
Ausstieg aus fossilen Brennstoffen: Wie wird Cuxhaven in Zukunft heizen?
Cuxhaven geht mit gutem Beispiel voran: Die Stadt präsentiert eine innovative Wärmeplanung, die den Weg in eine CO2-freie Zukunft ebnet. Die Verwaltung gab nun Einblicke in die geplanten Maßnahmen zur Energiewende.
Cuxhaven hat eine kommunale Wärmeplanung. Die Stadt ist damit eine der ersten mit einem Konzept, das den Weg hin zu einer klimafreundlichen, CO2-freien Zukunft beschreibt. Im Forum des Rathauses erhielten Bürgerinnen und Bürger jetzt einen abschließenden Einblick, was hinter der Wärmeplanung steckt.
Es geht ums Heizen. Und da gibt es in Sachen Energiewende noch reichlich Luft nach oben. Denn Hauptenergieträger sind nach wie vor Gas und Öl. 831 Gigawattstunden pro Jahr werden in der Stadt verbraucht. Baudezernent Andreas Eickmann brachte es auf den Punkt: "Wir wollen mehr Autarkie in der Versorgung erreichen, weg von den endlichen fossilen Energieträgern und ein Wärmenetz aufbauen."

Wärmeplanung als strategisches Instrument
Die Wärmeplanung, die noch in diesem Jahr vom Stadtrat verabschiedet werden soll, dient dazu als strategisches Instrument, stellt aber keine Detailplanung dar. "Die Stadt betreibt keine Netze oder Anlagen, sie macht auch keine Vorgaben. Sie gibt den Bürgerinnen und Bürgern lediglich Hilfestellung auf dem Weg zur langfristigen Transformation", so Eickmann.
Tatsächlich soll laut Plan der Anteil der Erneuerbaren am Energiemix schrittweise bis 2040 auf 60 Prozent gesteigert werden. Das bezieht Privathaushalte ebenso wie Industrie und Gewerbe mit ein. Laut Gebäudeenergiegesetz dürfen nur noch bis zum 30. Juni 2028 außerhalb von Neubaugebieten sämtliche Heizungstypen neu installiert werden. Schrittweise muss bei den bestehenden Anlagen der Anteil an grünen Brennstoffen (etwa Biomethan) auf 60 Prozent ab 2040 steigen. Spätestens 2045 müssen alle Öl- und Gasheizungen ersetzt werden.
Gebäudebestand vorwiegend mehr als 45 Jahre alt
Hinzu kommt die CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe wie Erdgas oder Heizöl. Sie wird kontinuierlich steigen. Schlecht gedämmte Häuser tragen zusätzlich dazu bei, dass Heizen mit Öl und Gas immer teurer und unattraktiver wird - vor allem wenn man die Fördermöglichkeiten für Anlagen, die erneuerbare Energien nutzen (Wärmepumpe, Pelletheizung, Solarthermie), dagegenstellt.

Die EWE Netz hat den Wärmeplan für die Stadt erarbeitet und zunächst eine Bestandsanalyse erstellt. Jannik Hartfil, EWE-Fachgebietsleiter kommunale Wärmeplanung, legte dar, dass 36 Prozent der Heizungen in der Stadt älter als 15 Jahre sind. Zudem stammen 87 Prozent des beheizbaren Gebäudevolumens aus der Zeit vor 1979, also vor Inkrafttreten der ersten Heizungsanlagen-Verordnung. Der Handlungsbedarf sei damit offenkundig.
Aufteilung in zentrale und dezentrale Versorgung
Die Wärmeplanung enthält auch einen Maßnahmenkatalog, der eine Aufteilung des Stadtgebiets in zwei Bereiche vorsieht, die sich einerseits für ein leitungsgebundenes zentrales Fernwärmenetz eignen und andererseits dezentral versorgt werden sollen. Sieben Gebiete könnten aufgrund ihrer dichten Bebauung zentral versorgt werden. Dazu zählen unter anderem Teile der Innenstadt, Grodens, Döses, Duhnens und Altenwaldes. Das Verhältnis von zentraler zu dezentraler Versorgung soll 20 zu 80 Prozent betragen.
Welcher Art das zentrale Wärmenetz künftig sein wird, ist heute noch offen. Möglich ist Abwärme aus der Industrie, aus dem Abwasser aber auch die thermische Nutzung von Meerwasser. Das Land Niedersachsen hat zudem eine Potenzial- und Machbarkeitsstudie zur Tiefengeothermie bewilligt, mit der die Universität Göttingen beauftragt wurde. Dabei geht es um küstennahe, unterirdische Salzstöcke, die in ferner Zukunft als Fernwärmequelle erschlossen werden könnten.