Ein besonderer Funkort: Regelmäßig senden vom Lampenraum des Leuchtturms Dicke Berta aus die beiden 84-jährigen "Friedel“ Paul (v.l.) und Uwe Wensauer sowie Klaus Grabowski (61). Foto: Kuczorra
Ein besonderer Funkort: Regelmäßig senden vom Lampenraum des Leuchtturms Dicke Berta aus die beiden 84-jährigen "Friedel“ Paul (v.l.) und Uwe Wensauer sowie Klaus Grabowski (61). Foto: Kuczorra
100. Weltamateurfunktag

Kontakt in die weite Welt: Amateurfunker beleben Altenbruchs Leuchtturm "Dicke Berta"

von Joscha Kuczorra | 18.04.2025

Der Leuchtturm "Dicke Berta" in Cuxhaven-Altenbruch wird zu einem beliebten Tag für Funk-Enthusiasten. Hier treffen sich Technikinteressierte und Geschichtsliebhaber, um weltweit Kontakte zu knüpfen und den Amateurfunk lebendig zu halten.

Zu einem solch besonderen Ort finden Funk-Enthusiasten selten: Wenn sie die "Dicke Berta" anfunken, schlägt bei vielen von ihnen das Herz höher. Möglich machen das unter anderem die beiden 84-jährigen Uwe Wensauer aus Cuxhaven und "Friedel" Paul aus Altenwalde sowie der 61-jährige Grodener Klaus Grabowski. Seit Mai 2024 ist der Leuchtturm in Altenbruch eine Amateurfunk-Station mit dem eigenen Rufzeichen "DAØDB".

Alljährlich am 18. April feiern die Hobby-Funker den Weltamateurfunktag. In diesem Jahr war es gleich in doppelter Hinsicht ein besonderer Tag: Zum einen, weil der Weltamateurfunktag auf Karfreitag fiel, zum anderen, weil es sich um ein Jubiläum handelte. Vor 100 Jahren, am 18. April 1925, wurde in Paris die "International Amateur Radio Union" (IARU) gegründet. Der nationale Verband dazu ist der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC). Dem Dachverband gehört auch der Ortsverband Cuxhaven "E01" an, der nach dem Zweiten Weltkrieg am 8. August 1947 in der britischen Besatzungszone gegründet wurde. Weil es nach Kriegsende die erste Gruppierung im Land war, trägt sie bis heute den Namen "E01".

Mit 50 Amateurfunkern gestartet

Etwa 50 Amateurfunker waren vor knapp 80 Jahren dabei. "Die einen interessierte mehr die Technik, die anderen versuchten, Kontakt mit Menschen aufzunehmen", weiß Uwe Wensauer, Ansprechpartner von "E01". Viele der ersten Mitglieder waren in der Marine. Nachdem die "Elbe 1" 1988 außer Dienst gestellt worden war, wurde das Feuerschiff ihr "Zuhause". Dort treffen sich die 30 Mitglieder noch heute einmal im Monat.

In Deutschland gibt es den "Deutschen Amateur-Radio-Club e.V.". Foto: Johannes Stein/dpa

Wensauer selbst stieß dazu, weil er Interesse an der Technik hatte. "Damals konnte man keine Geräte kaufen. Man musste sie selbst bauen." Hobby-Bastler versuchten, aus alten Radios Funkgeräte herzustellen. "Ich habe vor ein paar Tagen mit jemandem aus Griechenland gesprochen und ihm über unsere Situation am Deich mit den Wölfen erzählt", erinnert sich der 84-jährige Wensauer. Mit wem der Amateurfunker Kontakt aufbaut, ist reiner Zufall. "Wir rufen auf einem bestimmten Frequenzband und hoffen, dass einer antwortet", erklärt der 84-Jährige. "Die meisten davon werden wir nie sehen."

720 Funkverbindungen in 31 Länder

2024 gab es vom Leuchtturm "Dicke Berta" aus 720 Funkverbindungen in 31 Länder - die weiteste davon nach Israel. "Ich mache regelmäßig Betrieb. Unsere Klub-Station ist unter Funkern beliebt, denn eine Verbindung zu einem Leuchtturm an der Nordseeküste ist etwas Besonderes", wirbt Klaus Grabowski, Vorsitzender des Fördervereins "Dicke Berta". Weitere Klub-Stationen in der Region sind neben dem Leuchtturm in Altenbruch das Feuerschiff "Elbe 1" in Cuxhaven und das Luftschiff- und Marinefliegermuseum "Aeronauticum" in Nordholz.

Eine Funkstation. Foto: Johannes Stein/dpa

Gefunkt wird in der Regel auf Englisch. Bei einem kürzeren Band ist die Wahrscheinlichkeit hingegen hoch, dass man auf deutschsprachige Amateurfunker trifft. Voraussetzung ist eine Amateurfunk-Lizenz. Bedingungen für das Gespräch: keine politischen oder religiösen Themen. "Eigentlich besteht das Gespräch daraus, dass man den Namen, den Signalrapport, die Station, die Gerätschaft, den Wetterbericht und technische Details austauscht", gibt Klaus Grabowski Einblicke. Der Austausch könne schon mal Stunden dauern, die Ausbreitung hänge unter anderem von Jahres- und Tageszeit ab.

Keine Beschimpfungen und Beleidigungen

Beschimpfungen und Beleidigungen werden nicht geduldet. "Das habe ich noch nicht erlebt. In den sozialen Medien gibt es teilweise Mobbing und Hass. Das gibt es im Funk nicht. Es ist ein sehr respektvoller Umgang", betont der Fördervereinsvorsitzende. Apropos: Auch in Zeiten politischer Unruhe gibt Grabowski zu bedenken: "Wenn alles ausfällt, können wir mit der Außenwelt immer Kontakt halten, sofern wir Akku oder ein Notstromaggregat haben."

Deshalb komme es auch vor, dass Amateurfunker in Not- und Katastrophenfällen eingesetzt werden, um für Kontakt zu sorgen, betont "Friedel" Paul, der ebenfalls "E01"-Mitglied ist. Wensauer funkte unter anderem schon in den Kosovo, wo man auf der Suche nach einem Medikament war. Per Telefon ging es auf die Suche nach jemandem, der das Medikament zur Verfügung stellt.

Vom Radio zufällig zum Amateurfunk

"Friedel" Paul war 13 Jahre alt, als er von jemandem im Ort ein Radio kaufte, mit dem er Norddeich- und Elbe-Weser-Radio hören konnte. Als er zufälligerweise herausfand, dass er damit auch Amateurfunk empfangen kann, war seine Neugier geweckt.

Durch das Internet habe sich für viele Amateurfunker einiges verändert, weiß Grabowski. Seit 1990 sei die Zahl der Amateurfunker rückläufig gewesen - auch aufgrund des Aufkommens von Smartphones. Doch durch die Corona-Pandemie hätten die Hobby-Funker wieder Zulauf bekommen. "Der Amateurfunk", ist sich der 61-Jährige sicher, "wird nicht aussterben."

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Joscha Kuczorra

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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