
Neues Halteverbot in Cuxhaven-Altenwalde: Plötzlicher Kurswechsel überrascht Anwohner
In der Robert-Koch-Straße in Cuxhaven-Altenwalde gelten seit einer Woche neue Halteverbote. 2024 hatte die Verkehrsbehörde einen entsprechenden Vorschlag noch abgelehnt. Angekündigt wurde die Maßnahme nicht - zum Ärger mancher Anwohner.
Im Februar 2024 schilderten Ortsratsmitglieder gefährliche Überholmanöver und einen chaotischen Begegnungsverkehr wegen parkender Fahrzeuge in der Robert-Koch-Straße, besonders bei Bussen und LKW - wir berichteten. Eine zunächst bestrittene Unübersichtlichkeit in einer Kurve im Bereich eines dortigen Dentallabors wurde nun anerkannt - am Montag, 27. Januar, wurden dort Halteverbotsschilder aufgestellt.
Warum das Halteverbot jetzt doch kommt
Die Stadt Cuxhaven begründet das plötzliche Halteverbot mit einer Neubewertung der Verkehrssituation. Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven, erklärt, dass die Verkehrsbehörde auf mehrfachen Wunsch des Ortsrates zusätzliche Kontrollen durchgeführt habe. "Im Verlauf des Jahres wurden einige Vorfälle festgestellt, bei denen es zu unübersichtlichen Verkehrssituationen kam und der fließende Verkehr stark eingeschränkt wurde." Eine erneute Prüfung ergab, dass Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses erforderlich sind. Dabei wurde eine Regelung der Straßenverkehrsordnung berücksichtigt, die das Halten an engen und unübersichtlichen Straßenstellen verbietet.
Verwarngeld für Parken an engen und unübersichtlichen Stellen
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) informiert, dass das Parken an engen (unter 3,05 Meter Platz) oder unübersichtlichen Stellen mit 35 Euro Verwarnungsgeld geahndet werden kann. Unübersichtlich ist eine Stelle, wenn der fließende Verkehr nicht erkennen kann, ob der Bereich vor dem parkenden Fahrzeug frei ist.
Als Anwohner "vor vollendete Tatsachen gestellt"
Anwohner Gerhard Kiessler staunte nicht schlecht über die neuen Halteverbotsschilder. Immerhin parken er sowie auch andere Anwohner zum Teil seit vielen Jahren entlang der Robert-Koch-Straße. Kiessler fragte in der Facebook-Gruppe "Altenwalde" nach, wann die Entscheidung getroffen wurde. Auf Nachfrage unseres Medienhauses antwortet er: "Natürlich war uns bekannt, dass dies schon mehrfach Thema war, aber wir wurden quasi vor vollendete Tatsachen gestellt und konnten daher sehr schlecht reagieren."
Als Anrainer neben dem Dentallabor sei der Platz auf der eigenen Einfahrt durch Mitarbeiter-, Firmen- und Patientenfahrzeuge sowie seine eigenen Fahrzeuge sehr begrenzt. Bei einer frühzeitigen Mitteilung hätte man zumindest noch rechtzeitig reagieren und gegebenenfalls ausbauen können. Marcel Kolbenstetter teilt hierzu mit, dass eine Beteiligung der Anwohner bei verkehrsbehördlichen Anordnungen vom Gesetzgeber nicht vorgesehen sei.
Geteilte Meinungen und weitere Überprüfung
Auf Facebook wird das Halteverbot unterschiedlich bewertet. Ein Nutzer meint: "Ein zeitlich begrenztes Parkverbot hätte gereicht", ein anderer: "Wurde auch Zeit. Echt gefährliche Ecke." Laut Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, gab es in den vergangenen drei Jahren nur drei kleinere Unfälle: zwei Parkunfälle und eine Kollision zwischen einem Pkw und einem Radfahrer. Die Straße gelte nicht als Unfallschwerpunkt.
Gerhard Kiessler, seit nunmehr 15 Jahren Anwohner der Robert-Koch-Straße, sieht das Problem bei den Unfällen, die er miterlebt hat, weniger beim Fahrer, sondern vielmehr in der "Zusammensetzung aus überhöhter Geschwindigkeit und vor allem fehlender Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer untereinander und miteinander." Tempo 30 fahre dort niemand und Geschwindigkeitsmessungen würden nicht durchgeführt.
Marcel Kolbenstetter erklärt, dass die Verkehrsbehörde nun prüfen wird, ob sich die Maßnahme bewährt oder ob es Nachbesserungsbedarf gibt. Zusätzlich zu den Beobachtungen soll die Verkehrssituation mit einer Geschwindigkeitsanzeige erfasst werden.
Verwunderung um ausbleibendes beidseitiges Halteverbot
Doch auf Facebook geht die Diskussion weiter und die Verwunderung, wieso in der Kurve zur L135-Kreuzung kein beidseitiges Halteverbot festgelegt wurde. Weil die Stadt damals eine Gefahrensituation darin erkannte, dass Abbieger aus der Hauptstraße bei Grün nicht schnell genug aus der Kreuzung kamen, wurde das Parken auf der rechten Fahrbahnseite (von der Kreuzung aus gesehen) untersagt. Ortsratsmitglieder, darunter Gelenkbusfahrer Michael Osterndorf (SPD) sahen die Gefahrensituation damit aber nicht entschärft. Osterndorf berichtete von "gruseligen" Situationen im Begegnungsverkehr. Ob sich auch in diesem Bereich künftig was tun wird, wird sich zeigen - ob mit oder ohne Überraschung.