
Cuxhaven: Bevorstehender Verlust des Waldgebiets in Groden bewegt die Menschen
Eine Idylle mitten in der Stadt mit Rückzugsräumen für Mensch und Tier: Darf das einem Regenrückhaltebecken geopfert werden? Es regt sich Widerstand. Eine BUND-Gruppe macht Alternativvorschläge, die ohne derartigen Eingriff in die Natur auskämen.
Auf Einladung der Initiative Stadtgrün der BUND Kreisgruppe Cuxhaven versammelten sich am 1. Advent 45 Kinder und Erwachsene zu einem Spaziergang zum Wald "Arnhausen". Transparente mit der Aufschrift "Schützt unsere Altbäume - Für Artenschutz und Stadtklima" machten das Anliegen deutlich. Die Anwesenden informierten sich über die Planungen der Stadt und der EWE für ein Regenrückhaltebecken und diskutierten darüber.
Trotz vorhergehender starker Regenfälle führte der Lehstrom, ein Gewässer 2. Ordnung, am Tag der Begehung nur wenig Wasser. Anwohner berichteten, dass auch Anfang September, als in Cuxhaven die dritthöchste Regenmenge an einem Tag, 59 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden, gemessen wurde, nur wenige Meldungen zu überfluteten Kellern bekannt wurden, die zudem nicht direkt mit dem Lehstrom in Zusammenhang gestanden hätten.
Gelände als Polderfläche vorsehen
Mitglieder des BUND sehen folgende Möglichkeiten, um die Entwässerung zu verbessern und Starkregenereignisse zu bewältigen: Weitung der Engstellen im Lehstrom, Unterhaltungsmaßnahmen an Gräben und Beseitigung der Verrohrung, Überflutung des Geländes "Arnhausen" bei Starkregen (Polderlösung) sowie Weitung des dortigen Grabensystems. Der Wald könnte auf diese Weise erhalten werden.
Über Jahrzehnte hat sich hier ein vielfältiger Laubmischwald entwickelt, der durch ältere Habitatbäume, Totholz und eine reiche Kraut- und Strauchschicht geprägt ist. Gut ein Drittel des Waldes würde durch die Realisierung der Planung vernichtet werden, schreibt Gabriele Grubel von der Initiative "Stadtgrün" in der Pressemitteilung des BUND.
Ein einziger Baum mit vielen Funktionen
Ein Baumgutachter erläuterte am Beispiel einer uralten Silberweide mit einem Umfang von 440 Zentimetern den Wert eines solchen Baumes. Mit zahlreichen Höhlen, Astabbrüchen und Totholz bietet dieser für Insekten, Fledermäusen und Brutvögel beste Wohn- und Brutstätten. Das Regenrückhalte- und Verdunstungspotential eines solchen alten Baumes beträgt ca. 490 Liter pro Tag.
Für das geplante Regenrückhaltebecken müssten auch Eschen, Erlen, Eichen, Bergahorn, Obstbäume und möglicherweise eine Lindenallee gefällt werden. "Wohin sollen die Tiere ziehen?" fragte eine Anwohnerin. Rehe, Füchse, Eichhörnchen, Dachse, Waldohreulen und sogar Eisvögel sind im Gelände zu beobachten. Das alles für ein Regenrückhaltebecken opfern? Diese Frage beantworteten die Anwesenden mit einem klaren "Nein".
Ein versiegeltes Regenrückhaltebecken in der beabsichtigten Größe würde einen maximalen Eingriff bedeuten, obwohl nach den Regeln des Bundesnaturschutzgesetzes das Gebot der Eingriffsminimierung gelten müsse, so der BUND. Als Alternativen wurden unterirdische Versickerungsbauwerke (Rigolen), Rasengittersteine auf Parkplätzen, Dach- und Fassadenbegrünung sowie weitere Pflanzbereiche in den Gewerbegebieten angeregt.
Anwohner würden gerne mithelfen
Die Anwesenden hätten viele ihrer Fragen gerne den Verantwortlichen der EWE und der Stadt gestellt; auch zu den zu erwartenden Baukosten. Es stellte sich ebenso die Frage, warum die Bauwagen auf dem Gelände im Oktober zwar zerstört, aber nicht abgeräumt wurden und wann letzteres geschehen soll. Zwei mit Diesel gefüllte Generatoren auf dem Gelände gefährdeten Boden und Gewässer. Für das Wegräumen kleinteiliger Müllreste nach erfolgter Haupträumung boten die Anwesenden spontan ihre Hilfe an.

Noch bis zum 11. Dezember können Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der öffentlichen Beteiligung Einwendungen zu den Planungen machen. Nach Meinung der Initiative "Stadtgrün" und vieler Anwesender sollte das kulturelle Erbe der Familie Benöhr, die über Generationen den Hof "Arnhausen" bewirtschaftete, in seiner jetzigen Form erhalten und durch wenige Pfade für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. "Der nach der Familie benannte Otto-Benöhr-Weg in Groden sollte nicht das einzige Erbe bleiben", so Gabriele Grubel.
Die Initiative Stadtgrün wird am Dienstag der Stadt eine Unterschriftenliste übergeben, um so den Protest gegen das geplante Bauvorhaben zu unterstreichen und eine Umplanung zu erwirken.