"Ich habe nie damit gerechnet, dass ich bei der Deutschen Post arbeiten werde", sagt Jannik Spreckelsen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hat Spreckelsen seinen Traum als Fotograf auf einem Kreuzfahrtschiff gelebt. Foto: Spreckelsen
"Ich habe nie damit gerechnet, dass ich bei der Deutschen Post arbeiten werde", sagt Jannik Spreckelsen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hat Spreckelsen seinen Traum als Fotograf auf einem Kreuzfahrtschiff gelebt. Foto: Spreckelsen
Corona im Kreis Cuxhaven

Wie dieser Cuxhavener vom Kreuzfahrt-Fotografen zum Postboten wurde

02.03.2022

KREIS CUXHAVEN. Jannik Spreckelsen aus Cuxhaven hat seinen Traum als Fotograf auf einem Kreuzfahrtschiff gelebt. Durch die Corona-Pandemie musste er umschulen, ist nun Postbote in Cadenberge - und trotzdem zufrieden.

Bis zu elf Millionen Pakete und 49 Millionen Briefe wurden deutschlandweit an Spitzentagen während der Corona-Pandemie täglich ausgeliefert, die doppelte Menge wie normalerweise. Jannik Spreckelsen (30) ist einer der Postboten, die dieses Aufkommen am eigenen Leib erfahren haben. Warum der ehemalige Aida-Fotograf seinen Branchenwechsel zur Deutschen Post nicht bereut.

Von den Kanaren nach Cuxhaven

"Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, weiß ich nicht, was auf mich zukommt", sagt Jannik Spreckelsen. Der Cuxhavener arbeitet bei der Deutschen Post. Doch das war nicht immer so: Aufgrund der Corona-Pandemie musste er seinen Job als Aida-Fotograf aufgegeben und bei der Post angefangen.

Traumjob auf Kreuzfahrtschiff

Als die Pandemie beginnt, ist Jannik Spreckelsen weit entfernt von Deutschland, auf den Kanaren. Er übt seinen Traumjob aus: Fotograf auf einem Kreuzfahrtschiff. "Ich habe zuerst gedacht, dass die Welt schon nicht untergehen wird", sagt Spreckelsen. Im Laufe der Zeit bekommt er es aber mit der Angst zu tun.

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"Harter Schlag für die Crew"

"Ich habe das immer weiter verfolgt und mitbekommen, dass es immer näher kommt." Einen Monat bleibt der Cuxhavener noch auf dem Schiff. Unterdessen treten die Besucher die Heimreise an. Ihm wird bewusst: "Es wird jetzt echt ernst." Kurz vor dem 1. April bekommt er die Nachricht, dass auch er das Schiff verlassen muss. "Wir haben alle geschluckt. Das war ein harter Schlag für die gesamte Crew", schildert Jannik Spreckelsen.

Empfang mit Maschinenpistolen

Die Heimreise gestaltet sich als herausfordernd. Es ist eine Extremsituation, so der Cuxhavener. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden gestaltet sich als schwierig. Als sie das Schiff verlassen, um zum Flughafen zu kommen, werden sie von spanischen Polizisten mit Maschinenpistolen erwartet.

Bewerbung bei Deutscher Post

"Das war, wie im Film." Per Polizei-Eskorte wird die Crew zum Flughafen begleitet. Zurück in Deutschland muss Spreckelsen die Ereignisse erst einmal verarbeiten.

"Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht und welcher Job zu mir passen könnte", schildert Spreckelsen. In der Fotografie-Branche weiterzuarbeiten, schwebt dem Cuxhavener nicht vor. "Der Stellenmarkt war ohnehin leer." Er orientiert sich in Richtung Transport und Logistik, weil ihn dieser Arbeitsbereich am meisten interessiert. Zunächst beginnt er bei einem Kurier-Dienst, aber nicht auf Dauer.

Viel zu tun als Postbote

"Als ich die Stellenanzeige der Deutschen Post sah, habe ich mich sofort beworben", sagt er. Als er im September 2020 die Stelle zum Paket- und Postboten antritt, muss er zunächst mit Startschwierigkeiten kämpfen.

Das Paket- und Briefaufkommen ist pandemiebedingt höher denn je. Alleine in den 14 Cadenberger Bezirken, in denen Spreckelsen Post ausliefert, werden in der Weihnachtszeit bis zu 6400 Pakete und 35 000 Briefe pro Woche ausgeliefert. "Dadurch, dass ich noch nie in dem Berufsfeld gearbeitet habe, war es eine Herausforderung für mich das Ganze zu meistern", sagt der Cuxhavener.

Aufgeben ist keine Option

Obwohl er sich zwischendurch fragt, wie er das schaffen soll, kommt Aufgeben nicht in Frage. Spreckelsen sagt: "Von Woche zu Woche wurde es besser." Verschiedene Hürden muss der Cuxhavener als Quereinsteiger bei der Post überwinden: Sei es das sinnvolle Vorsortieren der Pakete und Briefe im Postauto, Stress durch Verkehrsstaus, Grundstücke mit gefährlichen Hunden zu betreten oder auch mit den Reaktionen der Kunden bei verspäteten oder beschädigten Paketen umzugehen.

Besonnenheit hilft im Job

"Es kommt auch vor, dass ich ein Paket nicht dabeihabe, was der Kunde sehnsüchtig erwartet", so Spreckelsen. Seine Besonnenheit hilft ihm mit den Launen der Kunden umzugehen. Dazu überwiegt die Freude und Dankbarkeit der Kunden. "Es macht mich glücklich, dem Kunden diese Sendungen zu übergeben."

Kollegen sind große Stütze

Der Cuxhavener betont: "Wenn ich zu diesen Kunden fahre, fühlt es sich fast an, wie nach Hause kommen", betont der Cuxhavener. Dass sich sein Karriereweg einmal durch eine Pandemie derart ändern könnte, hätte er nicht gedacht. "Ich habe nie damit gerechnet, dass ich bei der Post arbeiten werde." Auch die Kollegen sind eine große Stütze, besonders in der Anfangszeit. "Ich fühle mich sehr wohl im Team, das ist das Wichtigste", sagt er. Den Wechsel zur Deutschen Post hat Spreckelsen daher bislang keineswegs bereut.

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