
Cuxhaven-Altenbruch: Ärger über Baumfäll-Aktion an der Heerstraße
Altenbruch. Eine Fäll-Aktion im Cuxhavener Ortsteil Altenbruch sorgt aktuell für Ärger: Anwohner der Heerstraße sind entsetzt darüber, dass mehrere Bäume abgeholzt wurden. Ist die Aktion notwendig - oder doch unnötig?
Es ist ein ungewohntes Bild, das sich Verkehrsteilnehmern entlang der Heerstraße bietet. Normalerweise ragen meterhohe Bäume am Fahrbahnrand der Kreisstraße in den Himmel. Seit einigen Tagen liegen allerdings stapelweise Baumstämme und Äste an den Straßenrändern in Altenbruch. Anwohner zeigen sich deswegen besorgt.
Das in der Heerstraße wohnende Ehepaar Ingrid und Norbert Alves sieht sich durch die Baumfällarbeiten persönlich betroffen. Der erste Baum, der gefällt wurde, stand laut Aussage der Altenbrucher fast auf ihrem Grundstück.
Ingrid Alves ist entsetzt: "Es krachte plötzlich. Wir wurden nicht vorgewarnt. Der schöne Baum war mindestens 40 Jahre alt, hatte einen riesigen Umfang und war uns wirklich ans Herz gewachsen." Ehemann Norbert Alves erkundigte sich bei den Arbeitern; die hätten ihm geantwortet, dass der Baum krank gewesen wäre. Doch das Ehepaar ist sich sicher: Der Baum war kerngesund. Bei Sturm oder Gewitter sei noch nie etwas heruntergefallen. Ingrid Alves trauert den Bäumen nach: "Wir wohnen hier seit 40 Jahren und mit der Zeit war alles so schön dicht bewachsen. Jetzt ist es leer und kahl, das betrübt mich."
Anwohner hinterfragen Notwendigkeit der Fäll-Aktion
Doch nicht nur die neue Optik der abgeholzten Bäume macht dem Ehepaar zu schaffen, auch die Notwendigkeit der Fällaktion hinterfragen die Altenbrucher. "Ich denke da auch an den Klimaschutz", sorgt sich Ingrid Alves. "Die Bäume fielen scheinbar wahllos. Da fragt man sich natürlich, ob das alles seine Richtigkeit hat." Zwar soll ein Sachverständiger vor Ort gewesen sein, doch wirklich zuständig oder bereit zum Gespräch fühle sich niemand der Verantwortlichen.
Das Ehepaar Alves ist empört über diesen Anschein der Gleichgültigkeit, weshalb sie den Naturschutzbund (Nabu) Cuxhaven kontaktierten. Der Nabu bewertet die Arbeiten ähnlich kritisch, doch bisher sind den Umweltschützern die Hände gebunden. Eine Baumschutzverordnung konnte in Cuxhaven aufgrund zu großer Differenzen bisher nämlich nicht durchgesetzt werden.
Dr. Hans-Joachim Ropers, Vorsitzender des Nabu Cuxhaven, kritisiert, dass Bäume zu leichtfertig gefällt würden: "Eigentlich sollte in der heutigen Situation alles daran gesetzt werden, so viele Bäume wie möglich zu erhalten, um das Klima zu schützen. Doch leider verstärkt sich der Eindruck, dass auch viele gesunde Bäume gefällt werden, wenn man sich die zurückgebliebenen Baumstümpfe mal ansieht." Oftmals sei es ausreichend, nur die vertrockneten Äste abzuschneiden, anstatt zum kompletten Kahlschlag auszuholen, so der Naturschützer.
Landkreis Cuxhaven weist Vorwürfe die zurück
Die Pressestelle des Landkreises Cuxhaven weist die Vorwürfe zurück. Grund für das Handeln der Kreisstraßenmeisterei Hemmoor soll zunächst ein einziger Baum gewesen sein, der bei einem Verkehrsunfall beschädigt worden sei. Diesen Baum hätten die Arbeiten entfernen wollen. Bei den Arbeiten habe die Kolonne festgestellt, dass sechs weitere Bäume auf der Strecke entfernt werden müssten. "Zum einen war die Verkehrssicherheit durch herunterfallendes Totholz aus einigen Baumkronen gefährdet und zum anderen kippelten zum Teil die Betonplatten des Radweges, da diese von Baumwurzeln hochgedrückt wurden", erklärt Landkreis-Pressesprecherin Stephanie Bachmann. Die Sanierung des Radwegs wurde laut der Pressesprecherin in die Dringlichkeitsliste des Jahres 2023 aufgenommen.
Der Schutz der Natur bliebe dabei nicht unbeachtet: "Vor Fällung eines Baumes wird eine Abwägung zwischen den verschiedenen Aspekten wie Umweltschutz und der potenziellen Gefährdung der Verkehrsteilnehmer vorgenommen. Danach wird entschieden, ob der Baum gefällt werden muss." Ein externes Gutachten sei bei den Arbeiten an der K6 nicht notwendig gewesen. Außerdem sollen die Fällungen der Bäume ausgeglichen werden. Im Zuge der Sanierungsarbeiten des Radwegs würden neue Bäume nachgepflanzt.
Arbeiten an der B73 werden separat durchgeführt
Zeitgleich führt die Straßenmeisterei Otterndorf Baumfäll-Arbeiten an der Bundesstraße 73 in Altenbruch und Umgebung durch, die mit der Aktion an der Heerstraße nicht zusammenhängen. Die Straßenmeisterei Otterndorf handelt im Auftrag der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), die für die B73 zuständig ist. Ein Mitarbeiter, der vor Ort für die Fällungen verantwortlich ist, erklärt auf Nachfrage: "Wir setzen die Bäume auf Stock, damit im Frühling alles wieder vernünftig wachsen kann. Das sind routinemäßige Arbeiten, die auch der Verkehrssicherheit dienen, da besteht kein Grund zur Sorge."
NLStBV-Geschäftsbereichsleiterin Friederike Wöbse bestätigt diese Aussage: "Die im Auftrag des Geschäftsbereichs Stade an der B73 im Bereich Altenbruch zurzeit an den Böschungen und Brückenanrampungen erfolgenden Baumfällungen dienen dem Erhalt der Verkehrssicherheit. Bei den dortigen Arbeiten handelt es sich um sogenannte Pflege- und Verjüngungsmaßnahmen, bei denen kranke sowie absehbar nicht standsichere Bäume, überwiegend Pappeln und Weiden, entfernt werden. Das fördert auch den Wuchs und die Entwicklung dort verbleibender Bäume. Die Auswahl der zu entfernenden Bäume erfolgte durch zertifizierte Baumkontrolleure der dort zuständigen Straßenmeisterei Otterndorf.''
Von Lena Kramer