
Eva Schad begeistert mit facettenreicher Orgelmusik in Cuxhaven-Altenbruch
Die faszinierende Klangvielfalt einer historischen Orgel haben die Besucher des Konzerts in St. Nicolai in Cuxhaven-Altenbruch erleben dürfen. Dort begeistert die Regionalkantorin Eva Schad mit einem facettenreichen Programm.
Orgelmusik kompakt ist bekanntermaßen alljährlich in Cuxhaven in den Monaten Juli und August angesagt. Und zwar sowohl an den historischen Orgeln von Altenbruch und Lüdingworth als auch an der symphonischen Woehl-Orgel in St. Petri. In St. Nicolai Altenbruch eröffnete Eva Schad an der Klapmeyer-Orgel die Reihe der von der Orgelstiftung veranstalteten Konzerte an den berühmten historischen Orgeln von Altenbruch und Lüdingworth.
Eva Schad, Regionalkantorin und Konzertorganistin aus Bremerhaven, bot ihren Zuhörerinnen und Zuhörern ein ausgesprochen facettenreiches Programm. Mit den Praeludien von Vincent Lübeck (c-moll) und Dietrich Buxtehude (a-moll) war der Formen- und Farbenreichtum des norddeutschen Barock vertreten, mit Jan Pieterszoon Sweelinck, dem "Lüneburger" Georg Böhm und Johann Sebastian Bach die hohe Kunst der Choralbearbeitungen, mit Louis-Claude Daquins "LeCoucou" und Wolfgang Amadeus Mozarts Komposition "für ein Orgelwerk in eine Uhr" dann die Orgelmusik der Klassik.
Und wenn Eva Schad Christian Heinrich Rincks Konzert in F-Dur an den Schluss ihres Konzertabends setzte, so ganz sicher nicht ohne Grund. Denn Rinck, der zu seiner Zeit hochgeachtete und äußerst produktive Zeitgenosse von Mozart, Beethoven und Schubert, vereint gewissermaßen alles in einer Person: barocke Polyphonie, Klassik und Frühromantik. Der Gießener Universitätsmusikdirektor und Lehrer unzähliger Kompositionsschüler weist - wenn man so will - in eine neue Zeit. Sein dreisätziges Konzert legt die gesammelten Einflüsse offen und dürfte in der sehr klaren, transparenten Interpretation Eva Schads für so manch einen Konzertbesucher eine Entdeckung gewesen sein.
Da erübrigt sich dann im Grunde genommen die Frage, ob man ein solches Werk auf einer historischen Orgel wie der Klapmeyer-Orgel überhaupt spielen darf. Puristen unter den Konzertbesuchern plädieren vermutlich für eine ausschließlich dem Instrumente adäquate Werkauswahl. Andere wiederum sehen das nicht so eng. Vor allem dann nicht, wenn, wie auch beim Orgelkonzert der Bremerhavener Konzertorganistin, die dem historischen Instrument "auf den Leib"geschriebene Musik ohnehin im Programm bestens vertreten war.
So zeugte Sweelincks passagenreiche Toccata in C mit ihren Echo-Wirkungen ebenso von der Vielfalt barocker Formen wie Buxtehudes im "stylus fantasticus" komponiertes a-moll Praeludium. Die Choralbearbeitungen von Georg Böhm (über den Choral "Freu dich sehr, o meine Seele") und des Niederländers Jan Pieterszoon Sweelinck ("Mein junges Leben hat ein End") boten Eva Schad vielfältige Möglichkeiten, den Klangfarben-Reichtum der Altenbrucher Klapmeyer-Orgel ausbreiten. Und mit einem freien Orgelwerk wie zum Beispiel dem "Coucou" des Franzosen Daquin setzte die Interpretin schließlich ganz auf die silbrigen Flöten-Klänge der "Königin der Instrumente". Anhaltender Beifall am Ende, für den sich Eva Schad mit einer Zugabe bedankte.
Mit Ausnahme des Wiener Organisten Roman Summereder, der am 21. August das Abschlusskonzert des Altenbrucher und Lüdingworther Orgelsommers an der Wilde-Schnitger-Orgel in St. Jacobi Lüdingworth spielt, kommen die Interpreten in diesem Jahr hauptsächlich aus der näheren Umgebung. Andreas Fischer kommt aus Hamburg, wo er seit 1994 als Kirchenmusikdirektor an St. Katharinen wirkt, und Hauke Ramm aus Stade. An St. Wilhadi ist er dort Kirchenmusikdirektor und Organist an der von Jürgen Ahrend restaurierten Erasmus-Bielfeldt-Orgel von 1736.
Von Ilse Cordes