Verabschiedung: Diese drei Ratsmitglieder haben in Otterndorf Stadtgeschichte geschrieben
OTTERNDORF. In Otterndorf wurden Hermann Gerken, Hans-Volker Feldmann und Vera Dieckmann aus dem Rat verabschiedet. Nach vielen Jahren mit großem Einsatz in der kommunalen Politik.
Für den CDU-Bundestagsabgeordneten Enak Ferlemann steht fest: "Die Kommunalpolitik ist die Wiege der Demokratie." Und mit Hermann Gerken (FDP), Vera Dieckmann (CDU) und Hans-Volker Feldmann (CDU) haben drei "Urgesteine" jetzt diese kommunalpolitische Bühne in Otterndorf verlassen, auf der sie sich seit Jahrzehnten bewegten. Die Stadt dankte ihnen für ihr Engagement mit einer Feierstunde.
Schulpolitik und Feuerwehrhäuser
Ferlemann und auch die stellvertretende Landrätin Sabine van Gemmeren gingen in ihren Grußworten auf die nicht immer vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe ein, sich ehrenamtlich auf lokaler Ebene für das Interesse der Kommune und ihrer Bevölkerung einzusetzen. Sie würden sich schließlich nicht nur um Themen kümmern, die sie selbst mitgestalten könnten, sondern müssten auch dafür sorgen, dass Landes- und Bundesvorgaben umgesetzt werden - von der Schulpolitik bis zum Bau DIN-konformer und teurer Feuerwehrhäuser.
"Große Fußspuren in der Politik"
Ferlemann unterstrich, dass sich so manche Entscheidung von Ratsmitgliedern auch auf das familiäre Umfeld auswirke. Doch Männer und Frauen wie Gerken, Dieckmann und Feldmann hätten den Mut gehabt, in den vergangenen Jahrzehnten auch den "Kopf hinzuhalten und Entscheidungen zu treffen, wenn es mal eng wird". Sabine van Gemmeren ergänzte die Ehrung des Trios mit den Worten: "Sie hinterlassen hier ganz große Fußspuren."
Wie groß diese Fußspuren sind, wurde in den Wortbeiträgen der Laudatoren deutlich. So auch in der Rede von Carsten Nickel (FDP), der um Verständnis bat, dass er nicht alle Funktionen und Ämter seines Parteifreundes und ehemaligen Bürgermeisters Hermann Gerken aufführte: "Dann würden wir morgen noch hier sitzen." 57 Jahre lang habe Gerken dem Otterndorfer Stadtrat angehört und fast vier Jahrzehnte die Geschicke der Stadt als Bürgermeister geleitet.
Stadthalle, Spiel- und Spaßscheune, Baugebiete
Er habe sich in den 60er-Jahren in die Politik eingemischt, da es mit der Stadt damals "bergab" gegangen sei. In erster Linie Hermann Gerken mit dessen Weitsicht und diplomatischem Geschick sei es zu verdanken, dass Otterndorf eine andere Richtung einschlug. Er habe unter anderem das Tourismus-Potenzial der Stadt erkannt und konsequent gehandelt. Zugleich habe er mit dem Stadtrat dafür gesorgt, die Infrastruktur auch in anderen Bereichen zu entwickeln.
Nur einige Stichworte seien der Bau der Stadthalle, der Spiel- und Spaßscheune, die Erschließung neuer Baugebiete und auch der Bau der Ortsumgehung. Durch seine Kontakte und seine Art, ohne großes Aufsehen im Hintergrund die Fäden zu ziehen, habe er auch dafür gesorgt, dass es zum Bau des Schulzentrums gekommen sei, das der Landkreis zuvor als "nicht finanzierbar" abgelehnt habe: "Das geschah geräuschlos. Es ging ihm immer um die Sache und nicht um seine Person." Dass Gerken künftig nicht mehr politisch in Erscheinung treten werde, sei schwer vorstellbar: "Du bist schließlich Otterndorf."
Zusammenarbeit im Rat gelobt
Gerken selbst sieht die Entwicklung der Stadt aber nicht als sein Verdienst allein an, sondern erwähnte die Zusammenarbeit im Rat und die hohe Qualifikation der Stadtdirektoren. Besonders lobte er den (noch) amtierenden Verwaltungschef Harald Zahrte: "Das waren nicht nur die längsten Jahre, die ich mit einem Stadtdirektor zusammenarbeiten durfte, sondern auch die schönsten."
Ein enger Weggefährte Gerkens ist Hans-Volker Feldmann. "Feldi" - so Laudator Harald Zahrte - gehörte seit Mitte der 70er-Jahre dem Stadtrat an und habe dort mit "Geschick, Engagement, Charakterstärke und Diskussionsfreudigkeit" dafür gesorgt, dass insbesondere der kulturelle Bereich kein Schattendasein führte. Sein Engagement für die Erinnerung an Johann-Heinrich Voß sei ebenso beispielhaft wie die Auswahl der Stadtschreiber und -schreiberinnen. Ob sein Ausscheiden aus der Politik ein "Abschied oder eine neue Freiheit" für ihn sei, könne nur er selbst beantworten: "Das ist eine philosophische Frage." Feldmann beantwortete in seiner kurzen Rede die Frage nicht, aber ging vielmehr auf seine Zeit als langjähriger Rektor der Voß-Schule und leidenschaftlicher Kommunalpolitiker ein.
Kommunalpolitik mit Auseinandersetzungen
Zur Politik gehöre auch zwangsläufig die verbale Auseinandersetzung mit den Politikern, die eine andere Meinung als er vertreten hätten. Freimütig räumte er ein: "Ich habe sicherlich manches Mal auch Dinge zugespitzt. Doch auch das ist Kommunalpolitik."
Seit vier Jahrzehnten gehört Vera Dieckmann dem Stadtrat an, der Bürgermeister Thomas Bullwinkel attestierte, dass sie die Fähigkeit besitze, "ihre Begeisterung in einer Mischung aus Charme und Herzlichkeit auf andere Menschen zu übertragen".
Sie habe zahlreiche politische Aufgaben übernommen (unter anderem war sie stellvertretende Bürgermeisterin), sei durch ihre Stadtführungen Werbebotschafterin der Stadt und habe sich nicht zuletzt um die Städtepartnerschaft mit Sheringham intensiv gekümmert. Vera Dieckmann selbst erwiderte, dass die Wahrnehmung ihrer Aufgaben keine Last für sie gewesen sei - im Gegenteil: "Ich habe alles gerne gemacht."