
Von Lamstedt in die WNBA: Was macht eigentlich Linda Fröhlich?
LAMSTEDT/LOS ANGELES. Linda Fröhlich hat in Lamstedt im Kreis Cuxhaven mit Basketball begonnen. Hier begann eine bemerkenswerte Karriere mit Stationen in vielen Ländern.
Linda Fröhlich gilt als eine der besten deutschen Basketballspielerinnen aller Zeiten. Nach ihren sportlichen Anfängen in Lamstedt zog es die Ausnahmekönnerin in die große Welt hinaus. Sie brillierte im Nationaltrikot, spielte in zig Ländern für Spitzenklubs. Mittlerweile lebt die dreifache Mutter mit ihrer Familie in der Nähe von Los Angeles. Aber der Basketball lässt sie nicht los. Sie erfüllte sich einen Traum, hat ihre eigene Sport-Akademie.
2006 geheiratet
Auch wenn die 1979 in Pforzheim geborene Linda Fröhlich später professionell Basketball spielte, die Erfolge in der Börde sind haften geblieben: "Unser Aufstieg mit der Damenmannschaft macht mich heute noch immer sehr stolz und die D-Jugendmeisterschaft auch." Ihre liebsten Erinnerungen aus der Lamstedter Zeit: "Als ich zusammen mit meiner Mutter und Schwester auf dem Parkett stehen durfte." Viel Freude hatte sie außerdem dabei, ihrem Vater bei seinen Herrenspielen zuzusehen. Dass bei den Fröhlichs Basketball schon immer großgeschrieben wurde, hat sicherlich geholfen. Bereits Mutter Vineta war Nationalspielerin der Sowjetunion. Drei der vier Geschwister spielen ebenfalls Basketball, Bruder Richard war früher in der 2. Bundesliga für die Cuxhaven BasCats auf Korbjagd.
Über Stade nach Wedel
Seit Sommer 1998 lebt sie nun in den USA, auch wenn sie zwischendurch immer wieder mal in anderen Ländern wegen eines Basketball-Engagements eine gewisse Zeit verbrachte. Zunächst studierte sie an der Universität Psychologie und Marketing. "In der Wüste von Nevada in Las Vegas durfte ich Basketball spielen - 8691 Kilometer entfernt von all dem, was ich zu dem Zeitpunkt kannte." Für die Uni spielte sie vier Jahre lang. Längst waren die US-amerikanischen Profiklubs auf sie aufmerksam geworden. So war es nur eine logische Konsequenz, dass sie direkt nach ihrem Studium ihren ersten Profivertrag in der besten Frauen-Basketball-Liga der Welt, der WNBA, unterschrieb. Von 2002 bis 2004 ging sie für die New York Libertys auf Korbjagd. Weil die Frauen nicht so hoch entlohnt werden wie ihre männlichen Kollegen in der NBA, ist es für viele Spielerinnen normal, zwischen den einzelnen Saisons in den USA auch noch ein Engagement in anderen Ländern anzunehmen. So war es auch bei Linda Fröhlich, die sich in Sachen Basketball zur Globetrotterin entwickelte. So war sie beim italienischen Erstligisten BPT Rovereto Basket in der Saison 2004/05 zur besten Korbjägerin der Liga geworden. 2005 wechselte sie nach Russland zu Spartak Moskowskaja Oblast, holte mit diesem Verein den FIBA-Cup. 2006 spielte Fröhlich erneut in der WNBA, diesmal zog sie mit dem Team Indiana Fever in die Play-offs. Es folgten Verpflichtungen sowohl in der WNBA als auch bei weiteren namhaften Klubs in Europa.
Ultimatives Ziel WNBA
Bei welchen Klubs es am schönsten war, kann sie nicht genau beantworten: "WNBA als ultimatives Ziel war natürlich das Beste, aber ich muss wirklich sagen, dass jeder Verein seine eigene Magie hatte und mir für mein Leben etwas Besonderes und Bestimmtes geschenkt hat." Jeder Ort habe ihr etwas beigebracht, etwas Schönes gezeigt, habe gute und dann auch mal holprige Zeiten gehabt. "Meine Jugendvereine TSV Lamstedt und SC Rist Wedel sind wo meine Wurzeln sind und meine Liebe zum Sport geboren ist und wo ich an vielen Meisterschaften teilhaben durfte", schwärmt die heute 41-Jährige. Und durch die Jugend-Nationalmannschaft habe sie mit 16 Lenzen schon fast alle europäischen Länder einmal besucht. Sie habe später so viele unvergessene Momente erleben dürfen und schwärmt: "In Russland haben wir den FIBA-Cup mit Spartak gewonnen, mit Fenerbahçe wurden wir türkischer Meister, in Rovereto in Italien haben wir uns innerhalb von drei Jahren vom Underdog zum Favoriten entwickelt, in Griechenland habe ich in einer Wohnung gelebt mit direktem Blick auf den Strand, in New York war Madison Square Garden mein Homecourt."
Für Deutschland im Einsatz
Die "Fröhlich Sports Academy" hat sich in den Jahren gemausert. Die Unternehmerin sagt stolz: "Was vor neun Jahren mit Einzeltraining begonnen hatte, hat sich nun in eine 2000 Quadratmeter große Sportschule beziehungsweise Academy entwickelt, mit zwei Basketballfeldern, vier Schussmaschinen, drei Batting Cages für Baseball, Kraftraum, Kunstrasen und einer Privat-Schule. Und das Träumen geht weiter." In ihrer Akademie haben sich in der Vergangenheit auch schon Basketball-Profis außerhalb der Saison fit gehalten, wie zum Beispiel die NBA-Profis Darren Collison (Indiana Pacers) und LaMelo (Charlotte Hornets). Sogar ganze Mannschaften waren schon bei ihr zu Gast, ein Beispiel sind die Agua Caliente Clippers aus der NBA G-League.
Ausbildung des Nachwuchses
Linda Fröhlich selbst ist nicht mehr so aktiv im Sport: "Ich bin mehr als Trainer auf dem Parkett dieser Tage und Vollzeit-Mutter, das hält mich auf Trab." Aber sie ist weiterhin rastlos und arbeitet daran, das Angebot ihrer Akademie auszubauen. Der Weg mit dem Basketball ist für sie also noch lange nicht beendet.
Stationen:
Debüt in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit 18 Jahren im Jahre 1998.
Sie absolvierte zwischen 1998 und 2010 insgesamt 79 A-Länderspiele und gilt als eine der besten Spielerinen der deutschen Basketballgeschichte.
Vereine in Europa: TSV Lamstedt, VfL Stade, SC Rist Wedel, BPT Rovereto Basket (Italien), Spartak Moskowskaja Oblast (Russland), Fenerbahçe Istanbul (Türkei), Taranto Cras Basket (Italien), Club Maxima Broker Kosice (Slowakei), Gambrinus Sika Brno (Tschechien), Ros Casares Valencia (Spanien) und AEO Proteas Voulas (Griechenland, hier wurde sie ins Allstar-Team der griechischen Liga berufen).
Erfolge mit der University of Nevada Las Vegas (UNLV): 2000, 2001 und 2002 zum Mountain West Conference's Player of the Year gewählt. Als sie ihre College-Laufbahn 2002 beendete, hatte sie mehr Punkte (2355) erzielt und Rebounds (1124) geholt als jede Spielerin des UNLV-Damenteams vor ihr.
Vereine in der WNBA: New York Libertys, Phoenix Mercury, Charlotte Sting, Indiana Fever, Sacramento Monarchs, Chicago Sky.