
Was passiert mit dem Otterndorfer Gasthof "Zur Schleuse"?
OTTERNDORF. Seit neun Jahren liegt es im Dornröschenschlaf, das historische Gasthaus "Zur Schleuse" in Otterndorf.
Immer stärker nagt die Zeit an der Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes. Wann wird die mehr als 300 Jahre alte Schankwirtschaft wachgeküsst?
Spricht man in Otterndorf Menschen auf das alte Gasthaus "Zur Schleuse" an, herrscht mittlerweile so etwas wie Frust über die Entwicklung des ehemaligen Traditionshauses. "Das ist echt ein Schandfleck, es muss unbedingt etwas geschehen", sagt Carsten Nickel, FDP-Politiker und stellvertretender Bürgermeister von Otterndorf. "Es ärgert mich seit Jahren, wie das Gebäude aussieht. Aber wir können nichts machen. Die Stadt kann nicht Gebäude sanieren, die in privater Hand sind."
Seit Juli 2011 ruht der Betrieb im Gasthaus, das in bester touristischer Hafenlage liegt. Seitdem verkommt das Fachwerkhaus zusehends. Die Fassade bröckelt, das Reetdach vermoost, der Lack blättert von den Fensterläden. Bedauerlich findet diesen Zustand auch Birgit Greiner, Denkmalschützerin beim Landkreis Cuxhaven. Sie hofft darauf, dass es mit der Sanierung bald losgeht, bevor die denkmalgeschützte Immobilie noch weiter in Mitleidenschaft gezogen wird. "Ich habe die Besitzer schon mehrfach angesprochen."
Ferienwohnung und Kneipe
Die Besitzer, das sind das Ehepaar Frauke und Mark Thimm aus Nordleda. Sie haben das ehemalige Gasthaus 2017 gekauft und wollen das Gebäude - in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde - wieder in Schuss bringen. Geplant ist, die Immobilie zweizuteilen - in einen Teil mit (Ferien)-Wohnung sowie einen öffentlichen Bereich. Eine hübsche Kneipe, ein Café oder eine Cocktailbar wäre für diesen vorderen Teil denkbar. Der auf Denkmalschutz-Gebäude spezialisierte Architekt Andreas Ehbrecht aus Hechthausen wurde mit der Planung beauftragt.
Aber wann geht es endlich los? Woran hakt es? "Der Bauantrag liegt beim Landkreis", berichtet Mark Thimm. "Eigentlich ist alles geklärt, es geht nur noch um Details." Unter anderem müssen die Thimms das Statik-Gutachten noch nachreichen. Ganz untätig sind die Investoren in der Zwischenzeit aber nicht gewesen: Sie haben das Gebäude komplett entkernt und für die Nachnutzung vorbereitet. Vor dem Haus liegen Steine für die Außenplatzgestaltung bereit.
Mit den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde gehen sie komplett konform, betonen die Eigentümer der "Schleuse", räumen aber ein, den bürokratischen Aufwand bei der Gebäudesanierung unterschätzt zu haben. Enttäuscht ist das Paar von der Politik. "Ich hätte mir von der Stadt Otterndorf ein größeres Engagement gewünscht", sagt Mark Thimm. Er könne noch immer nicht verstehen, wieso sich die Stadt beim "Café Brüning" engagiert habe, aber der touristisch bedeutenden "Schleuse" die Unterstützung versage.
Unterstützung von der Stadt?
FDP-Ratsherr Carsten Nickel will diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen: "Einen Zusammenhang mit Brüning sehe ich nicht, da die Stadt hier nur ein Lokal anmietet und kostenneutral weiterverpachtet." Eine Unterstützung der Stadt hält er dennoch für vorstellbar: "Sicherlich kann und sollte die Stadt Hilfestellung geben."
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Steffen Matzner sieht es ähnlich: "Eine Unterstützung der Stadt, gegebenenfalls in Verbindung mit Förderprogrammen von Bund und Land, ist grundsätzlich immer denkbar. Voraussetzung hierfür ist aber ein schlüssiges Gesamtkonzept für das Objekt, das Instandsetzung und zukünftige Nutzung abbildet." Die Stadt habe aber auch viele andere, vordringliche Aufgaben zu erledigen, betont Matzner. Und: "Es ist grundsätzlich nicht die Aufgabe der Stadt, Gebäude in Privatbesitz zu sanieren."
Malte Hinck, SPD-Fraktionschef und Vorsitzender des Bau- und Altstadtsanierungsausschusses, schlägt den Investoren vor, ihr Bauprojekt im Ausschuss vorzustellen. Aus seiner Sicht sollte das Ehepaar Thimm "seitens der Gremien und der Verwaltung weitere Unterstützung erhalten", etwa bei der Beantragung von überregionalen Fördermitteln oder bei baurechtlichen Fragestellungen. Einer finanziellen Hilfe der Stadt für das Gasthaus "Zur Schleuse" erteilen die Sozialdemokraten dagegen eine Absage: "Zum einen haben wir als SPD-Fraktion bereits in der Vergangenheit eine finanzielle Unterstützung der Stadt bei ähnlichen privaten Investitionen kritisch gesehen und zum anderen liegt das Gebäude nicht in einem städtischem Sanierungsbereich."