Der Vorstand und aktive Mitglieder der Döser Speeldeel mit v.l. Andrea Hinke, Marlies Lampe, Maike Bruns, Stephanie Braack-Heinig, Volker Kästner und Frank Siemer-Bosecker werben im Foyer des Stadttheaters Cuxhaven schon mit den Plakaten für die neue Saison 2025/2026. Foto: Jens Potschka
Der Vorstand und aktive Mitglieder der Döser Speeldeel mit v.l. Andrea Hinke, Marlies Lampe, Maike Bruns, Stephanie Braack-Heinig, Volker Kästner und Frank Siemer-Bosecker werben im Foyer des Stadttheaters Cuxhaven schon mit den Plakaten für die neue Saison 2025/2026. Foto: Jens Potschka
Neue Spielzeit der Döser Speeldeel

Plattdeutsch-Ensemble freut sich über 14 Neuzugänge

von Jens Potschka | 05.09.2025

Die Döser Speeldeel trotzt dem Nachwuchsmangel: Mit 14 neuen Gesichtern und einer WhatsApp-Gruppe für Plattdeutsch-Anfänger stürzt sich die niederdeutsche Bühne in eine Spielzeit voller Komödien, Sprachübungen und unerwarteter Wendungen.

Aufbruchsstimmung im Foyer des Stadttheaters: Vor den übergroßen Plakaten der neuen Spielzeit posiert der Vorstand der Döser Speeldeel. Man spürt den Stolz. Drei Komödien bringt die niederdeutsche Traditionsbühne in den kommenden Monaten auf die Bühne. Und: Die Truppe hat sich vergrößert. Ganze 14 neue Gesichter sind hinzugekommen. "Jetzt geht es mit Volldampf in die neue Saison", sagt Vorsitzende Marlies Lampe.

Die Stimmung im Ensemble ist gelöst, die Motivation groß. Dass die Speeldeel trotz Nachwuchssorgen bei vielen Vereinen in Cuxhaven wächst, ist fast eine kleine Sensation. "Wir haben viele neue Mitglieder, die hoch motiviert sind - auch wenn sie erst Plattdeutsch lernen mussten", sagt Lampe und lacht. Um die Sprache zu üben, haben die Neuen sogar eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Dort wird eifrig diskutiert, wie man bestimmte Wörter richtig ausspricht.

Lampe selbst führt beim ersten Stück Regie. Eigentlich wollte sie nicht. Doch im Bühnenbund waren alle Regisseure ausgebucht. "Also habe ich es selbst übernommen. Das ist eine große Herausforderung, weil so viele Neue dabei sind. Mit den alten Hasen ist manches leichter. Aber wir sind alle hochmotiviert."

Bauernhofidylle mit Bio-Konflikt

 Am 9. Oktober hebt sich der Vorhang zur Premiere von "Wellness, Wien un wilde Wittfruuns", einer Komödie in zwei Akten von Andreas Heck, ins Plattdeutsche übertragen von Benita Brunnert. Es geht um einen Hof, der vom profanen Heuhotel zur Wellnessoase aufsteigen will. Statt Kuhstall und Misthaufen locken Selfie-Kulissen wie das außer Betrieb genommene Plumpsklo. Der altersschwache Traktor wird kurzerhand zum "Bulldog Offroad Adventure" umfunktioniert.

Knecht Hannes (Gerhard Bucka) und Magd Berta (Helma Schenkelberg) versuchen, den Betrieb am Laufen zu halten. Doch Enkelin Jessica (Maike Bruns) übernimmt den Hof und will alles auf Bio umstellen - samt grünem Ökotourismus. Das führt zu Konflikten. Noch komplizierter wird es, als gleich mehrere Damen Gefallen an Hannes finden: Andrea Hinke, Sabine Gieske und Antje Rohwedder geben den Landfrauen reichlich Schwung.

"Die Mischung aus Tradition und modernen Ideen bietet herrlich viel Stoff für Komik", sagt Regisseurin Lampe. "Das Stück ist leicht, aber nicht inhaltsleer. Und es lebt von den Gegensätzen zwischen Alt und Jung."

