
15 Vorlese-Teens aus Altenwalde haben einen jungen Fanclub gewonnen
Wie man Kinder fürs Lesen und Vorlesen begeistert, erproben Achtklässler der Geschwister-Scholl-Schule in Cuxhaven-Altenwalde in einem Wahlpflichtkurs. Die Krönung: Eine Einladung von Kindergruppen in die Stadtbibliothek zu Lesen, Basteln, Spielen.
"Mädels ... - leise sein und gut zuhören!" Die das zu den auf kleinen Polster hockenden Kindergartenkindern sagt, ist keine Erzieherin oder Lehrerin, sondern eine der Achtklässlerinnen und Achtklässler der Geschwister-Scholl-Schule, die mit einem ganz besonderen Projekt das Vorlesen zu ihrer Sache gemacht haben.
Talent gehört bei dieser Aufgabe dazu
Für Lehrer Oliver Kausch ist es offensichtlich: Die 15 Jugendlichen, die sich diesen Wahlpflichtkurs ausgesucht haben, haben nicht nur Lust, sondern auch Talent. Das erfuhren Kindergartengruppen aus vier Kitas (Rathausplatz, St. Marien, Zwölf Apostel, Westerwisch) am Montag bei einem Vorlesetag in der Stadtbibliothek - die Krönung des Schuljahres. Die Jugendlichen hatten verschiedene Themenwelten mit den Schwerpunkten Themen Piraten, Fußball, Prinzessin, Zauberer und Tiere vorbereitet.

Spiel- und Kreativaktionen in der Hinterhand
Schon auf dem Weg zur ersten Themen-Insel begannen manche der Knirpse damit, den Großen vertrauensvoll etwas aus ihrem Leben zu erzählen. Was sie noch nicht wussten: Die passend zum Thema kostümierten Achtklässler hatten nicht nur Bilderbücher ausgesucht, sondern auch kleine Spiel- und Kreativaktionen dazu erdacht. Zur Pause erklang ein Gong, dann durfte noch einmal neu gewählt werden.

Das ganze Jahr über im Umfeld erprobt
Wie es geht, hatten die Jugendlichen das ganze Schuljahr über in der katholischen Kita Zwölf Apostel, der DRK-Kindertagesstätte Altenwalde und der Franzenburger Schule erprobt, nachdem der Wahlpflichtkurs aus der traditionellen Weihnachtslesung der Schule heraus entstanden war.

Zur "Lesenden Schule" erklärt
Dabei kam der Geschwister-Scholl-Schule der enge Kontakt zur Stadtbibliothek zugute. Als "lesende Schule" (ein Projekt zur Leseförderung) bringt die Altenwalder Realschule alle Jahrgänge von Klasse 5 bis Klasse 9 jedes Jahr mindestens einmal in die Bibliothek. Ein Effekt: "Beim jährlichen Julius-Sommerleseclub in den Ferien stellen unsere Schülerinnen und Schüler fast die Hälfte der Teilnehmer", verrät Oliver Kausch.
Bibliothek unterstützte (nicht nur) mit Bücherkisten
Bibliotheks-Mitarbeiterin Astrid Hebel versorgte den Kurs regelmäßig mit Bücherkisten, aus denen die Jugendlichen sich ihre Favoriten aussuchten. Sie hatte auch vor dem Eintreffen der Kinder am Montag die verschiedenen Themen-Inseln in der Bibliothek mit vielen Accessoires liebevoll hergerichtet. In den am Ruhetag leeren Etagen konnten sich die Kinder unbefangen bewegen.

Viele sehen sich schon in dem Berufsfeld
In zwei Durchläufen mit jeweils etwa 30 Kindergartenkindern erlebten die Jugendlichen, dass zum Umgang mit dieser Altersgruppe auch gehört, Aufmerksamkeit ständig neu zu gewinnen, Streit zu schlichten und mit ständigen Planänderungen zurechtzukommen. Für Oliver Kausch bedeutet dies auch pure Berufsorientierung: Die Kleinen bei der Stange zu halten, sei in der Vorbereitungszeit häufiger ein Thema unter den Jugendlichen gewesen. Einige hätten unlängst schon Praktika in sozialen Berufen absolviert. Diese Erfahrungen hätten sie im Vorleseprojekt schon anwenden können.

Im nächsten Jahr muss es nicht vorbei sein
"Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie schnell sich die Fähigkeit, auch länger zuzuhören, nach dem Schulbeginn ändert", verrät er. Am übernächsten Montag empfangen die "Vorlese-Teens" in der Bibliothek Erstklässler aus der Abendroth- und der Franzenburger Schule sowie der Kinderbetreuung Kunterbunt. Eine Perspektive für die Kindergartenkinder, die bei der Premiere dabei waren: Vielleicht sind sie im nächsten Jahr als Schulkinder wieder dabei?

