
"Zwischen Leben und Tod": Intensiv-Pfleger aus Cuxhaven schildern ihren Arbeitsalltag
CUXHAVEN. Petra Schneider (62) und Konstantin Reimer (29) kümmern sich auf der Intensivstation der Helios-Klinik Cuxhaven um Menschen, die schwer am Corona-Virus erkrankt sind. Das geht nicht spurlos an ihnen vorbei.
Um den Corona-Alltag zu meistern und das System am laufen zu halten, braucht es Menschen, die sich privat oder beruflich für ihre Mitmenschen engagieren. Dazu gehören Petra Schneider (62) und Konstantin Reimer (29). Sie kümmern sich auf der Intensivstation in der Helios-Klinik Cuxhaven um Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt sind.
Viel Veränderung seit Pandemie-Ausbruch
"Vorher war die Versorgung der Patienten auf der Intensivstation einfacher", betont Petra Schneider, Leitung der Intensivstation in der Helios-Klinik Cuxhaven. Seit Ausbruch der Pandemie habe sich einiges verändert. "Es gibt jetzt einen abgetrennten Corona-Bereich", fügt Konstantin Reimer, stellvertretender Stationsleiter, hinzu.
Oft großer Stress für alle Beteiligten
Bevor jemand das Zimmer eines Covid-19-Erkrankten betreten darf, müssen zudem FFP2-Maske, eine Haube, ein wasserfester Kittel, Handschuhe und Schutzvisier angezogen werden. Diese Ausrüstung sei extrem wichtig, so Petra Reimer. Ohne die gehe es nicht. "Wir müssen an unsere eigene Gesundheit denken, da wir für die Versorgung anderer unersetzbar sind", erklärt sie. Doch das Anlegen der Schutzkleidung sei im Notfall mit großem Stress für alle Beteiligten verbunden: für Patienten, die Angst haben, aber auch für das Personal, das schnellstmöglich zum Patienten gelangen muss.
Starken Nerven und Geduld
Da sei Umdenken gefordert. "Während der Zeit haben wir Techniken entwickelt, um die Versorgung der Patienten bestmöglich zu gewährleisten", sagt Schneider. Beispielsweise gebe es in den Zimmern der Corona-Patienten jeweils eine Box mit Notfall-Ausrüstung, wie Zugängen oder Intubationsbesteck.
Langer Weg von Erkrankung zu Genesung
Auch gebe es sogenannte "Springer", die Mitarbeitern im Corona-Zimmer weiteres von außen anreichen. Die Pflegekräfte der Intensiv-Station müssen durch diese Ausnahmesituation nicht nur starke Nerven haben, sondern auch eine große Portion Geduld. "Der Weg von einer schweren Corona-Erkrankung bis zur Genesung ist lang. Das müssen wir Patienten verständlich erklären", schildert Konstantin Reimer. Mitgefühl seitens des Pflegepersonals für die Patienten und ihre Angehörigen sei deshalb unabdingbar.
Patienten auf Zuwendung des Personals angewiesen
"Die Infizierten mit schweren Corona-Verläufen bekommen keinen Besuch, sind den ganzen Tag alleine und auf die Zuwendung des Pflegepersonals angewiesen", betont Petra Schneider. Gelange der Patient in eine Notsituation und drohe zu ersticken, zähle jede Sekunde. Schneider sagt: "Was diese Patienten durchmachen ist schlimm."
Zwischen Leben und Tod
Im Schnitt liegen Corona-Patienten mit schwerem Verlauf drei Wochen auf der Intensivstation, bevor es auf eine "Normalstation" gehe. Manchmal dauere es sogar Monate. Lediglich Video-Telefonate mit der Familie seien in dieser Zeit möglich. "Fragt einer nach seinem Telefon oder möchte fernsehen, dann sind sie auf dem Weg der Besserung", erklärt Schneider. Doch nicht immer gelingt es Patienten zu retten. Konstantin Reimer sagt: "Wir Intensivpfleger arbeiten oft im Zwiespalt zwischen Leben und Tod." Besonders wenn Angehörige sich nicht von ihren Lieben verabschieden können, gehe das nicht spurlos an ihm und seinen Kollegen vorbei. "Die Menschen die an oder mit Corona versterben, werden in schwarze Säcke gelegt und keiner war da, um sich zu verabschieden", schildert er.
An Grenzen gelangen
Das nehmen alle Beteiligten mit nach Hause. Intensivpfleger Konstantin Reimer sagt: "Es ist nicht leicht den Kopf freizubekommen, obwohl das in unserem Job wichtig ist." Was vielen Pflegekräften neben ihrem Arbeitsalltag fehle, sei ein Ausgleich und Ablenkung, ergänzt Petra Schneider.
"C-Thema" auch in der Freizeit allgegenwärtig
Während der Arbeit gelangen sie und ihre Kollegen regelmäßig an ihre Grenzen. Sport, Kultur und das soziale Leben fehle als Ablenkung. Zudem sei "C-Thema" sei bei den meisten Begegnungen in ihrer Freizeit allgegenwärtig. "Wenn das die eine oder andere Pflegekraft nicht mehr schafft, kann ich das verstehen", erklärt Petra Schneider.
Starker Zusammenhalt im Team
Dennoch gebe es einiges, was den Intensivpflegern während des Arbeitsalltages Kraft gibt, weiterzumachen. Besonders der starke Zusammenhalt des Teams, aber auch der Umgang mit den Menschen. Konstantin Reimer sagt: "Wir erfahren eine große Dankbarkeit unserer Patienten und das für Kleinigkeiten."
Andere "Alltagshelden" gesucht
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