Ein spannender Endspurt mit einem Doppelsieg für Deutschland beim Triathlon-Weltcup in Madrid, bei dem erst das Zielfoto Klarheit über die Platzierung gab. Foto: Petko Beier/ITU
Ein spannender Endspurt mit einem Doppelsieg für Deutschland beim Triathlon-Weltcup in Madrid, bei dem erst das Zielfoto Klarheit über die Platzierung gab. Foto: Petko Beier/ITU
Triathlon

Wingster Lasse Lührs wird Zweiter in Madrid

10.05.2019

MADRID. Der 22-jährige Wingster Lasse Lührs hat eine Weltklasse-Vorstellung beim Triathlon-Weltcup in Madrid abgeliefert. 

Er lieferte sich mit einem deutschen Konkurrenten ein Kopf-an-Kopf-Rennen über die Sprintdistanz. Das Zielfoto musste die Entscheidung bringen. Lührs wurde Zweiter. Ein Erfolg, mit dem vor einigen Wochen beim holprigen Saisonstart nicht unbedingt gerechnet werden konnte.

Nach einer erfolgreichen Saison 2018 und dem Deutschen Meistertitel in der Tasche, folgte ein trainingsintensiver Winter. Das 22-jährige Triathlontalent Lasse Lührs stieg recht früh in die neue Saison ein. Bereits Anfang März war er bei einem Triathlon-Wettkampf der World-Triathlon-Series (WTS) in Abu Dhabi, wo er geschwächt durch eine kurz zuvor erlittene Lebensmittelvergiftung immerhin auf Rang 33 über die Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) kam.

Fast den gesamten April verbrachte der seit fast drei Jahren in Spanien lebende Lührs im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, um von dort aus Ende April direkt zum nächsten WTS-Rennen nach Bermuda zu fliegen. Über die olympische Distanz (1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) startete alles, was Rang und Namen hat, denn alle Athleten haben in diesem Jahr das Ziel, ausreichend Punkte für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Tokio im nächsten Jahr zu sammeln. Der Wettkampf war sehr hart. Bei starkem Wind, hohen Wellen und schwierigem Kurs mit einigen Steigungen und 90-Grad-Kurven war der Wingster am Ende mit dem 23. Platz absolut zufrieden.

Nun stand der nächste Wettkampf an. Ein Weltcup-Triathlon in Madrid über die Sprintdistanz. Zwei Mal startete Lührs bereits in der Hauptstadt seiner derzeitigen Wahlheimat und beide Male erkämpfte er sich einen sehr guten siebten Platz. Doch für diesen Wettkampf hatte er sich mehr vorgenommen. Eine Top-Fünf-Platzierung sollte es in jedem Falle werden - mit etwas Glück und optimal verlaufendem Rennen sogar noch weiter vorn.

Zwischenfall im Wasser

Doch gleich nach dem Schwimmstart bekam die große Euphorie einen herben Dämpfer. Nach den ersten Schwimmzügen wurde Lührs im großen Gedrängel der 65 Teilnehmer brutal die Schwimmbrille von der Nase geschlagen. Kurz orientierungslos und etwas benommen fand er schwer in seinen Rhythmus zurück und schaffte es nur unter großem Kraftaufwand nicht immer weiter nach hinten geschoben zu werden. Somit verließ Lührs das Wasser erst als 23., um dann aber schnell und konzentriert auf das Rad zu wechseln.

Drei Athleten hatten sich bereits abgesetzt, dann folgte die erste große Radgruppe, in der Lührs sich befand. Die ersten Radkilometer waren nach dem anstrengenden Schwimmen hart, zumal die zu absolvierenden vier Radrunden jeweils einen gut einen Kilometer langen Serpentinenkurs mit rund 60 Höhenmetern beinhalteten. Nun machte sich das harte Radtraining in den Bergen der Sierra Nevada bezahlt und Lührs meisterte die Steigungen problemlos. Im Pulk erreichten die ersten 20 Radfahrer nach gut 30 Minuten die zweite Wechselzone.

