
54-Jähriger aus Wanna macht großen Schritt in die internationale Bogensportwelt
Mit mentaler Stärke und technischer Finesse stellt sich Günther Conrad nicht nur dem böigen Wind bei den Deutschen Meisterschaften, sondern auch der internationalen Elite. Eine beeindruckende Erfahrung für den 54-Jährigen.
Auch dieses Jahr fand Anfang September die Deutsche Meisterschaft im Bogenschießen in Wiesbaden statt. Vom BuS Land Hadeln hatte sich erneut Günther Conrad qualifizieren können - trotz einer "zähen Saison". Nach Material- und Technikumstellung im Frühsommer war der Frust der anfänglichen Verschlechterung des maximalen Leistungspotenzials groß. Persönliche Termine und verpflichtende Trainerweiterbildungen brachten die "normale" Wettkampfplanung des Deutschen Vizemeisters zudem durcheinander. Keine einfache Situation für Conrad. Dennoch stellte er sich der Herausforderung bei den Deutschen Meisterschaften in Wiesbaden. Dort machte allen Athleten der böige Wind zu schaffen. Er kam am Ende dennoch auf 600 Ringe, was am Ende für Platz vier reichen sollte. Ein Ergebnis, mit dem der 54-Jährige am Ende sehr zufrieden war. Er sprach selbst von einem tollen Erfolg. Zudem ist es die Bestätigung dafür, dass Günther Conrad in der nationalen Spitzengruppe der Blankbogenschützen angekommen ist.
Eigentlich wäre nach den Deutschen Meisterschaften Zeit für eine kleine Bogen-und Trainingspause, doch dieses Jahr war alles anders. Günter Conrad nahm erstmals in den Niederlanden an der Internationalen LowLands Archery Serie, einer bei der World Archery gelisteten Bogenveranstaltung, teil. Diese besteht aus fünf Bogenturnieren, bei denen es für die vorderen Platzierungen Punkte gibt. Das zweite und letzte Turnier der Serie in Purmerend konnte Günther Conrad gewinnen, sodass er sich mit den beiden Topplatzierungen genügend Punkte sichern konnte, um zum Finale der besten acht in Arnheim eingeladen zu werden. Und das wurde aufregend für Günther Conrad.

Der Sieger wurde im sogenannten Matchsystem ermittelt. In zwei Vierergruppen schoss jeder gegen jeden. Drei Pfeile wurden pro Satz abgegeben. Der Sportler des jeweiligen Matchs mit den meisten Ringen in einem Satz, erhält zwei Punkte. Bei gleicher Ringzahl erhält jeder einen Punkt. Wer zuerst sechs Punkte hat, hat gewonnen. "Ein Modus, bei dem neben der Technik die mentale Stärke des Sportlers eine sehr wichtige Rolle spielt", sagt Conrad. Im ersten Match konnte er aus einem 1:5 noch ein 5:5 erreichen. Da es in der Vorrunde keinen Stechpfeil gibt, um einen Sieger zu ermitteln, endete die Partie unentschieden. Das zweite Match war noch spannender. Nach einem 0:4-Rückstand drehte Conrad das Match und gewann mit 6:4. Auch das dritte Vorrundenmatch entschied er mit 6:4 für sich. Das Halbfinale gegen den Zweiten der anderen Vierer-Gruppe gewann er "nervenschonend" mit 6:0 und zog ins Goldfinale ein.
Dort gaben die beiden Bogensportler ihre Pfeile jeweils im Wechsel mit einer Zeitvorgabe von 20 Sekunden ab und der Moderator gab für alle hörbar die Ringzahl des jeweils geschossenen Pfeiles an. Ein vom Sportler benannter "Agent" wertete mit Kampfrichtern an der Scheibe die Pfeile, während der Sportler an der Schießlinie verblieb. Die gesamte Aufmerksamkeit aller Zuschauer gehörte den beiden Sportlern. Darunter waren in den anderen Bogenklassen viele Bogensportler des niederländischen National- und Olympiakaders. "Spätestens jetzt merkt man, dass Bogensport noch eine ganz andere Ebene hat als in Haubusch im Zelt seine Pfeile neben Vereinskameraden abzugeben", sagt Conrad. "Eine beeindruckende und großartige Wettkampferfahrung die man aufnehmen und genießen muss", so der 54-Jährige weiter. Günther Conrad behielt die Nerven und siegte schließlich im internationalen Finale der LowLands Archery Serie 2025 in der Klasse Blankbogen mit 7:3 - ein bemerkenswerter Erfolg und ein erster Schritt in die internationale Bogensportwelt für Günther Conrad.