Linda Fröhlich spielte in der WNBA unter anderem für die New York Libertys. Spielstätte war der legendäre Madison Square Garden - "mein Homecourt", wie die Spielerin sagt. Foto: Rocky Widner
Linda Fröhlich spielte in der WNBA unter anderem für die New York Libertys. Spielstätte war der legendäre Madison Square Garden - "mein Homecourt", wie die Spielerin sagt. Foto: Rocky Widner
Basketball

Von Lamstedt in die WNBA: Was macht eigentlich Linda Fröhlich?

von Frank Lütt | 27.04.2021

LAMSTEDT/LOS ANGELES. Linda Fröhlich hat in Lamstedt im Kreis Cuxhaven mit Basketball begonnen. Hier begann eine bemerkenswerte Karriere mit Stationen in vielen Ländern.

Linda Fröhlich gilt als eine der besten deutschen Basketballspielerinnen aller Zeiten. Nach ihren sportlichen Anfängen in Lamstedt zog es die Ausnahmekönnerin in die große Welt hinaus. Sie brillierte im Nationaltrikot, spielte in zig Ländern für Spitzenklubs. Mittlerweile lebt die dreifache Mutter mit ihrer Familie in der Nähe von Los Angeles. Aber der Basketball lässt sie nicht los. Sie erfüllte sich einen Traum, hat ihre eigene Sport-Akademie.

2006 geheiratet

Linda Fröhlich-Todd, den zweiten Nachnamen hat sie nach der Heirat 2006 von ihrem Mann übernommen, ist trotz aller sportlichen Höhenflüge bodenständig geblieben. "Ich fühle mich geehrt, dass an mich gedacht wird", erwidert sie nach der Anfrage, ob sie für ein Interview für diese Zeitungsserie zur Verfügung steht. Es ist auch das Heimatgefühl, das sie in diesem Zusammenhang antreibt. Ihre Eltern leben immer noch in Oldendorf im Kreis Stade. Und die Erinnerungen an ihre Zeit beim TSV Lamstedt sind vollends positiv: "Ich denke sehr oft an meine ersten Einheiten in der Schulsport-Halle und die Basketball-Basics, die mir Herr Lange (Anm. d. Redaktion: gemeint ist der schon verstorbene Lehrer und Basketball-Trainer Rainer Lange) mit ganz viel Geduld beigebracht hat." Auch die Erinnerungen an "die anstrengenden Trainingseinheiten mit den Damen". Das von Trainer Volker Klüssendorf geleitete Team habe sie "als Küken aufgenommen und mich Stück für Stück großgezogen".

Erinnerungen an Lamstedter Zeit

Auch wenn die 1979 in Pforzheim geborene Linda Fröhlich später professionell Basketball spielte, die Erfolge in der Börde sind haften geblieben: "Unser Aufstieg mit der Damenmannschaft macht mich heute noch immer sehr stolz und die D-Jugendmeisterschaft auch." Ihre liebsten Erinnerungen aus der Lamstedter Zeit: "Als ich zusammen mit meiner Mutter und Schwester auf dem Parkett stehen durfte." Viel Freude hatte sie außerdem dabei, ihrem Vater bei seinen Herrenspielen zuzusehen. Dass bei den Fröhlichs Basketball schon immer großgeschrieben wurde, hat sicherlich geholfen. Bereits Mutter Vineta war Nationalspielerin der Sowjetunion. Drei der vier Geschwister spielen ebenfalls Basketball, Bruder Richard war früher in der 2. Bundesliga für die Cuxhaven BasCats auf Korbjagd.

Über Stade nach Wedel

In Lamstedt war sie bereits ein Ausnahmetalent, das auf den weiteren Stationen beim VfL Stade und beim SC Rist Wedel noch weiter gefördert wurde. Sie wurde zur Jugendnationalspielerin berufen, spielte für Wedel in der 2. Damen-Bundesliga. Nach ihrem bestandenen Abitur am Vincent-Lübeck-Gymnasium in Stade wurde ein Traum wahr, sie durfte in das Mutterland des Basketballs. In diese Zeit fiel aber auch noch ihr Debüt in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, mit gerade einmal 18 Jahren.

