Schon beim Einwerfen musste CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh alle Kräfte mobilisieren. Die Präzision beim Torwurf litt gewaltig. Foto: Lütt
Schon beim Einwerfen musste CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh alle Kräfte mobilisieren. Die Präzision beim Torwurf litt gewaltig. Foto: Lütt
"Sportlich von A bis Z"

Wasserball in Cuxhaven im Selbstversuch: Harte Arbeit im weichen Wasser

von Jan Unruh | 12.02.2020

CUXHAVEN. Kampf, Technik, Kameradschaft - Wasserball vereint all diese Tugenden. Im Rahmen der Serie "Sportlich von A bis Z" begab sich CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh mit Akteuren des SC Neptun Cuxhaven ins Becken des Cuxhavener Hallenbades und erlebte die Faszination dieser Sportart hautnah. Am Ende der intensiven Trainingseinheit ist er einfach nur froh, überlebt zu haben.

Wasser ist nicht mein liebstes Element. Ich gehe zwar gerne baden, lass mich im Whirlpool durchblubbern oder im warmen Mittelmeer treiben, doch Schwimmen ist nicht unbedingt eine Leidenschaft von mir. Keine guten Grundvoraussetzungen für den Selbstversuch beim Wasserball - ich wage es dennoch. Etwas mulmig ist mir schon, als ich das Cuxhavener Hallenbad betrete. Eine Schar junger, durchtrainierter Sportler schwimmt sich bereits intensiv warm. Bahn für Bahn. Brustschwimmen, Kraulen, Rückenschwimmen, Schmetterling - alle erdenklichen Varianten sind dabei. Ich staune nicht schlecht, merke aber wie die Verunsicherung in mir steigt. Schnell fortbewegen kann ich mich, wenn überhaupt, an Land. Im Wasser bin ich eher Stein als Fisch. Kraulen habe ich nie wirklich gelernt. Ich halte mich mit solidem Brustschwimmen über Wasser. Für meine Premieren-Trainingseinheit muss das reichen.

Nach ein paar wenigen Bahnen in gemächlichem Tempo kommt der Ball ins Spiel. Dieser gleicht von der Größe her einem Volleyball, ist aber mit 400 bis 450 Gramm fast doppelt so schwer. Die lockeren Passübungen bekomm ich noch ganz gut hin, doch schon nach wenigen Aktionen wird mir bewusst, auf was es wirklich ankommt: nämlich Kraft. Wie ein Hund im Wasser zappele ich mit Beinen und Füßen und versuche, mich so an der Oberfläche zu halten. Doch ich brauche schnell Pausen. Zum Leidwesen der Wasserballer ist das Cuxhavener Hallenbad nicht durchgängig tief, mir kommt es schon früh zugute. Ich schwimme klammheimlich in die flacheren Gefilde und entlaste mal kurz meine Beine. Trainer Udo Kattenberg quittiert es mit einem leichten Schmunzeln: "Wir haben noch nicht einmal angefangen." Ich ahne Böses. Kattenberg nimmt mich beiseite und erklärt mir die richtige Technik, um nicht unterzugehen. Wassertreten heißt das Zauberwort. Es ist die effektivste, am wenigsten anstrengende und damit von jedem Wasserballer praktizierte Methode, um sich über Wasser zu halten. Ich versuche es, verfalle aber schnell wieder in meine ganz eigene Hunde-Strampel-Technik.

Dann beordert Trainer Kattenberg einen seiner Schützlinge zu mir. Der 17-jährige Jasper Pannasch soll mir zeigen, wie man richtig passt. Er ist einer von derzeit rund 60 aktiven Wasserballspielern beim SC Neptun, eifert seit vielen Jahren dieser Sportart nach - und feierte mit dem SC Neptun zahlreiche Erfolge in der Vergangenheit. Die Streuung meiner Würfe ist hoch. Zudem fehlt die nötige Härte. Als Pannasch und Kattenberg mich darauf hinweisen, lege ich mich ins Zeug, drücke mich aus dem Wasser und feuere den Ball zu meinem Gegenüber - so war jedenfalls mein Empfinden. Während ich sofort ein deutliches Ziehen im unteren Rücken spüre, hält Jasper den Ball nach meinem gefühlten Monster-Wurf ohne Mühe mit einer Hand fest. Ich brauche eine Pause, schwimme ein paar Meter zur Seite und halte mich am Beckenrand fest. Während des Spiels wäre das nicht erlaubt, so Udo Kattenberg. Ich würde eine Strafe bekommen. Ausruhen könne man sich nach der Partie. Klingt hart, ist es auch.

Das Spielfeld beim Wasserball ist üblicherweise 30 mal 20 Meter groß. Im Cuxhavener Hallenbad sind es nur 15 mal 12,5 Meter. Das ist auch der Grund, warum der SC Neptun seine Heimspiele in Bremen oder Hamburg austragen muss. Das Becken ist einfach zu klein. Das wird im neuen Hallenbad nur bedingt besser. Die Breite bleibt gleich, doch aufgrund der durchgehenden Tiefe im Neubau an der Beethovenallee ist ein Spielbetrieb in bestimmten Klassen möglich.

