Vizeadmiral a.D. Frank Lenski sprach beim UVC über die Modernisierung und Stärkung der deutschen Marine. Foto: Rohde
Vizeadmiral a.D. Frank Lenski sprach beim UVC über die Modernisierung und Stärkung der deutschen Marine. Foto: Rohde
Vortrag beim UVC

Vizeadmiral a.D. Lenski sprach in Cuxhaven über die Modernisierung der Marine

von Ulrich Rohde | 13.11.2025

Die Deutsche Marine steht vor einer umfassenden Transformation, um auf die wachsenden Bedrohungen und komplexen Konfliktszenarien angemessen zu reagieren. Vizeadmiral a.D. Lenski skizziert die Herausforderungen und notwendigen Schritte.

Seit Oktober ist er a.D., Frank Lenski, nun ehemaliger Vizeadmiral und Befehlshaber der Flotte und der Unterstützungskräfte sowie Stellvertreter des Inspekteurs der Marine. Der in Otterndorf sesshafte Marinesoldat hat seinen Dienstposten in Rostock verlassen. Dennoch wollte der Unternehmensverband Cuxhaven Elbe-Weser-Raum (UVC) von Lenski erfahren, wie er die gegenwärtige sicherheitspolitische Lage einstuft.

Im großen Konferenzraum der Voco GmbH begrüßte UVC-Vorsitzender Andreas Wulf Frank Lenski, der vor den Unternehmerinnen und Unternehmern zum Thema "Die Deutsche Marine - der Kurs ist abgesteckt!" sprach. Die im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine erforderlich gewordene Transformation der Streitkräfte - und auch der Marine - findet vor dem Hintergrund vielschichtiger Konfliktszenarien statt, Lenski nennt dies Polykrise. Da ist zum einen die von Russland vorangetriebene Drohkulisse eines möglichen Angriffs auf Nato-Partnerländer im Ostseeraum, der gleichzeitig stattfindende Rückzug der USA, akute Krisenherde im Nahen Osten und möglicherweise bevorstehende im pazifischen Raum.

Die Bundeswehr muss sich neu erfinden

"Die Bedrohung ist real", so Lenski und sie äußert sich schon jetzt in hybriden Einflussnahmen Russlands, Desinformation und Cyberangriffen gegen den Westen. In dieser Lage muss sich die Bundeswehr neu erfinden, die Priorität vom internationalen Krisenmanagement zurückdrehen zur Bündnis- und Landesverteidigung. Für die Bundesmarine bedeutet dies, sich auf den Spannungsfall einzustellen - vor allem aber auch die Fähigkeiten zu erhalten, wirksam abschrecken und im Ernstfall gegenhalten zu können. Klar ist, dass im Fall eines eskalierenden Konflikts die Ostsee und das Nordmeer die Schauplätze sein werden, wo sich Kampfhandlungen abspielen würden. "Die Ostsee ist unser Vorgarten", sagt Lenski. Allerdings auch der Vorgarten Russlands mit einer bis an die Zähne hochgerüsteten Exklave Kaliningrad und dem Marinehauptquartier in St. Petersburg.

Doch es geht nicht nur um die Vorbereitung auf eine mögliche direkte militärische Konfrontation, sondern auch um die Sicherung der kritischen maritimen Infrastruktur, mit Offshorewindparks, Seekabeln und Pipelines. Hier komme dem Maritimen Sicherheitszentrum (MSZ) in Cuxhaven eine wichtige Aufgabe zu.

Deutsche Marine muss 
dringend wachsen

Um den wachsenden Anforderungen und der Bedrohungslage gerecht werden zu können, müsse die Marine wachsen, möglicherweise auch weitere Standorte aufbauen. Um die Überlegenheit Russlands bei den konventionellen Marinestreitkräften halbwegs ausgleichen zu können, braucht es hohe Investitionen. Derzeit stehe sie bei einem historischen Tiefstand von 48 Einheiten. Bis 2035 soll die Flotte insgesamt rund 78 Einheiten umfassen, die sich aus 54 bemannten Schiffen und Booten sowie 24 unbemannten Fahrzeugen zusammensetzt. Die Kosten für die Umsetzung werden auf mindestens 52 Milliarden Euro geschätzt.

Zugleich müsse die vorhandene Bestandsflotte modernisiert werden. Ziel sei es, die Einsatzbereitschaft deutlich zu erhöhen, so dass zwei Drittel der Einheiten einsatzfähig sind und ein Drittel Werftliegezeit hat. Derzeit beträt das Verhältnis 50 zu 50 Prozent. Unbemannte Fahrzeuge, Drohnen vor allem, spielen eine immer wichtigere Rolle in der Kriegführung. Die Marine benötigt sie in allen Dimensionen, also unter Wasser als auch in der Luft. Bis zu 4000 Dienstposten mehr werden zudem benötigt.

Auch Altenwalder Kaserne muss reaktiviert werden

All das müsse relativ schnell geschehen, möglichst in vereinfachten Verfahren mit weniger Vorschriften. Lenski plädiert auch für die Rückkehr zur verlässlichen Wehrpflicht. "Da kommen wir nicht drumherum." Und um die Ausbildung der jungen Rekruten zu gewährleisten, müssten alte Standorte reaktiviert werden, dazu zählt Lenski auch die Kaserne in Altenwalde.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

urohde@no-spamcuxonline.de

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