Wingster Holtmann ist Weltmeister im Skijöring
WINGST. Ein Mann, ein Hund - zusammen sind sie Weltmeister. Wenn es spektakulär und temporeich durch tief verschneite Landschaften geht, sind Tapi und Tuuli in ihrem Element.
Dann heißt es für die sibirischen Huskies: Laufen, laufen, laufen. Ihr Herrchen Klaus Holtmann aus der Wingst hat das Skijöring in der Distanz für sich entdeckt. Als Team sind Mensch und Hund dabei unschlagbar. Die Basis dafür: Blindes Vertrauen.
"Skijöring ist keine Sportart für Angsthasen", meint Klaus Holtmann. Der 64-Jährige zeigt regelmäßig, dass man auf Skiern auch in flachen Lagen richtig schnell werden kann, wenn er sich an einem Seil von einem oder zwei seiner Schlittenhunde streckenweise ziehen lässt.
Im Februar dieses Jahres trafen sich Schlittenhundefahrer aus aller Welt in Haidmühle im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau zur Weltmeisterschaft. Klaus Holtmann und Tapi starteten im A-Kader der Nationalmannschaft. Dieses Mal schafften es der drahtige Wingster und sein treuer Gefährte auf den vierten Platz. Im Jahr 2014 wurde Klaus Holtmann mit den sibirischen Huskies Tapi und Tuuli beim Schlittenhunderennen in Kandersteeg in der Schweiz Weltmeister. "Die Distanz von 40 Kilometern schafften wir in zwei Stunden, 17 Minuten bei einer Höchstgeschwindigkeit von 35 Kilometern die Stunde", erzählt Klaus Holtmann. Er ist Musher, also der Mensch, der das Gespann leitet. Seit fast 30 Jahren hat er Schlittenhunde-Erfahrung, erzählt er begeistert.
Für Klaus Holtmann und seine Frau Brigitte sind Tuuli und Tapi ihre Helden auf vier Pfoten. "Aufgeregt ist man immer vor solch großen Rennen, bei denen mitunter bis zu 2000 Schlittenhunde an den Start gehen", erzählt der Musher. Vor allem müsse er selber über ein hohes Maß an körperlicher Fitness verfügen. Denn: Um bei einer Weltmeisterschaft ganz vorne zu landen, könne er sich nicht einfach von seinem Hund ins Ziel ziehen lassen.
"Wir müssen beide richtig ackern", erklärt er. So versuche er im Rennen, den Hund wenn es bergauf geht zu entlasten. "Tapi spürt das und dankt es, indem er dann richtig Gas gibt. Er ist ein Kämpfer und sehr schnell." Für den Richtungswechsel oder das Überholen mehrerer Gespanne gebe es keine Zügel, mit denen ein Musher das Tier lenken könne wie bei einer Kutsche. Die Verständigung im Wettkampf laufe einzig und allein über Körpersprache, Kommandos und das blinde Vertrauen. "Es ist eine ganz besondere Verbindung zwischen Hund und Mensch", schwärmt Holtmann. "Nur wenn wir als Team harmonieren, können wir als Gespann sicher und schnell einen Wettkampf bestreiten."
Für Klaus Holtmann wird der sibirische Husky immer der perfekte Hund für diesen Sport bleiben. "Sie sind die Schnellsten von den reinrassigen Züchtungen und leicht zu händeln." Einzig und allein als Sportgerät sehe er seine Hunde nicht, bekräftigt er. Als hätten die beiden Tiere es verstanden, heben Tapi und Tuuli den Kopf und blicken ihren Herrn an. Die beiden Rüden liegen entspannt auf ihren Kissen. Einer rechts vom Sofa, einer links. Und nichts lässt in einem derartigen Moment erahnen, welch unbändiger Arbeitswille, Kampfgeist und Leistungsfähigkeit hinter den doch recht zierlich wirkenden Hunden steckt.
Klaus und Brigitte Holtmann möchte den Menschen die Sportart und das Wesen der Schlittenhunde näherbringen. Dafür sind sie mit dem Wingster Bürgermeister Patrick Pawlowski im Gespräch. Die Idee ist, ein Schlittenhunde-Wagenrennen im kommenden Herbst in der Wingst auszurichten. Die Weltmeister Tapi und Tuuli werden dabei sein.