8691 Kilometer entfernt

Seit Sommer 1998 lebt sie nun in den USA, auch wenn sie zwischendurch immer wieder mal in anderen Ländern wegen eines Basketball-Engagements eine gewisse Zeit verbrachte. Zunächst studierte sie an der Universität Psychologie und Marketing. "In der Wüste von Nevada in Las Vegas durfte ich Basketball spielen - 8691 Kilometer entfernt von all dem, was ich zu dem Zeitpunkt kannte." Für die Uni spielte sie vier Jahre lang. Längst waren die US-amerikanischen Profiklubs auf sie aufmerksam geworden. So war es nur eine logische Konsequenz, dass sie direkt nach ihrem Studium ihren ersten Profivertrag in der besten Frauen-Basketball-Liga der Welt, der WNBA, unterschrieb. Von 2002 bis 2004 ging sie für die New York Libertys auf Korbjagd. Weil die Frauen nicht so hoch entlohnt werden wie ihre männlichen Kollegen in der NBA, ist es für viele Spielerinnen normal, zwischen den einzelnen Saisons in den USA auch noch ein Engagement in anderen Ländern anzunehmen. So war es auch bei Linda Fröhlich, die sich in Sachen Basketball zur Globetrotterin entwickelte. So war sie beim italienischen Erstligisten BPT Rovereto Basket in der Saison 2004/05 zur besten Korbjägerin der Liga geworden. 2005 wechselte sie nach Russland zu Spartak Moskowskaja Oblast, holte mit diesem Verein den FIBA-Cup. 2006 spielte Fröhlich erneut in der WNBA, diesmal zog sie mit dem Team Indiana Fever in die Play-offs. Es folgten Verpflichtungen sowohl in der WNBA als auch bei weiteren namhaften Klubs in Europa.

Ultimatives Ziel WNBA

Bei welchen Klubs es am schönsten war, kann sie nicht genau beantworten: "WNBA als ultimatives Ziel war natürlich das Beste, aber ich muss wirklich sagen, dass jeder Verein seine eigene Magie hatte und mir für mein Leben etwas Besonderes und Bestimmtes geschenkt hat." Jeder Ort habe ihr etwas beigebracht, etwas Schönes gezeigt, habe gute und dann auch mal holprige Zeiten gehabt. "Meine Jugendvereine TSV Lamstedt und SC Rist Wedel sind wo meine Wurzeln sind und meine Liebe zum Sport geboren ist und wo ich an vielen Meisterschaften teilhaben durfte", schwärmt die heute 41-Jährige. Und durch die Jugend-Nationalmannschaft habe sie mit 16 Lenzen schon fast alle europäischen Länder einmal besucht. Sie habe später so viele unvergessene Momente erleben dürfen und schwärmt: "In Russland haben wir den FIBA-Cup mit Spartak gewonnen, mit Fenerbahçe wurden wir türkischer Meister, in Rovereto in Italien haben wir uns innerhalb von drei Jahren vom Underdog zum Favoriten entwickelt, in Griechenland habe ich in einer Wohnung gelebt mit direktem Blick auf den Strand, in New York war Madison Square Garden mein Homecourt."

Für Deutschland im Einsatz

Neben den Einsätzen für ihre Vereine machte sie auch in der Nationalmannschaft ihren Weg, auch wenn dieser zwischenzeitlich etwas holprig war und es zwischen ihr und dem Deutschen Basketball-Bund (DBB) ordentlich knirschte. 2004 war eines ihrer besten Jahre im Nationaldress. 23,3 Punkte und 11,2 Rebounds pro Spiel steuerte sie während der EM-Qualifikation bei, das schaffte keine andere Sportlerin irgendeines Landes. Bei der EM 2005 kam Deutschland auf Rang elf. 16,4 Punkte und 9 Rebounds war die persönliche Bilanz von Linda Fröhlich, die auch bei der EM 2007 dabei war. Ende 2008 folgte eine schwere Zeit für sie. Ihr Verein hatte offenbar ein Schreiben an den Welt-Verband FIBA an eine falsche Adresse geschickt. Darin sei angezeigt worden, dass Fröhlich ein auf der Dopingliste stehendes Medikament unbedingt nehmen muss. Sie wurde gesperrt, aber kurze Zeit später freigesprochen. Das Verhältnis zum DBB litt in dieser Zeit. Eineinhalb Jahre später feierte sie aber ihr Comeback im Dress der Nationalmannschaft.

