
Bekannter Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Cuxhaven verabschiedet sich aus der Praxis
Dass er die Arbeit in gute Hände geben kann, hat ihm seine Entscheidung leichter gemacht: Ende dieses Monats verschiedet sich ein Cuxhavener Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) in den Ruhestand - fast 30 Jahre nach seinem Beginn in Cuxhaven.
Ärzteschwemme, Niederlassungssperre: Wenn er mit solchen Stichworten aus den frühen 90ern berichtet, wähnt man sich in einem anderen Deutschland. Einem, in dem es in Cuxhaven auch noch ein Stadtkrankenhaus gab. In diesem Umfeld ergab sich für den damals jungen HNO-Arzt Dr. Reinhard Simon (62) aus dem Hessischen, der sich niederlassen wollte, eine einzigartige Option: Er konnte die Praxis des Vorgängers Dr. Koll in der Nordersteinstraße übernehmen und gleichzeitig die Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohren-Erkrankungen am Stadtkrankenhaus führen. Am 17. Januar 1994 ging er in der eigenen Praxis in der Nordersteinstraße 42 an den Start.
Anfangs noch eigene Krankenhausabteilung
Seine Idee, hier einmal mit zwei Fachärzten zu praktizieren, erfüllte sich Mitte 1995, als Dr. Dieter Czapski (57) den zweiten Praxissitz übernahm und ebenso in die Krankenhausabteilung mit einstieg. Nach dem Verkauf des Stadtkrankenhauses an die Rhön-Kliniken AG im Jahr 2004 wurde die einstige Hauptabteilung in eine Belegabteilung umgewandelt.
Umzug innerhalb der Nordersteinstraße
Seit August 2002 befindet sich die HNO-Praxis in der Nordersteinstraße 69. Hauptargument für den Umzug waren der vorhandene Fahrstuhl und die räumlichen Möglichkeiten auf einer wesentlich höheren Fläche, die Mitte 2011 zudem die Aufnahme eines weiteren Facharzt-Kollegen (Dr. Werner Jacklbauer) ermöglichte. Solche Kooperationen seien angesichts der apparativen Ausstattung einer solchen Facharztpraxis sehr sinnvoll, merkt Dr. Dieter Czapski an. 2021 erkrankte Dr. Jacklbauer unerwartet und verstarb dann leider auch Ende des Jahres.
Es galt, gleich zwei Sitze neu zu besetzen
Eine aufreibende Zeit inklusive der laufenden Herausforderungen der Corona-Pandemie schloss sich an. Seinen Ausstieg hat Dr. Reinhard Simon in dieser Phase sorgfältig vorbereitet. Schließlich galt es letztendlich, gleich zwei Sitze - den des Kollegen und seinen eigenen - neu zu besetzen. Das ist inzwischen samt der Abwicklung aller komplizierten Zulassungsverfahren gelungen: HNO-Arzt Dr. Niklas Höllrigl gehört bereits seit einem Jahr als angestellter Arzt zum Team; zum 1. April übernimmt er als Selbstständiger einen Praxissitz. Der 48-Jährige blickt auf Praxis- und Klinikerfahrung, zuletzt als Oberarzt in Bremen, zurück. Dritte im Bunde wird ab April HNO-Ärztin Janna Röttgers (35), zurzeit noch Oberärztin in einer Klinik in Bremen. Beide freuen sich auf das neue Umfeld ("tolle Praxis, nette Kollegen, freundliche Patienten"); für die Ostfriesin und Wassersportlerin Janna Röttgers bedeutet der Schritt auch eine Rückkehr ans Meer.
Dieser Erfolg ist keineswegs selbstverständlich
Dr. Reinhard Simon ist überzeugt davon, dass beide in bewährter Weise, aber sicher auch mit neuen Elementen, die Patientinnen und Patienten versorgen werden. Das bedeute viel in diesen Zeiten und sei keineswegs selbstverständlich, wie der Blick auf viele andere Landkreise mit einer inzwischen dramatischen Unterbesetzung beweise. Die verbliebenen HNO-Praxen hätten somit nicht nur den Mangel im haus-, sondern auch den im fachärztlichen Bereich aufzufangen.
Weit über die Grenzen der Stadt hinaus
Das Einzugsgebiet der Gemeinschaftspraxis (förmlich: "Berufsausübungsgemeinschaft", BAG) reiche weit über die Grenzen der Stadt heraus bis an die Grenzen Stades und bis in den Südkreis, berichtet Dr. Dieter Czapski. Er sei froh, dennoch - zusätzlich zur täglichen offenen Notfallsprechstunde - Termine meist innerhalb von vier Wochen anbieten zu könnten. Operationen, die einen stationären Aufenthalt erforderlich machten, fänden nach wie vor in der Helios-Klinik Cuxhaven statt; die ambulanten Operationen hingegen seit sechseinhalb Jahren im OP-Zentrum an der Altenwalder Chaussee.
Reinhard Simon geht den Schritt in den neuen Lebensabschnitt gelassen an: Er habe seine Arbeit gern gemacht, freue sich aber nun auch auf die Freiheit, seine Zeit selber einzuteilen und vor allem zum Reisen zu nutzen, gibt er offen zu.