Wenn Erben alles verdirbt

Nach der Weihnachtszeit wird es ernster - zumindest auf den ersten Blick. Am 15. Januar 2026 feiert Peter Buchholz' Komödie "Achtertüksche Süstern" Premiere, inszeniert vom Gastregisseur Philip Lüsebrink.

Drei Schwestern - Eva (Ingrid Ortmann), Judith (Andrea Hinke) und Christin (Sarah Osterloh) - treffen nach dem Tod des Vaters im Elternhaus aufeinander. Nicht Trauer verbindet sie, sondern der Streit ums Erbe. Eva, die Lebefrau mit drei Ehen hinter sich, braucht Geld. Judith, deren Mann ständig neue Geschäftsideen in den Sand setzt, ebenso. Nur Christin, das Nesthäkchen, stand bis zuletzt auf der Seite des Vaters. Doch der Tresor, sorgfältig hinter einem Bild versteckt, ist leer. Alte Verletzungen brechen auf, verbale Schlagabtausche wechseln mit komischen Momenten. "Erben bringt Scherben" - dieser Satz wird im Stück zur bitteren Wahrheit.

Für das Publikum ist es eine Gratwanderung zwischen Melancholie und Humor. Die Komödie zeigt, wie sehr alte Familienkonflikte ein Leben prägen können. "Aber es ist auch sehr lustig, weil die Figuren so unterschiedlich sind. Das Publikum wird sich in vielen Situationen wiederfinden", verspricht Marlies Lampe.

Weihnachten mit ungebetenen Gästen 

Den Schlusspunkt der Saison setzt am 12. März 2026 René Freunds "Glockenbimmeln", ins Plattdeutsche übertragen von Heino Buerhoop. Die Regie übernimmt Volker Kästner.

Sandra (Britta Meyer zu Stieghorst) und Thomas (Ivan Dumbovic) wollen ein stilles Weihnachtsfest: ohne Stress, ohne Familie, ohne Kirche. Nur ein Doppelbett muss noch verkauft werden. Doch die Käufer, Leo (Gerhard Bucka) und Elisabeth (Tanja Maurer), machen keinerlei Anstalten, wieder zu gehen.

Aus dem friedlichen Abend entwickelt sich ein absurdes Kammerspiel. Pointierte Dialoge, schräger Humor, groteske Situationen: Das Stück zeigt Weihnachten von seiner unheiligen Seite. "Das Publikum darf sich auf eine turbulente Achterbahnfahrt freuen", sagt Volker Kästner. "Gerade weil jeder diese heimelige Stimmung kennt, wirkt der Bruch so komisch." 

Ein Verein im Aufbruch

Die Döser Speeldeel blickt optimistisch in die Zukunft. Trotz der Mühen mit Probenplänen, Sprachübungen und einem immer älter werdenden Kernensemble ist der Verein lebendig wie lange nicht. "Dass wir allein im letzten Jahr 14 neue Mitglieder gewonnen haben, ist eine gute Nachricht", sagt Lampe. "Es ist zwar schwer, die ganz Jungen zu erreichen - aber wir sind froh über alle, die den Weg zu uns finden."

In der vergangenen Saison standen nur zwei Stücke auf dem Plan. Die Besucherzahlen waren stabil, trotz kleinerer Auswahl. Nun geht die Bühne in die Offensive. Drei Komödien in einem Jahr, alle im Stadttheater Cuxhaven, dazu ein deutlich vergrößertes Ensemble: Das ist ein Signal.

Das Ensemble des ersten Stückes der neuen Speeldeel-Spielzeit mit ihren Darstellern: Maike Bruns, Gerhard Bucka, Helma Schenkelberg, Heike Miersch, Janina Meyer, Andrea Hinke, Sabine Gieske, Marlies Lampe und Antje Rohwedder. Foto: Döser Speeldeel
Das Ensemble des zweiten Stückes der neuen Speeldeel-Spielzeit mit ihren Darstellern: Ingrid Orthmann, Andrea Hinke, Sarah Osterloh. Foto: Döser Speeldeel
Das Ensemble des dritten Stückes der neuen Speeldeel-Spielzeit mit ihren Darstellern: Britta Meyer zu Stieghorst, Ivan Dumbovic, Gerhard Bucka, Tanja Maurer. Foto: Döser Speeldeel

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

jpotschka@no-spamcuxonline.de

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