
Probe zum Jubiläumskonzert der Sohl'nborger Büttpedder: Wie ein Junge zu Tränen rührt
Die Sohl'nborger Büttpedder feiern ihr 55-jähriges Jubiläum mit einem Konzert im Stadttheater Cuxhaven. Drei Generationen singen voller Leidenschaft und Energie Seite an Seite - und berühren die Herzen der Zuhörer. (mit Video und Fotos)
Die Sohl'nborger Büttpedder feiern an diesem Sonntag, 7. September 2025, ihr 55-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumskonzert im Stadttheater. Bei der Chorprobe im Clubhaus von Rot-Weiss Cuxhaven zeigt sich: Drei Generationen singen hier Seite an Seite - getragen von Energie, Schweiß und Leidenschaft.

Es ist ein Donnerstagabend im Clubhaus des Sportvereins Rot-Weiss. Der hintere Saal, sonst Heimat von Vereinsfeiern und Mannschaftstreffen, ist bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Vierzig Männer, Frauen und Kinder haben sich dicht an dicht gestellt, die Stühle zur Seite gerückt, die Fenster geöffnet. Doch die Luft bleibt warm, fast stickig. "Nach zwei Liedern ist man hier schweißgebadet", sagt einer der Sänger lachend. Niemand beschwert sich. Im Gegenteil: Es liegt Spannung in der Luft, Vorfreude. Die "Sohl'nborger Büttpedder" bereiten sich auf ihr großes Jubiläumskonzert im Cuxhavener Stadttheater vor.
Ganz vorn mit dabei: Chorleiterin Britta Quaiser. Sie lacht, wischt sich den Schweiß von der Stirn, schlägt ihr dickes Notenbuch auf, legt die Finger ans Schifferklavier - und hebt die Augenbrauen. Mehr braucht es nicht. Schon richten sich die Sänger auf. "Wir singen als erstes Stück einmal die Weißen Segel", ruft sie, zwinkert, und fügt mit gespieltem Ernst hinzu: "War das gerade ein böser Blick? Ich sehe doch eure Begeisterung!" Lachen erfüllt den Raum, bevor die ersten Akkorde ertönen.

Energiezentrum mit Akkordeon
Quaiser ist nicht nur Dirigentin. Sie spielt Akkordeon, gibt die Einsätze mit Mimik und Augen, dirigiert mit einer Hand, während die andere die Basslinie spielt. "Ich bin jedes Mal im Schweiß", sagt sie später. "Das Instrument ist schwer, ich muss stehen, spielen, lächeln - und gleichzeitig jedem zeigen, wann es losgeht." Ihr Chor versteht sie blind. Eine Geste, ein Nicken, ein energisches Aufblitzen ihrer Augen: Die Einsätze sitzen.
"Das habt ihr gut gesungen, da ist schön Power dahinter", lobt sie nach "Sailing". Dann geht es im Eiltempo weiter: "My Bonnie is over the Ocean", "Wir grüßen euch vom Nordseestrand". Immer wieder mahnt sie Atemdisziplin an: "Denkt dran, die zweite Strophe kommt schnell - keine lange Luft holen!"

Drei Generationen, eine Leidenschaft
Was den Chor besonders macht, ist die Mischung. Neben den Männerstimmen im Bass stehen junge Frauen im Sopran, davor Kinder, die keck mitsingen. "Das ist meistens dreistimmig", erklärt Quaiser. "Die Kinder gehen oft mit den Sopranen mit. Manchmal haben wir auch nur zwei Stimmen - das Sommerprogramm ist etwas leichter für die Touristen. Aber unser Weihnachtskonzert? Da fangen wir schon im Mai mit den Proben an. Das Programm ist jedes Jahr komplett neu."

In dieser Probe aber liegt der Fokus klar auf dem Jubiläum. "Über vierzig sind wir aktuell, obwohl gar nicht alle da sind", sagt die Chorleiterin. Tatsächlich reicht die Altersspanne von Grundschülern bis zu Rentnern - ein Bild, das berührt: Cuxhavener Sangesfreude als Generationenprojekt.

Harte Arbeit, großer Spaß
Zwischendurch lässt Quaiser einzelne Stimmen allein singen: Alt und Bass, Sopran und Männer, Kinderstimmen gegen das Akkordeon. "Es ist wichtig, jede Stimme einzeln draufzuhaben", sagt sie. "Sonst sind die Sänger irritiert, wenn nebenan jemand plötzlich etwas völlig anderes singt."
Dass harte Arbeit nicht den Spaß vertreibt, beweisen die lebendigen Probenmomente. Mal schmunzelt Britta Quaiser: "Ich freue mich jetzt schon auf Michas Gesicht, wenn ihr die Pfeife macht." Mal korrigiert sie charmant: "Also richtig schön in den Stuhl rein, Arschbacken zusammenkneifen und dann hoch damit!" Die Sänger johlen, probieren, lachen - und singen dann umso konzentrierter.
Gänsehaut im Clubhaus
Besonders still wird es, als ein kleiner Junge "Wozu sind denn Kriege da?" anstimmt. "Herr Präsident, du bist doch einer von diesen Herren …" singt er glockenhell. Erwachsene stimmen leise ein, bis das Lied sich zu einem Chor erhebt. Einige Sängerinnen wischen sich verstohlen die Augen.

Auch ein Song von Michael Jackson gehört zum Jubiläums-Repertoire. "Ich lege Wert darauf, dass wir auch moderne Stücke singen. Das macht Spaß und fordert meine Büttis auch immer einmal wieder, etwas ganz Neues zu lernen und sich mit anderen Musikstilen zu beschäftigen."

Der Abschluss der Probe treibt noch einmal die Stimmung hoch: das irische Segenslied "Möge die Straße uns zusammenführen". Stimmen füllen den Raum, ein paar feuchte Augen glänzen, schließlich brandet Applaus auf. "Jawohl, vielen lieben Dank. Das war eine richtig schöne Probe", sagt Britta Quaiser.

Leidenschaft als Antrieb
Später, im Gespräch, gibt sie zu: "Oft komme ich nachmittags aus der Schule oder einer Ratssitzung und denke: Ich will eigentlich gar nicht mehr. Aber dann gehe ich hier raus und sage: Das hat doch voll was gebracht. Der Chor ist glücklich, ich bin glücklich. Wir haben uns gegenseitig befruchtet."

Dass Britta Quaiser immer auch nach vorn denkt, zeigt ihr Schlusssatz: "Wenn Sie möchten, schreiben Sie ruhig noch, dass wir immer offen sind für neue Mitglieder."

Die Büttpedder - ein Chor, der mehr ist als eine Singgemeinschaft. Ein Stück Cuxhavener Seele. Wer ihre Energie in der Probe erlebt, wird das Jubiläumskonzert am Sonntag, 7. September, um 16 Uhr im Stadttheater nicht verpassen wollen. Und vielleicht selbst irgendwann an einem Donnerstagabend im Clubhaus von Rot-Weiss stehen - Schulter an Schulter, mit rotem Kopf und leuchtenden Augen.
