Ausverkaufte True-Crime-Lesung in Cuxhaven: Einblicke in die Psychologie des Mordens
Der Profiler Axel Petermann gewährt bei seiner Lesung in Cuxhaven Einblicke in die Psychologie von Tätern: Was verraten die stillen Botschaften eines Tatorts? Warum lässt sich manchmal Fürsorge erkennen? Ein Abend, der Gänsehaut hinterlässt.
"Wenn Sie sich mit einem Mann zusammentun, erhöht dies immens Ihr Risiko, Opfer zu werden. Wer sich heute trennen möchte, möge das hier tun - dann sind Sie erst einmal sicher."
Axel Petermann, Kriminalist und Fallanalytiker, erntete damit bei seiner Lesung im EWE-Forum am 6. November 2025 ein paar nervöse Lacher. Es höre sich zwar immer gut an, wenn Täter von Mord aus Liebe oder Eifersucht reden - aber eigentlich handele es sich um Macht und Kontrollverlust, führt er weiter aus. In neun von zehn Fällen seien Männer die Täter. "Töten ist eine Männer-Domäne", so der Kriminalist.
Vom Polizeidienst zum Profiler
Eigentlich sollte der Profiler aus seinem Buch "Im Kopf des Mörders - Ein Profiler ermittelt" lesen - doch dann hatte Petermann so viel zu erzählen, dass er die Zeit ganz vergaß. Die Lesung war restlos ausverkauft. Zu Beginn nahm er die Anwesenden mit in seine Jugend, als er als Ersatz für den Wehrdienst in den Polizeidienst ging. Der ungeklärte Mordfall an der 17-jährigen Carmen K. im Jahr 1971 sowie die fesselnden Schilderungen seines Kriminalistik-Dozenten weckten sein Interesse an Verbrechensaufklärung. Ab 1999 setzte er sich kritisch mit den FBI-Methoden des Profilings auseinander und begann nach einer mehrjährigen Ausbildung zum zertifizierten polizeilichen Fallanalytiker mit dem Aufbau der Dienststelle "Operative Fallanalyse", deren Leiter er bis zu seiner Pensionierung 2014 war.

Die Spur hinter der Spur
Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten liegt bei 90 bis 92 Prozent, betonte Petermann. "Als Profiler sucht man die Spur hinter der Spur. Welche Gefühle spielten eine Rolle? Warum wurde mit großer Wut und Zerstörung gehandelt - und warum lässt sich manchmal so etwas wie Fürsorge erkennen?" Oft stehe er stundenlang an einem Tatort und warte, dass dieser mit ihm spricht. Das bedeute nicht, dass er Stimmen höre - sondern dass klarer werde, was passiert ist. Dann gab es eine Warnung: Ein Einspielfilm zeigte Petermann im Gespräch mit einem Mörder, der sehr bildlich schilderte, was er mit seinen Opfern getan habe - auch mit seiner Katze. Schließlich las der Profiler noch aus seinem Roman "Die Diagramme des Todes".
Der Roman - ein wahrer Fall
"Sabine", raunte Petermann ins Mikrofon. Im Roman lauert ein Mann mit Gasmaske in einem Parkhaus und wartet auf sein Opfer. "Ich bin bereits da, wenn du nach Hause kommst. Ich bin da, um dir meine Träume zu schenken - immer wieder, bis du alles willst, was ich auch will. Weil du sonst zu früh sterben musst, doch das weißt du noch nicht. Erst ganz am Ende musst du sterben, weil ich dich töten werde …" Die Geschichte hinter dem Roman: ein wahrer Fall. "Das Böse ist ein Teil unseres Seins", erklärte Petermann, bevor er das Publikum in die Abendluft verabschiedete. "Aber alles andere ist deutlich stärker."