60.000-Euro-Förderung für Gnadenkirche in Cuxhaven: Was das für die Gemeinde bedeutet
Sich auf Herausforderungen im Cuxhavener Stadtteil Süderwisch einzustellen, ist in der Kirchengemeinde der Gnadenkirche Programm. So ist der Kirchenraum inzwischen auch gefragter Ort für Konzerte und Kulturprojekte. Jetzt gibt es weiteren Rückenwind.
Seit sieben Jahren hat sich die Gnadenkirche im Stadtteil Süderwisch auch als Ort der kulturellen Begegnung etabliert. Jetzt kann dieses Engagement weitergeführt werden, denn die Hanns-Lilje-Stiftung der evangelischen Landeskirche Hannovers hat die Kirche in ihr Kulturkirchen-Förderprogramm aufgenommen und stattet sie mit einer Abschubfinanzierung von insgesamt 60.000 Euro, aufgeteilt auf vier Jahre, aus.
Würdigung als erste Kleinstadt
Damit reiht sich die kleine Stadtteilkirche in eine Reihe von nur vier weiteren Kulturkirchen in Niedersachsen und Bremen ein: die Pauluskirche Bremerhaven-Lehe, die St.-Johannis-Kirche in Göttingen, die Markuskirche Hannover und St. Jakobi in Hildesheim. Die besondere Lage der Gnadenkirche, gepaart mit einem überzeugenden Konzept, hat Cuxhaven als einziger Kleinstadt zur Aufnahme ins Programm verholfen.
Die Gemeinde arbeitet dabei Hand in Hand mit Jörg Flehnert und seinem "Kulturyard". Er erinnert sich noch an die erste Begegnung mit der Gnadenkirche: "Es war Liebe auf ersten Blick."
Künstler haben besonderen Ort entdeckt
"Seit sieben Jahren haben wir hier nun ein sehr dankbares Publikum", berichtet er. Und das beruhe auf Gegenseitigkeit: "Die Künstlerinnen und Künstler haben uns entdeckt. Wir bekommen aus ganz Deutschland, aber auch Europa und Übersee Bewerbungen von Künstlern, die bei uns spielen wollen." Gerade der Ansatz, Kultur auch als Gemeinwesenarbeit und Bestandteil der Demokratieförderung zu etablieren, imponiere vielen und veranlasse sie, für eine weit geringere Gage aufzutreten als sonst üblich.

Mit Offenheit auf Veränderungen im Stadtteil reagiert
Die Öffnung sei ein Weg der Gemeinde, sich mit den Herausforderungen im Stadtteil auseinanderzusetzen, erklärt Pastor Hans-Christian Engler, der die Kirche (eine der fünf Innenstadtgemeinden) seit 1992 zusammen mit dem Kirchenvorstand immer wieder neu erfunden hat. Im Jahr 2008 wurde das Haus mit großen wirtschaftlichen Anstrengungen umgebaut, eine Empore geschaffen und eine Küche installiert, sodass das Gebäude multifunktional genutzt werden konnte.
Gemeinde öffnet sich für neue Ideen
Sieben Jahre lang lief das innovative Gottesdienstmodell "Quer durchs Leben". Das Gemeindeleben besteht inzwischen auch aus Konzerten, Lesungen, Schulprojekten und vielen anderen Kooperationen. Jörg Flehnert ist dankbar für den Mut und das Vertrauen der Gemeinde - immerhin war eine der ersten Veranstaltungen im Jahr 2017 ein Blues-Punk-Festival. "Dass sich eine so etablierte Institution so öffnet, ist schon sehr besonders."
Mit neuen finanziellen Mitteln - neben der Anschubfinanzierung der Landeskirche wird es sicher nicht ohne weitere Fördergelder funktionieren - und Inspirationen soll die Kirche auch in den kommenden vier Jahren als Ort der Heimat, des Zusammenlebens und der Begegnung der Generationen präsent sein. Zur künstlerischen Begleitung hat Jörg Flehnert den Bildhauer und Pädagogen Niels Hertel mit ins Boot geholt, einen großen Netzwerker und kreativen Geist, der schon zahlreiche Projekte in Cuxhaven konzipiert und begleitet hat.
Startsignal im Gottesdienst zum Reformationstag
Das Startsignal für die Kulturkirche als Zeichen einer re-formierten Kirche wird am kommenden Freitag, 31. Oktober, beim zentralen Gottesdienst der Innenstadtgemeinden zum Reformationstag gegeben. Hans-Christian Engler verspricht ein ganz besonderes Erlebnis mit Gelegenheit zum Mitwirken und zum Austausch. So viel sei verraten: Es soll im Gottesdienst ein Kunstwerk entstehen. Beginn ist um 18 Uhr.