Im Trainingsspiel wird es jedoch ganz schön eng. Ein Team besteht aus sechs Feldspielern und einem Torwart. Ich bin im blauen Team, muss mir eine gleichfarbige Kappe mit der Nummer 8 aufsetzen. Alle Spieler begeben sich auf die Grundlinie und warten auf den Pfiff von Schiedsrichter Udo Kattenberg. Wenig später wirft er den Ball in Höhe der Mittellinie ins Wasser. Mit dem Anpfiff schwimmen die Feldspieler von der Torlinie in das Spielfeld, wobei die schnellsten Schwimmer zur Mittellinie sprinten, um in Ballbesitz zu gelangen. Das war auch meine Aufgabe. Während um mich herum das Wasser wild herumspritzte, weil sich alle Akteure mit raumgreifenden Kraulbewegungen nach vorne katapultieren, schwimme ich wie in Zeitlupe in Richtung Ball. Dass ich ihn dennoch ergattern kann, liegt vielmehr an der Rücksicht meiner Trainingspartner.

Das Spiel beginnt und ich bin mittendrin. Es geht hin und her, es wird gezogen, gezerrt, gerangelt. Das ein oder andere Foul ist auch dabei, doch nach kurzem Pfiff des Schiedsrichters geht es sofort weiter. Zeit zum Verschnaufen bleibt keine. Ich wirke wie ein Fremdkörper, lasse mich mehr und mehr zur Seite gleiten, um dem Trubel im Zentrum zu entgehen. Dort geht es ordentlich zur Sache. Und auch, wenn der Großteil meiner Gegenspieler Rücksicht walten lässt, war es ein beklemmendes Gefühl, völlig aus der Puste aus Versehen unter Wasser gedrückt zu werden. Als ich meinen wahrscheinlich doppelt so breitschultrigen Gegenspieler Danilo Rusch mit einem Grinsen im Gesicht sage, dass es ja ein ziemlich ungleiches Duell zwischen uns beiden sei, entgegnet er nur: "Lernen durch Schmerz." Er verzieht dabei keine Mine und schwimmt davon. Auf Small Talk hat er anscheinend keine Lust.

Ein Erfolgserlebnis darf ich dann aber doch noch feiern. Ungefähr auf Höhe der Mittellinie bekomme ich den Ball, schwimme ein wenig Richtung gegnerisches Tor und werfe den Ball - auch zu meinem Erstaunen - direkt in den Torwinkel. Meine Mitspieler jubeln, ich hab dazu keine Luft mehr. Ich bin platt - und wie. Die ersten Krämpfe in den Beinen deuten sich an. Das wilde Rumgestrampel im Wasser hat seine Spuren hinterlassen. "Letztes Tor entscheidet", ruft Kattenberg dann glücklicherweise hinein. Nach jeweils zwei vergebenen Torchancen auf beiden Seiten hat aber auch er ein Einsehen. "Schluss. Unentschieden."

Mit zittrigen Beinen und Armen steige ich aus dem Becken. Ich bin froh, wieder festen Boden unter mir zu haben, auch wenn ich in diesem Moment jeden Muskel meines Körpers spüre. Und trotz des nassen Sportareals bin ich schweißgebadet. Wasserball ist nichts für Zartbesaitete. Die Sportart erfordert Kraft, Ausdauer, Technik, Schnelligkeit, jede Menge Geschick und eine gewisse Härte. Das fehlt mir alles. Dennoch hat es unheimlich Spaß gebracht, sich bis zur Erschöpfung auszupowern. Für Wasserratten genau das richtige.

Wasserball:

Wasserball ist ein Ballspiel in einem abgegrenzten Feld im Wasser, bei dem die Spieler zweier Mannschaften versuchen, den Ball durch geschicktes Taktieren und Abspielen in das gegnerische Tor zu werfen.

Wasserball gilt als Teildisziplin des Schwimmsports, sodass der Weltschwimmverband FINA der internationale Dachverband der Sportart Wasserball ist.

Eine Mannschaft besteht aus maximal 13 Spielern (bei einigen Turnieren bis zu 15 Spieler), von denen sich im regulären Verlauf jeweils der Torhüter und sechs Feldspieler im Wasser befinden; die übrigen Spieler stehen nach aktuellem Bedarf zum Auswechseln bereit.

Im Cuxland kann man nur beim SC Neptun Cuxhaven offiziell Wasserball spielen. Über 60 aktive Sportler zählt der Verein, der zudem auch Schwimmtraining und -kurse anbietet. Weitere Informationen über das Vereinsleben und die Kontaktdaten der Ansprechpartner gibt es im Internet unter www.scneptun.de.

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Jan Unruh

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

junruh@no-spamcuxonline.de

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