Eine feine Schusstechnik zeichnete den ehemaligen Cuxhavener und Ex-Profi Andreas Brandts aus. Das Wissen über Fußball in Theorie und Praxis hat er auch immer gern an den Nachwuchs vermittelt. So war er ein gefragter Fußballlehrer, wenn für Kinder und Jugendliche Feriencamps veranstaltet wurden. Foto: Lütt
Eine feine Schusstechnik zeichnete den ehemaligen Cuxhavener und Ex-Profi Andreas Brandts aus. Das Wissen über Fußball in Theorie und Praxis hat er auch immer gern an den Nachwuchs vermittelt. So war er ein gefragter Fußballlehrer, wenn für Kinder und Jugendliche Feriencamps veranstaltet wurden. Foto: Lütt
Fußball

Von Cuxhaven in den Profifußball: Was macht eigentlich Andy Brandts heute?

von Frank Lütt | 25.12.2020

CUXHAVEN/MÖNCHENGLADBACH. Andreas Brandts, ehemaliger Cuxhavener Fußballspieler, ist vor fast 40 Jahren ins Profigeschäft gewechselt. Er spielte 1. und 2. Bundesliga in Mönchengladbach, Aachen und Köln.

Sogar im Europapokal traf er für die Fohlenelf der Borussen. Nach seiner aktiven Laufbahn wurde er Fußballlehrer, war bei Gladbach im Trainerstab und förderte Talente. Jetzt ist er Realschullehrer.

Andreas Brandts war eines der größten Fußballtalente, das jemals Cuxhaven verlassen hat. Er hatte ein besonderes Ballgefühl, das ihm auch bei anderen Sportarten geholfen hat. So war er auch in seiner Heimatstadt ebenfalls ein großes Handball-Talent. 1980 holte der damals 18-Jährige mit der Handball-Herrenmannschaft der SG Cuxhaven den Kreispokal und wurde Bezirksliga-Meister - in dem Team war auch kein Geringerer als Jochen Fraatz, der es später im Handball zu Weltruhm schaffte. Für Andy, so wurde und wird Andreas Brandts genannt, war Fußball aber die ganz große Leidenschaft.

Das Profigeschäft wartet

Nachdem er beim Cuxhavener SV und bei Eintracht Cuxhaven gekickt hatte, wechselte der nur 1,71 Meter große Stürmer ins Profigeschäft. 1981 ging es von der Elbmündung zur Borussia Mönchengladbach. Nach den erfolgreichen 1970er-Jahren der Fohlenelf mit den Trainern Hennes Weisweiler und Udo Lattek hatte Jupp Heynckes das Ruder übernommen. Und der neue Coach gab dem Cuxhavener Talent auch schon bald Gelegenheit, obwohl in dem Borussen-Kader viele offensive Spieler mit klangvollen Namen standen (Lothar Matthäus, Frank Mill, Uwe Rahn, Wolfram Wuttke, Armin Veh, Winfried Schäfer, Kurt Pinkall). Mit 20 Jahren erzielte Andreas Brandts sein erstes Tor in der 1. Bundesliga. Nach einer halben Stunde Spielzeit wurde er von Jupp Heynckes gegen Eintracht Braunschweig eingewechselt. "Das war eine Kontersituation, den Ball habe ich dann aus 16 Meter Entfernung oben rechts versenkt", erinnert er sich genau.

Damals in der bärenstarken Fohlenelf bekam Brandts noch sechs weitere Einsätze, vier Mal 90 Minuten, zwei Mal eingewechselt. Er schoss noch zwei Tore in dieser Saison - gegen Dortmund und Stuttgart. Aber gegen die mannschaftsinterne Konkurrenz war schwer zu bestehen, er wechselte zunächst ins niederländische Venlo. Das war ein Ausleihgeschäft der Borussen. Anschließend folgten zwei äußerst erfolgreiche Jahre in der 2. Bundesliga bei Alemannia Aachen. Brandts war zunächst von Gladbach an den Tivoli ausgeliehen, später von Aachen gekauft. Er war bei jedem Ligaspiel dabei, in den beiden Jahren markierte er 25 Treffer. Gladbach holte ihn aber zurück an den Bökelberg. "Dann mussten sie für mich zahlen", sagt Brandts mit einem kleinen süffisanten Unterton.

Im Europokal getroffen

Ran durfte er für Gladbach für zwei weitere Spielzeiten, in denen er es auf 26 Einsätze in der Liga und auch zu fünf im UEFA-Pokal brachte. Im Europapokalspiel bei Partizan Belgrad erzielte er sogar ein Tor. "Auch das war eine Kontersituation", so Brandts, der den jugoslawischen Torwart mit einem geschickten Lupfer überwand.

Nach diesen tollen Erfahrungen kehrte er zurück auf den Aachener Tivoli, war dort erneut 24 Monate Leistungsträger und Spielgestalter im Mittelfeld des Zweitligisten. Doch Köln lockte ihn damals an den Rhein. Unter den Trainern Gerd Roggensack und Hannes Linßen war Brandts dann acht Spielzeiten bei der Fortuna. In 182 Spielen traf er 28 Mal ins Tor. Obwohl er dort seine sportliche Heimat gefunden hatte, war Mönchengladbach längst sein Lebensmittelpunkt.