Das Jahr der Veränderungen

Das Jahr 2011 war das Jahr der Veränderungen. Linda Fröhlich beendete ihre aktive Karriere. Von nun an wollte sie sich um den Nachwuchs kümmern, zum einen im sportlichen Bereich mit der Gründung ihrer eigenen Basketball-Akademie und zum anderen im familiären Bereich. Der Kinderwunsch erfüllte sich bald bei der in Rancho Cucamonga in der Nähe von Los Angeles lebenden Familie. Mittlerweile sind es drei Kids im Alter von fünf, sechs und acht Jahren. Der Fröhlich-Nachwuchs spielt schon "auf die eine oder andere Art gezwungenermaßen Basketball, weil Mommy meistens in der Halle ist", berichtet die Mutter. Ihre Kinder interessieren sich nicht nur für Basketball: "Je nach Saison machen die Kinder gerne Karate, Tennis, Turnen, Fußball, oder Baseball. Wir lassen sie alles ausprobieren, damit sie sich eines Tages dann für ihren Lieblingssport Basketball entscheiden können", scherzt Linda Fröhlich und lacht dabei.

Die Akademie ist gewachsen

Die "Fröhlich Sports Academy" hat sich in den Jahren gemausert. Die Unternehmerin sagt stolz: "Was vor neun Jahren mit Einzeltraining begonnen hatte, hat sich nun in eine 2000 Quadratmeter große Sportschule beziehungsweise Academy entwickelt, mit zwei Basketballfeldern, vier Schussmaschinen, drei Batting Cages für Baseball, Kraftraum, Kunstrasen und einer Privat-Schule. Und das Träumen geht weiter." In ihrer Akademie haben sich in der Vergangenheit auch schon Basketball-Profis außerhalb der Saison fit gehalten, wie zum Beispiel die NBA-Profis Darren Collison (Indiana Pacers) und LaMelo (Charlotte Hornets). Sogar ganze Mannschaften waren schon bei ihr zu Gast, ein Beispiel sind die Agua Caliente Clippers aus der NBA G-League.

Ausbildung des Nachwuchses

Aber ihr Hauptaugenmerk legt Linda Fröhlich auf die Ausbildung des Basketball-Nachwuchses. Und den Kindern und Jugendlichen in ihrer Akademie vermittelt sie ihre Erfolgsrezepte: "Dream Big (Anm. d. Red.: Träume groß)! Lass Dir von keinem sagen, was Du nicht machen kannst. Wenn Du etwas findest, was Du liebst, und wenn Arbeit nicht wirklich Arbeit ist, dann Scheuklappen auf und Arbeit, Arbeit, Arbeit! Lass Dich nicht ablenken und arbeite daran, Dein Talent zu perfektionieren, auch oder besonders dann, wenn Dir keiner zuguckt. Hab' Spaß und remember (erinnere Dich): Nobody ist perfect (keiner ist perfekt), aber das sollte Dich nicht davon abhalten, es zumindest zu probieren."

Linda Fröhlich selbst ist nicht mehr so aktiv im Sport: "Ich bin mehr als Trainer auf dem Parkett dieser Tage und Vollzeit-Mutter, das hält mich auf Trab." Aber sie ist weiterhin rastlos und arbeitet daran, das Angebot ihrer Akademie auszubauen. Der Weg mit dem Basketball ist für sie also noch lange nicht beendet.

Stationen:

Debüt in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft mit 18 Jahren im Jahre 1998.

Sie absolvierte zwischen 1998 und 2010 insgesamt 79 A-Länderspiele und gilt als eine der besten Spielerinen der deutschen Basketballgeschichte.

Vereine in Europa: TSV Lamstedt, VfL Stade, SC Rist Wedel, BPT Rovereto Basket (Italien), Spartak Moskowskaja Oblast (Russland), Fenerbahçe Istanbul (Türkei), Taranto Cras Basket (Italien), Club Maxima Broker Kosice (Slowakei), Gambrinus Sika Brno (Tschechien), Ros Casares Valencia (Spanien) und AEO Proteas Voulas (Griechenland, hier wurde sie ins Allstar-Team der griechischen Liga berufen).

Erfolge mit der University of Nevada Las Vegas (UNLV): 2000, 2001 und 2002 zum Mountain West Conference's Player of the Year gewählt. Als sie ihre College-Laufbahn 2002 beendete, hatte sie mehr Punkte (2355) erzielt und Rebounds (1124) geholt als jede Spielerin des UNLV-Damenteams vor ihr.

Vereine in der WNBA: New York Libertys, Phoenix Mercury, Charlotte Sting, Indiana Fever, Sacramento Monarchs, Chicago Sky.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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