
Meilenstein für Standort Nordholz: Marineflieger bekommen drei neue Seefernaufklärer
Wichtige Nachricht für die deutschen Marineflieger am Standort Nordholz (Kreis Cuxhaven): Über dem Cuxland werden in Zukunft drei weitere Flugzeuge des Typs P-8A Poseidon zu sehen sein. Der Bau wurde nun freigegeben - für viel Geld.
"Eine gute und wichtige Entscheidung für die Einsatzfähigkeit deutscher Marineflieger", kommentierte Kapitän zur See Broder Nielsen, Kommandeur des Marinefliegerkommandos Nordholz, die Nachricht aus Berlin: Am 16. November hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages knapp 1,1 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr zur Beschaffung weiterer drei Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge vom Typ P-8A Poseidon freigegeben.
Ergänzungsauftrag ist für Nordholz keine kleine Sache
Für den Standort Nordholz bedeutet das einen nicht unerheblichen Meilenstein, denn dem Marinefliegergeschwader 3 werden in Zukunft nicht nur fünf, sondern gleich acht neue P8-Poseidon-Systeme zur Verfügung stehen. Die Beschaffung von fünf Flugzeugen des Typs P-8A Poseidon zur Ablösung der aktuell geflogenen P-3C Orion war bereits 2021 beschlossen worden. Ein Ergänzungsvertrag wurde nun im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) unterzeichnet.
Durch die US Navy beschafft
Die drei Luftfahrzeuge sowie ein erweitertes Ersatzteil-Erstpaket werden laut Pressemitteilung im Rahmen eines bereits bestehenden Vertrags mit der US Navy beschafft. Das heißt, dass die US Navy den Bauauftrag erteilt, die Fluggeräte an sie ausgeliefert und dort laut Bestellung ausgestattet werden.

Basis der Vertragsergänzung ist ein Regierungskaufvertrag mit den USA (Foreign Military Sales-Verfahren) zum Erwerb von ursprünglich fünf Luftfahrzeugen, der Beschaffung eines Simulators sowie allen erforderlichen Unterstützungsleistungen für die Aufnahme des Flugbetriebs. Die "reibungslose Indienststellung" will Boeing mit seinen deutschen Industriepartnern ESG und Lufthansa Technik gewährleisten.
Mittel für Simulator bereits beschlossen
Die Beschaffung des Simulators im Wert von rund 180 Millionen Euro, der den Besatzungen der dann acht Flugzeuge ab 2027 zur Verfügung stehen soll, wurde vom Haushaltsausschuss des Bundestags im Mai 2023 bereits genehmigt.
Die drei weiteren P-8A sollen in den Jahren 2026 und 2027 bei der Firma Boeing in den USA produziert und dann an die Marine übergeben werden.
Neues Modell soll die P-3C Orion ab 2025 ablösen
Im Luftraum über Nordholz und Cuxhaven wird also in den nächsten Jahren ein neuer Flugzeugtyp das Bild beherrschen. Geplant ist laut Verteidigungsministerium, dass die Maschinen der P-8A "Poseidon"-Flotte ab Ende 2024/2025 nach und nach ausgeliefert werden. Die Pilotenausbildung läuft bereits. Die P-3C Orion soll 2025 ausgemustert werden.

Meldungen, nach denen es nicht bei den fünf Neubestellungen von 2021 bleiben werde, waren schon länger durch die Szene gegeistert. Nachdem im Juni 2022 auf einen Hinweis des CDU-Bundestagsabgeordneten Enak Ferlemann hin auch in unseren Medien einmal von sieben weiteren Seefernaufklärern die Rede gewesen war, kursierten später geringere Zahlen. Nun wurden es drei, was angesichts der knappen Finanzen und erst recht nach dem Karlsruhe-Urteil längst nicht als selbstverständlich eingestuft werden konnte.
Glückwünsche ließen nicht auf sich warten
Auf der Plattform X teilten sowohl Kommandeur Broder Nielsen als auch der Kommodore des MFG 3, Kapitän zur See Oliver Ottmüller, die Nachricht über den Beschluss der Bundesregierung und ernteten reichlich Kommentare. Neben Glückwünschen wurde aber auch die Frage nach der verfügbaren Infrastruktur aufgeworfen, etwa der Zahl der Hangars in Nordholz.
Seefernaufklärung und U-Boot-Jagd Kern des Auftrags
"Die neue Flottengröße ermöglicht den Marinefliegern, die Fähigkeiten der Seefernaufklärung und U-Boot-Jagd im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung als auch bei Aufträgen der Krisenbewältigung weltweit zum Einsatz zu bringen", hieß es bei der Unterzeichnung des Ergänzungsvertrags. Trotz der weitreichenden Entscheidung wird die Einführung der P-8A immer noch als Zwischenlösung bezeichnet: "Langfristig sollen diese Fähigkeiten durch das deutsch-französische Kooperationsprojekt Maritime Airborne Warfare System (MAWS) abgedeckt werden", heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Für dessen Beginn ist bereits das Jahr 2035 ins Auge gefasst.