Nachdem er seine aktive Karriere als Spieler 1996 beendete, nach 380 Profispielen und 70 Toren in nationalen Ligen und Europapokal, zog es ihn dann irgendwann auch wieder aus sportlicher Sicht zu seinem Lieblingsverein, zu seiner Borussia - dann aber mittlerweile mit Trainerschein ausgestattet.

Starke Quote als Trainer

Er kam als Jugendtrainer nach Gladbach, erwarb noch die höchste Trainerlizenz in Deutschland. Sieben Jahre lang gehörte der Fußballlehrer schließlich dem Trainerstab des Bundesligisten an, zusammen mit Horst Wohlers war er bis 2011 für die U23-Mannschaft zuständig. 14 bis 15 Spieler aus dieser Nachwuchstruppe haben unter der Regie Wohlers/Brandts den Sprung in den Erstligakader geschafft - "eine starke Quote", so der ehemalige Cuxhavener mit Stolz. Dennoch wollte der Verein mit Wohlers nicht verlängern. Brandts nahm das Angebot, weiter für den Klub zu arbeiten, nicht an. Doch er entschied sich für "Nummer sicher", wurde Realschullehrer in Ratingen. Später folgte der Wechsel an die Comenius-Schule in seiner Heimatstadt Gladbach. Sein Leben lief von da an ruhiger, mit seiner Frau und der mittlerweile 24-jährigen Tochter.

Aber ganz konnte Brandts zunächst nicht vom Fußball lassen. Er trainiert ab der Winterpause 2011/12 den SC Schiefbahn 08, eine Mannschaft aus der Kreisliga A. "Das ist schon manches Mal mit Schmerzen verbunden gewesen", verrät der 58-Jährige mit seinem typischen verschmitzten Grinsen, aber er fügt im gleichen Atemzug hinzu: "Das sind alles nette Jungs gewesen." Mit der Truppe schaffte er den Aufstieg in die Bezirksliga. In dieser Zeit war er auch häufiger mit der Fußballschule von Hans-Georg Dreßen unterwegs, um Kindern etwas beizubringen. Irgendwann hat er damit aber aufgehört, weil dies und auch die Vorbereitung für den SC Schiefbahn immer in die Ferienzeit gefallen ist. "Ich wollte dann einfach mehr Zeit mit der Familie verbringen und Urlaub machen", erklärt der Sportlehrer.

Erinnerung an Cuxhaven

Auch wenn es ihn reizt, selbst schnürt er nur noch die Fußballstiefel, wenn die Hennes-Weisweiler-Traditionself aufläuft. "Ich habe aber Knieprobleme, so viel bewegen ist da nicht mehr drin. Das macht aber Spaß. Durch Corona ist das aber schon lange her, dass wir zusammengekommen sind." Auch möchte er gern wieder mal einen Trip nach Cuxhaven unternehmen, schließlich wohnen hier noch sein Bruder Rainer und seine Nichte. "Ich treffe mich auch immer noch gern mit Michael Repenning", macht Brandts deutlich, dass er zu ganz wenigen früheren Spielgefährten noch Kontakt hat. Bis vor wenigen Jahren war auch immer klar, dass er dann seinen Lieblingsfleischsalat und den Bierschinken einer bestimmten Cuxhavener Schlachterei kaufen musste. Doch die Schlachterei Spechtmeyer an der Südersteinstraße hat vor wenigen Jahren geschlossen: "Das ist eine Katastrophe. Der Laden war Gold wert. Da sind wir von klein auf an immer hingegangen." Die Spezialitäten sind auch in Gladbach sehr gut angekommen. Wenn Bruder Rainer einen Gegenbesuch abstattete, war es Pflicht, mindestens 500 Gramm von dem Wurstaufschnitt mitzubringen.

So sehr er mit Cuxhaven verbunden ist, schließt Andreas Brandts doch eine Rückkehr nahezu aus: "Man sollte ja nie nie sagen. Aber ich habe nun über die Hälfte meines Lebens in Gladbach verbracht ..."

Zur Person:

Andreas Brandts wurde am 9. April 1962 geboren.

Größe: 171 Zentimeter.

Position: Stürmer.

Stationen als Spieler:

Junioren: Cuxhavener SV

Herren: bis 1981 Eintracht Cuxhaven, 1981 bis 1983 Borussia Mönchengladbach 7 Spiele (3 Tore), 1983 bis 1984 VVV Venlo 32 (11), 1984 bis 1986 Alemannia Aachen 76 (25), 1986 bis 1988 Borussia Mönchengladbach 26 (0), 1988 bis 1989 Alemannia Aachen 52 (2), 1989 bis 1996 SC Fortuna Köln 182 (28).

Stationen als Trainer:

2006 bis 2010 bei Borussia Mönchengladbach (Jugend und zweite Herren) als Trainer beziehungsweise Co-Trainer.

2012 bis 2015 beim SC Schiefbahn als Herrentrainer.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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