Brut- und Setzzeit beginnt im Kreis Cuxhaven: Was Hundehalter jetzt wissen müssen
Aktuell verwandeln sich Wald und Flur im Kreis Cuxhaven wieder in eine "Kinderstube": Am 1. April beginnt die Brut- und Setzzeit, in der Wildtiere besonderen Schutz genießen. Was Hundehalter jetzt wissen müssen.
In der freien Landschaft dürfen Hunde nur noch angeleint unterwegs sein. Was die Jägerschaft als Bitte formuliert, ist in Wahrheit Gesetz: Vom 1. April bis zum 15. Juli gilt in Niedersachsen auch in diesem Jahr wieder der Leinenzwang in der freien Landschaft. Dabei geht es nicht etwa darum, Hunde oder die Halterinnen und Halter zu schikanieren: Ausschlaggebend für die schon vor Jahren im Niedersächsischen Waldgesetz (NWaldG) festgelegte Regelung ist der Schutzbedarf von wild lebenden Vögeln und Säugetieren. In der Aufzuchtphase des Nachwuchses ist er besonders ausgeprägt.
Die Unwissenden kann man erreichen
Jäger weisen darauf hin, dass es leider immer wieder zu beobachten sei, dass Hunde während dieser besonders sensiblen Zeit frei in der Natur herumlaufen. Nach den Worten von Norbert Rose, stellvertretender Leiter des Hegerings 9 (Cuxhaven), ist das selbstredend nicht den Vierbeinern selbst vorzuwerfen. Das Problem sei auch in diesem Fall beim Hundebesitzer zu suchen ist. "Da reden wir im Grunde genommen über drei Personengruppen", so Rose: Über die Unwissenden, die keinen Schimmer von Brut- und Setzzeiten haben, über die Einsichtigen, die auf Ansprache hin ihre Leine einklinken - und über die Beratungsresistenten, die möglicherweise der Auffassung sind, sich als Hundesteuerzahler unbeschränkte Freiheitsrechte erkauft zu haben. Aktivitäten der Revierpächter, die beispielsweise mit Schildern auf die bevorstehende Ruhephase hinweisen, zielen vor allem auf Vertreter der beiden erstgenannten Gruppen ab: Ihnen, so betont Florian Rölfing, Sprecher der Landesjägerschaft Niedersachsen, müsse der Sinn und Zweck der Vorschriften immer wieder nahegebracht werden.
Gerüche gefährden die Aufzucht
Jemand, der selbsttätig Aufklärung betreibt, ist der Cuxhavener Rudi Heinisch - selbst Jäger und darauf bedacht, unbedarfte "Gassigänger" auf der Einsichtsebene abzuholen - anstatt sie mit Paragrafen zu bombardieren. Mit einem Handzettel wendet sich Heinisch auch an diejenigen Halter, die ihre Hand dafür ins Feuer legen würden, dass ihr vierbeiniger Gefährte unter keinen Umständen einem anderen Tier ein Haar krümmen würde. "Ihr Hund ist sicher kein zähnefletschendes, jedem Wild nachjagendes Ungeheuer", heißt es im Text. "Aber er riecht immer nach Hund, egal, wo er sich bewegt und wie lieb und nett er ist".
Zum Problem werden die Duftmarken zum Beispiel im Fall der im Gras verborgen liegenden Kitze - das bestätigt auch Norbert Rose: Die Ricke wird den Hundegeruch instinktiv mit Gefahr in Verbindung bringen und den Bereich, wo jener auch noch Tage später wahrnehmbar ist, konsequent meiden. Die Folgen für ein auf die Milch der Mutter angewiesenes Jungtier kann man sich ausmalen.
Langlaufleine könnte ein Kompromiss sein
Doch es geht nicht nur ums Rehwild, sondern auch um Hasen oder um Bodenbrüter wie Fasane oder Enten: "In den Büschen und Knicken steckt im Augenblick überall etwas drin", gibt der stellvertretende Hegeringleiter zu bedenken. Er appelliert aus diesem Grund an Spaziergänger, auf den vorgezeichneten Routen zu bleiben und das Querfeldeinlaufen auf jeden Fall zu vermeiden. Wenn ein Hund mitgeführt werde, sei er in den kommenden Monaten natürlich auch beim Begehen von Wegen zu sichern. "Man muss ihn ja nicht kurz fassen", schlägt Norbert Rose vor: Eine Langlaufleine zu verwenden ist nach seinem Dafürhalten ein guter Kompromiss. Der Hund behalte dadurch Bewegungsfreiheit - und sei trotzdem nicht auf und davon, sobald der Jagdtrieb erwacht. Dass ein Hund versuchen wird, einem Wildtier nachzusetzen, ist nach den Worten des Jägers nämlich ganz und gar nicht auszuschließen: "Selbst wenn Halter gerne beteuern: ′Meiner macht so was nicht′."