

Urlauber weg: Tourismusbranche im Kreis Cuxhaven steht am Abgrund
CUXHAVEN. "Wir sind fassungslos, es fühlt sich an wie im Krieg", sagt der Cuxhavener Dehoga-Vorsitzende Kristian Kamp.
Alle Gäste müssten bis spätestens 25. März Cuxhaven verlassen haben. Die meisten Hotels und Pensionen seien bereits am Donnerstag menschenleer. Das bevorstehende Ostergeschäft falle komplett aus.
Und nicht nur das. "Es ist eine Katastrophe, der größte anzunehmende Unfall", sagt Kamp, hörbar mitgenommen von den Krisengesprächen der zurückliegenden Stunden. Nun gehe es erst einmal darum, aus der Flut von Informationen das Wichtigste für die Mitglieder herauszufiltern und praktische Hilfsangebote zu machen. Erste Priorität habe die Sicherung der Betriebe und der Arbeitsplätze. In der jetzigen Krise zeige sich, so Kamp, wie systemrelevant der Tourismus für Cuxhaven ist. Betroffen seien insgesamt rund 5000 Beschäftigte in mehreren hundert Betrieben. Denn, wie lange die Tourismussperre am Ende auch dauern wird, die Welt werde anschließend eine andere sein, ist sich der Dehoga-Vorsitzende sicher.
Darüber, wie die Betriebe in der aktuellen Situation vor dem Schlimmsten bewahrt werden können, berieten in einer Krisensitzung am Mittwoch der Dehoga-Vorstand mit Landrat Kai-Uwe Bielefeld, Dezernentin Babette Bammann und Stadtsparkassen-Vorstand Helmut Weermann. Ergebnis: Möglich seien die Aussetzung von Kredittilgungen, ebenso wie Stundungen von Steuern und andere Maßnahmen. Es gebe auch die Möglichkeit, an Zuschüsse über die KfW-Bank zu kommen. Um Mitarbeiter und Auszubildende halten zu können, würden fast alle Hotels und Gastrobetriebe jetzt Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit beantragen. Das könne bis zum 31. März rückwirkend zum 1. März geschehen, erklärt Kamp. Allerdings müssten vorher Freizeitansprüche wie Überstunden und möglicherweise auch Urlaubstage genommen werden.
Es wird Entlassungen geben
Dennoch, so ist Kamp schon heute sicher, werde das nicht in allen Betrieben reichen. Es werde auch Entlassungen geben. In seinem Haus, dem Duhner Strandhotel, versuche er erst einmal alle Mitarbeiter und Auszubildenden zu halten. Nach dem gerade erfolgten Umbau gebe es ohnehin noch eine Menge aufzuräumen.
Bis auf das Bistro seien die Lokale geschlossen. Das Problem sei aber, dass derzeit keiner seriös absehen könne, wie lange das Tourismus-Verbot wegen der Corona-Epidemie aufrecht erhalten werden wird. Sicher sei erst einmal nur, dass sich bis zum 19. April nichts mehr abspielt. Erste Vorschläge, wie der Schaden abgemildert werden könnte, gebe es bereits. So könnten etliche Restaurants einen Bringeservice einrichten. Den Hoteliers könnte es helfen, wenn jetzt Gutscheine gekauft würden für spätere Aufenthalte.
"Alle werden bluten"
Ob es für manche Mitarbeiter in der Branche möglich sein wird, in der Landwirtschaft als Erntehelfer zu arbeiten, wie es Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner vorgeschlagen hat, wird sich zeigen, meint Kamp. "Alle werden irgendwie bluten", lautet die wenig optimistische abschließende Einschätzung des Dehoga-Vorsitzenden.
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