
Wenn der Selbsttest positiv ist: So geht's im Kreis Cuxhaven weiter
KREIS CUXHAVEN. Wenn der Corona-Selbsttest positiv ist, muss dann ein PCR-Test eingeholt werden? Und muss man dafür Stunden in der Kälte warten? Mit rasant steigenden Corona-Zahlen im Landkreis rücken solche Fragen wieder in den Vordergrund.
Corona drängt im Herbst wieder stärker ins Bewusstsein. Die Selbsttests für zu Hause sind inzwischen weit verbreitet, und zuletzt mussten Betroffene wieder öfter ein positives Ergebnis ablesen - die Corona-Fallzahlen steigen im Cuxland. Zuletzt wieder auf eine Inzidenz von mehr als 1000.
Doch wie geht es weiter, wenn der Selbsttest positiv ist? Der Landkreis rät dazu, bei Symptomen den Hausarzt anzurufen - und dort womöglich auch gleich einen PCR-Test folgen zu lassen.
Das kann bei steigenden Fallzahlen schon mal zu Wartezeiten führen. So erreichen uns Berichte, wonach Patienten, die mit Symptomen kämpften, bis zu zwei Stunden vor Arztpraxen warten müssen, um an der Reihe zu sein. Muss man im Herbst im ländlichen Raum also für einen PCR-Test bibbern?
Mit dem Beeper ins warme Auto
Bei der Hausärztin Ilka Priebe in Hagen kann das nicht passieren: Sie hat inzwischen einen eingeübten Ablauf für ihre Praxis. Sie spricht mit ihren Patienten zuerst am Telefon, dann fahren diese zur Praxis und erhalten dort eine Art Funkklingel, mit der sie sich wieder ins warme Auto setzen. Wenn sie dran sind, werden sie angeklingelt - und gehen über den Seiteneingang zum PCR-Test. "Wir möchten diese Patienten möglichst nur kurz in der Praxis haben", erklärt Priebe. Frieren müsste bei ihr aber keiner. Soweit sie wüsste, würden die meisten ihrer Hausarzt-Kollegen es ähnlich handhaben. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KVN) ist es so genau richtig.
Vielen reicht der Selbsttest und die Isolation
Immer mehr Patienten im Landkreis nehmen allerdings gar keinen PCR-Test mehr in Anspruch. Sie isolieren sich zu Hause nach einem positiven Selbsttest. Mindestens fünf Tage - das ist die Vorschrift - oder so lange, bis sie wieder negativ sind. Die Hausärzte haben gegen dieses Vorgehen oft nichts einzuwenden, solange die Betroffenen ihre Symptome gut im Blick behalten und sich bei Bedarf melden.
Laut Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), rät die KVN den Ärzten dazu, nach dem ersten Telefongespräch zu entscheiden, ob man die Patienten überhaupt in der Praxis sehen möchte oder ob ein Selbsttest und Isolation zu Hause ausreichen. Dann könne auch eine andere Person die Krankschreibung für den isolierten Patienten abholen, sofern vorher eine Daten-Einwilligung dafür in der Praxis hinterlegt wurde. "Das kann aus medizinischer Sicht im Einzelfall entschieden werden", bekräftigt Haffke.
Für die offizielle Corona-Inzidenz, die der Landkreis täglich veröffentlicht, hat der schlanke Ablauf mit Selbst- und Schnelltests allerdings Folgen. Die infizierten Personen tauchen nicht mehr in den Statistiken auf, die Dunkelziffer wächst. "Die Zahlen sagen derzeit tatsächlich nicht viel aus", sagt Haffke. Experten gehen davon aus, dass die wahre Inzidenz drei- bis viermal so hoch ist.
Landkreis-Sprecherin Stephanie Bachmann stimmt zu, dass aus medizinischer Sicht nicht immer ein PCR-Test notwendig ist, aus rechtlicher Sicht aber schon. Die gesetzlichen Vorgaben sehen laut Bachmann klar vor, dass jeder Infizierte seinen Selbsttest mit einem PCR-Test bestätigen lassen muss. Daran habe sich nichts geändert, auch wenn es vielen nicht mehr bewusst sei. Ein PCR-Test sei sinnvoll - nicht nur, weil dann die Statistiken ein genaueres Bild liefern würden. Dann hätten die Betroffenen einen zweifelsfreien Nachweis darüber in der Hand, ob sie wirklich infiziert waren - das sei zum Beispiel wichtig, wenn der Termin der nächsten Impfung geplant werde. Auch der Genesenen-Nachweis sei nur so zu erlangen. Hausärzte dürften aber einen PCR-Test verweigern, wenn sie ihn aus medizinischer Sicht nicht für angemessen halten. Dann müsse die infizierte Person auch einen weiteren Weg zu einem PCR-Testzentrum in Kauf nehmen.
Die Corona-Situation
Selbst wenn die Statistiken nur einen Teil der Infektionen spiegeln. Die Situation wird wieder ernster, ist aber laut Gesundheitsamtsleiter Dr. Kai Dehne beherrschbar. "Diese Zahlen alleine sagen nichts aus. Der Krankheitsverlauf ist bei vollständig geimpften Personen in der Regel milde. Ein schwerer Verlauf zeigt sich häufiger bei ungeimpften Personen oder bei Personen, welche zu den vulnerablen Gruppen gehören." Derzeit sei noch keine relevante Belastung des Gesundheitssystems zu verzeichnen. "Wir stehen im permanenten engen Austausch mit den stationären und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten im Landkreis. Diese und wir sind gut vorbereitet."
Laut Sprecherin Bachmann steigt parallel dazu die Impfnachfrage an, vor allem der neueste angepasste Impfstoff sei gefragt. "Der Zulauf ist mehr als in den Wochen zuvor, vermehrt finden auch vierte Impfungen statt." Die Impfteams würden dabei den offiziellen Empfehlungen folgen.
Von Jens Gehrke