Schon bei den Bodenübungen wurde deutlich, dass CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt etwas hüftsteif ist. Nach einigen Anläufen wurde die Beweglichkeit aber besser. Foto: Unruh
Schon bei den Bodenübungen wurde deutlich, dass CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt etwas hüftsteif ist. Nach einigen Anläufen wurde die Beweglichkeit aber besser. Foto: Unruh
"Sportlich von A bis Z"

Vom Krokodil bis zur Kobra: Yoga in Cuxhaven im Selbstversuch

von Frank Lütt | 19.02.2020

CUXHAVEN. Wir haben uns x-mal Gedanken darüber gemacht, welche Sportart wir im Rahmen unserer Serie "Sportlich von A bis Z" beim Buchstaben X machen. Aber es gibt einfach keine. Den Kunstgriff, das X für das häufig im Englischen schon abgewandelte "xtreme" zu nutzen, wollten wir nicht machen. Heute also: Y wie Yoga. Im Selbstversuch erfuhr CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt, welchen extremen Einfluss der Gesundheitssport auf ihn hat.

Auf dem Fußboden des Saals der Emmaus-Gemeinde in Cuxhaven liegen gut 20 rote Liegematten, auf einigen sind Decken und Kissen unterschiedlicher Größe und Farbe. Schnell wird klar, die Teilnehmerinnen des Yoga-Kursus vom Kneipp-Verein haben ihren angestammten Platz, einige von ihnen kommen schon viele Jahre. "Es sind sogar welche dabei, seit ich Kurse gebe", weiß Yogalehrerin Karin Sprenger zu berichten, und die jung gebliebene 76-Jährige fügt hinzu: "Ich mache das schon seit 40 Jahren. Angefangen habe ich mit Yoga selbst aus gesundheitlichen Gründen." Kurze Zeit später ließ sie sich zur Lehrerin ausbilden. "Das war noch zu einer Zeit, als Yoga von vielen als esoterischer Quatsch abqualifiziert wurde", erklärt Sprenger.

Zugegeben, ich habe bei meiner heutigen Premiere auch ein wenig Vorbehalte, aber ich werde mich trotzdem voll reinhängen. Immerhin habe ich früher als ambitionierter Sportler in einer viel Konzentration fordernden Sportart mit Atemtraining für meine Beruhigung gesorgt. Doch das aus Indien stammende Yoga war mir weit entfernt, Assoziationen mit Räucherstäbchen und Kopfstand hatte ich. Es gibt allerdings auch viele Arten von Yoga. "Wahrscheinlich gibt es so viele Yogaarten wie es Yogalehrer gibt. Ich will mit meine Übungen auf jeden Fall alle Körperteile ansprechen", so Karin Sprenger.

Mit einem leisen, unaufdringlich klingenden Gong sorgt die Lehrerin schnell für Ruhe in der reinen Frauenrunde. Zunächst dürfen wir auf dem Rücken liegen. Während es draußen stürmt, beruhigt sich von Sekunde zu Sekunde der Atem. Karin Sprenger gibt klare Anweisungen. Ihre Stimme ist angenehm. Die Arme zur Seite und dann nach oben. Beine und Arme strecken und gähnen. "In der ersten halben Stunde wollen wir den Körper geschmeidig machen. So lösen wir Verspannungen und lassen mitgebrachte Probleme zurück", erklärt die Yogalehrerin.

Einige Übungen, bei denen Beweglichkeit in den Beinen oder im Rücken gefragt ist, zeigen mir hier schon im "Bodenkampf" die Grenzen auf. Es knackt so manches Mal im Gebälk. Karin Sprenger mahnt zwischendurch alle zur Vorsicht; es soll behutsam agiert werden, kein ungesunder Ehrgeiz entstehen. Mit dieser gewissen Leichtigkeit schaffe ich es auch, meine Extremitäten nach und nach beweglicher zu machen, ohne dabei ins Schwitzen oder ins Keuchen zu geraten. Die Übungen "Hund" oder "Bank" funktionieren.

Bildhafte Namen

Doch einige Dehnübungen, deren richtige Ausführung ich mir mit verstohlenem Blick bei den Nachbarinnen abschaue, fordern mich. Ich staune, wie gelenkig meine zumeist älteren Mitstreiterinnen sind. Diese Biegsamkeit ist mir in den Jahren verloren gegangen. So sind meine mit so schönen, bildhaften Namen versehenen Yoga-Figuren, die ich auf dem Bauch liegend zu absolvieren habe, kaum erkennbar. Die "Heuschrecke" oder die "Tanzende Kobra" ähneln bei mir eher einem toten Käfer oder einem gestürzten Hindernisläufer mit zwei gebrochenen Beinen. Bei den Asanas, so heißen Übungen beim Yoga, gehe es im Sitzen zuerst um die "Aufrichtung", also um das Dehnen der Brustmuskulatur, und dann um Drehbewegungen. Die "Lotusblüte", bei der die Arme im Sitzen nach oben gestreckt und zum Zeichen des Aufblühens auseinander genommen werden, ist Entspannung für mich. Das "Krokodil" dagegen verlangt eine bewegliche Wirbelsäule, hier zwickt es bei mir, ich reduziere die Anstrengung. Aber ich spüre trotzdem die Anspannung der Muskeln im Beckenbereich, im Rücken und in den Oberschenkeln.

Die Asanas im Stehen liegen mir, besonders die Gleichgewichtsübungen. Das Stehen auf einem Bein, während die Fußsohle des anderen Beins an das belastete Knie gedrückt wird, fällt mir relativ leicht. Andere Kursteilnehmer halten sich nicht lang auf einem Bein, sie kippen zur Seite. "Sie sind jünger und haben mehr Kraft in den Muskeln", erläutert mir Karin Sprenger meine naturgegebenen Vorteile in diesem Fall.

Körper pendelt sich ein

Der "Bogenschütze" hat mich schließlich zum Ende hin davon überzeugt, dass Yoga seine Wirkung bei mir erzielt. Nach dem leichten Ausfallschritt und einer Oberkörperhaltung wie beim Bogenspannen, fordert uns die Lehrerin auf, uns anschließend locker hinzustellen - die Füße sind parallel zueinander und die Augen geschlossen. "Der Körper pendelt sich ein, er findet seine Mitte", so Karin Sprenger. Und tatsächlich, ich kann es kaum glauben: Ich schwanke leicht hin und her. War das Zufall? Nein, auch mit der anderen Seite funktioniert es. Zumindest jetzt habe ich meine Mitte gefunden, bei größerer Routine wäre die Wirkung bei den anderen Übungen sicherlich auch noch größer gewesen.

Karin Sprenger gibt ihren Kursteilnehmern am Ende jeder Stunde noch eine Weisheit mit: "Yoga hilft entscheidend mit, die Menschen in der Welt friedvoller und friedfertiger werden zu lassen, da Yoga mit dem Bemühen um den inneren Frieden beginnt." Das passt. Ich jedenfalls trete ziemlich beseelt den Heimweg an.

Yoga:

Yoga ist eine philosophische Lehre aus Indien, die geistige und körperliche Übungen vereint. Der Begriff Yoga kann "Vereinigung" oder "Integration" bedeuten.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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