingespült. Die Lage in der Elbe auf dem Medemgrund wäre ideal für grüne Energien und könnte zur Lösung von Energie und Klimaproblematiken beitragen. Auch der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies hält die Energieinsel für eine gute Idee: "Das ist ein unglaublich zukunftsgewandtes und großes Projekt", sagte Lies im Rahmen der Wasserstoff-Wochen in Cuxhaven. ´Die Energieinsel als Standort für die Erzeugung von grünem Wasserstoff sei laut Olaf Lies eine kluge Idee. Finanziert werden könnte das große Projekt mithilfe eines Ausschreibungsmodelles, auf das sich verschieden Energieunternehmen bewerben würden, erklärt Itgen. Hamburg könnte beim Thema Schlick profitieren und Schleswig-Holstein durch die Gewerbesteuer. Niedersachsen würde mit seinem mit seinem Know-how im Bereich Hafeninfrastruktur unterstützen. "Eine Win-win-Situation für das ‘Dreiländerdreieck'", beschreibt es Marc Itgen.

Natur- und Artenschutz

Bei der Umsetzung der "Elbinsel gelte es allerdings zu beachten, dass die wichtige Rolle von Natur- und Artenschutz nicht außer acht gelassen wird. Während der Bauphase sollen unter anderem Forschungsprojekte das Vorhaben begleiten, um positive und negative Auswirkungen auf den Lebensraum Elbe zu ermitteln", erklärt der Wirtschaftsförderer.

Dänemark ist Vorreiter

Die Regierung in Kopenhagen plant, eine künstliche Insel mit hunderten Windrädern zu errichten.

Die Energieinsel ist das teuerste Vorhaben in der Geschichte des Landes. Spätestens bis 2033 soll die künstliche Insel betriebsbereit sein. Es soll der Strom von bis zu 650 Windkraftanlagen gespeichert werden. Die Kosten für das dänische Projekt werden auf 28 Milliarden Euro geschätzt.

Die Ostseeinsel Bornholm soll zu einem Verteilkreuz für Strom aus erneuerbaren Quellen entwickelt werden. Dänemark hatte Ende 2020 angekündigt, bis 2050 aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee auszusteigen.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

 

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