
Wie denken eigentlich die Jungen im Cuxland über die 68er?
KREIS CUXHAVEN. Die 68er sind auch als ein Aufbegehren der Jungen gegen die Erwachsenenwelt in Erinnerung.
Man befreite sich von als überkommen empfundenen Regeln und bereitete nach eigenem Verständnis einer neuen politischen Kultur den Boden. Wie denkt der politisch interessierte Nachwuchs heute darüber? Wir haben die Jugendorganisationen der Parteien befragt. Nachstehend sind die Antworten derer dokumentiert, die auf unseren Aufruf reagiert haben.
Protest in Bremen
Vor 50 Jahren, im Januar 1968, besetzten Bremer Schüler die Schienen der Straßenbahn. Der Anlass waren Fahrpreiserhöhungen. Die Bremer Straßenbahn AG und der Senat hatten den Preis für den Einzelfahrschein von 60 auf 70 Pfennig erhöht. Der Preis für Sammelkarten für Schüler, Studenten und Lehrlinge stieg um sieben Pfennig - von 33 auf 40 Pfennig. Eine Erhöhung, die die Jugendlichen zu Tausenden auf die Barrikaden brachte.
Die Demonstrationen eskalierten, es kam zu schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Innenstadt. Polizei und Senat schätzten die Proteste am Anfang falsch ein, setzten auf volle Härte. "Draufhauen, draufhauen, nachsetzen!", brüllte der damalige Polizeipräsident Erich von Bock und Polach noch am vierten Protesttag den Einsatzkräften über Megafon zu, wie sich ein damals 19-jähriger Polizist in dem Buch "Draufhauen, draufhauen, nachsetzen!" von Detlef Michelers erinnert, das die wohl detailreichste Schilderung der turbulenten Tage enthält. "Chaos in Bremen" titelte die Bild-Zeitung am 20. Januar 1968. Es gab dutzende Verletzte, Hunderte Festnahmen. "Es war der brutalste und größte Polizeieinsatz, den Bremen seit Kriegsende erlebt hatte", so Michelers.
Letztlich wurde die Fahrpreiserhöhung zurückgenommen. "Schülerstreich, der die Bremer Staatsgewalt beugt", schrieb der Spiegel am 29. Januar 1968. In Bremen beschäftigten die Straßenbahn-Unruhen der jungen 68er anschließend einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft. Das Gremium kam zu dem Schluss, dass der Polizeieinsatz zu hart gewesen war. Politisch gestolpert ist damals keiner im Bremer Senat, auch der Polizeipräsident blieb noch viele Jahre im Amt.