Problem in der Wechselzone

Jetzt hieß es, einen kühlen Kopf bewahren und erneut schnell und konzentriert wechseln, um einer der Ersten auf der Laufstrecke zu sein. Doch der für seine schnellen Wechsel bekannte Lührs kam nicht auf Anhieb in seine Laufschuhe, sodass ein Athlet nach dem anderen an ihm vorbei aus der Wechselzone lief. Brauchten die zwei anderen deutschen Teilnehmer, Justus Nieschlag und Jonas Schomburg, nur 19 Sekunden für den Wechsel, dauerte es bei Lührs ganze vier Sekunden länger.

13. vor dem Laufen

Zwölf Athleten hatten die Wechselzone bereits verlassen, bis Lührs ihnen endlich folgte. Um nicht den Anschluss zu verlieren, musste Lührs die Fünf-Kilometer-Laufstrecke gleich mit sehr hohem Tempo beginnen. Nach zwei Kilometern befand er sich dann in der zehn Mann starken Führungsgruppe, in der sowohl sein deutscher Kollege, Justus Nieschlag, als auch sein spanischer Trainingspartner, Roberto Sanchez Mantecon, um die besten Plätze kämpften. Mit jedem weiteren Kilometer schrumpfte die Gruppe, weil immer weniger Athleten das hohe Tempo halten konnten. 500 Meter vor dem Ziel waren es nur noch vier Triathleten. Nieschlag, der an der Spitze lief, erhöhte das Tempo erneut. Nur Lührs und Sanchez Mantecon blieben an ihm dran.

Dann setzte Lührs auf der Zielgeraden vor dem Königspalast zu einem Endspurt an. Der Spanier war für einen kurzen Moment unaufmerksam und sofort zwei Meter hinter Lührs. Doch Nieschlag reagierte und ließ sich nicht abschütteln. Beide Sportler mobilisierten ihre letzten Kraftreserven und lieferten sich einen erbitterten Kampf bis über die Ziellinie, der von tausenden jubelnden Zuschauern begleitet wurde.

Doch wer von den beiden gewonnen hatte, wusste erst einmal niemand. Zeitgleich in 55:51 Minuten erreichten beide Deutschen das Ziel. Erst das Zielfoto gab Aufschluss: Nieschlag war minimal vor Lührs mit dem Oberkörper über der Ziellinie und damit Gewinner dieses packenden Rennens. Kurz darauf, in 55:56 Minuten, lief Sanchez Mantecon als Dritter ins Ziel.

Schnellste Laufzeit

Auch, wenn Lührs nur sehr knapp am Sieg vorbei schrammte, war er mehr als zufrieden mit seiner Leistung und dem zweiten Platz. Wer hätte beim Schwimmen und dem Patzer in der zweiten Wechselzone gedacht, dass überhaupt noch ein Podestplatz möglich war. Immerhin hatte der 22-Jährige die schnellste Laufzeit (14:46 Minuten). Die anschließenden Interviews, die Lührs mittlerweile in fließendem Spanisch abwickeln kann, und die Siegerehrung gemeinsam mit den drei Erstplatzierten der Frauen, bei der die obligatorische Sektdusche natürlich nicht fehlen durfte, genoss Lührs sichtlich.

Diverse Starts folgen

Lasse Lührs trainiert bereits wieder im spanischen Alicante, um sich auf die noch anstehenden Rennen vorzubereiten. Anfang Juni startet er in Weert bei der Europameisterschaft der Elite (Olympische Distanz) und eventuell auch in der Staffel. Mitte Juni folgt ein Weltcup in Nursultan, das bis vor Kurzem noch Astana hieß und die Hauptstadt von Kasachstan ist. Dann geht es zum WTS nach Montreal und von dort aus zum WTS nach Hamburg (6. und 7. Juli).

Der Terminkalender von dem jungen Triathlontalent und BWL-Studenten ist in diesem Jahr besonders voll mit WTS- und Weltcup-Rennen, denn Lührs ist, neben 70 anderen Elite-Triathleten aus der ganzen Welt, auf Punktejagd für die Qualifikation zum Einzelstart bei den Olympischen Spielen im August 2020. (sch)

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