Mit 25 Euro pro Kind und Monat wird die Kinderspeisung, Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung für 20 Kinder gesichert. Fotos: privat
Mit 25 Euro pro Kind und Monat wird die Kinderspeisung, Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung für 20 Kinder gesichert. Fotos: privat
Mit 25 Euro im Monat

Cuxhaven ist da, wenn es Not tut: Kinderspeisung in Litauen noch zwei Jahre gesichert

von Maren Reese-Winne | 02.09.2025

Die Arbeit der Diakonischen Litauenhilfe Cuxhaven ist offiziell beendet. Aber die Kinderspeisung in Pogegen (Pagegiai) - ein Herzensprojekt der hiesigen Spenderinnen und Spender - läuft weiter; Privat-Engagement sei Dank. 

Das Ende der Diakonischen Litauenhilfe Cuxhaven bedeutete auch das Ende einer Epoche in Litauen selbst: Im Mai ist dort die Arbeit in den "Häusern der guten Taten" in Naumiestis und Vainutas zu Ende gegangen. Eine Entscheidung, die sich den Gegebenheiten beugte: "Auch dort schlägt das Alter voll zu", berichtet Konrad und Ulla Geesmann.

Dieser Schritt sei allen schwer gefallen. Zum Abschied und als Anerkennung wurden die Ehrenamtlichen, die bereits vor einigen Jahren für ihr landesweites Engagement mit dem "Flügel der Güte" ausgezeichnet worden waren, ins Abgeordnetenhaus des baltischen Landes eingeladen.

Noch heute erreichen sie in bestimmten Notständen Anfragen, ob es nicht noch einmal Hilfe aus Cuxhaven geben könnte. "Der Name Cuxhaven ist im ganzen Land bekannt", haben Konrad und Ulla Geesmann immer wieder festgestellt. Mit einem von den Litauern selbst bezahlten Transport fanden vor einigen Monaten noch einmal Krankenbetten und -hilfsmittel aus dem Cuxland nach Litauen.

Dankbarkeit, aber auch Unsicherheit in der Luft

Im Juli unternahmen Konrad und Ulla Geesmann eine private Reise zur langjährigen Freundin Laimute Giedraitiene und Familie. Es war ein Besuch voller Wiedersehensfreude, Dankbarbarkeit, aber auch Wehmut und einer in der Luft liegenden Unsicherheit; einem neuen Gefühl, das es vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht gegeben hat. Schon jetzt lassen Putins Truppen an den Grenzen die Muskeln spielen.

Konrad und Ulla Geesmann mit der langjährigen Freundin Erna (l.) von der Diakonie in Pogegen.

Das Cuxhavener Ehepaar stellte ein Wiedersehen besonders in den Vordergrund, nämlich den bei Erna und Peter in Pogegen, dem Ort, wo eines der am längsten aus Cuxhaven unterstützte Projekte - die Kinderspeisung - immer noch läuft.

"Unsere Cuxhavener haben uns nicht im Stich gelassen", berichtet Konrad Geesmann. Nach dem Rückzug des örtlichen Diakonischen Werks hätten sich nach einem Aufruf im Januar zahlreiche Spenderinnen und Spender bereit gefunden, die Kinderspeisung mit direkten monatlichen Überweisungen nach Litauen weiter zu unterstützen.

Gerade ins neue Schuljahr gestartet

Das hat dazu geführt, dass auch im laufenden Schuljahr, das gerade am 1. September begonnen hat, wieder 20 Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren jeden Tag nach der Schule in den Räumen der Diakonie Pogegen Essen und Hausaufgabenhilfe erhalten können, dort ihre Freizeit verbringen können und auch die Eltern beraten und begleitet werden. Eine große Hilfe für ihre zumeist alleinerziehenden Mütter in der vergessenen Region direkt an der Memel, die hier die russisch-litauische Grenze markiert. In den Ferien konnte den Kindern sogar die Teilnahme an einem Sommercamp ermöglicht werden.

An dem Betrag von 25 Euro pro Kind und Monat wollten Erna und Peter unbedingt festhalten, so Konrad Geesmann. Lieber setzten sie auf die lokale Unterstützung durch ein von ihnen aufgebautes Spendernetz, in dem umliegende Bauern mit Kartoffel- und Gemüsespenden helfen, die tägliche Mittagsmahlzeit zu sichern.

Das dortige Sozialamt und die Schule stimmen sich zu Beginn jedes Schuljahres darüber ab, welche Kinder im Rahmen der Familiensozialarbeit an der Kinderspeisung teilnehmen können. In monatlichen Abrechnungen werden Geesmanns, obwohl alles nur auf Privatinitiative und nicht mehr auf der offiziellen Grundlage der Diakonie beruht, über Geldeingänge und die Verwendung der Spenden informiert.

Sogar aus Bremen und Barcelona

Dank der regelmäßigen Unterstützung (die Spenden kommen sogar aus Bremen und Barcelona) und der unerwarteten großzügigen Spenden der Eltern des Waldkindergartens und des Döser Kindergartens "Kunterbunt", beides Einrichtungen des Paritätischen, ist die Fortsetzung der Kinderspeisung für dieses Schuljahr abgesichert.

Die Eltern des Waldkindergartens hatten nach einem Spendenlauf im Mai 900 Euro gespendet und kürzlich noch einen Betrag von 210 Euro nachgeschoben, in dem Döser Kindergarten war unter anderem durch den Verkauf von Marmelade ein Betrag von 280 Euro zusammengekommen. "Bis Juli 2025 sind bereits 9406,20 Euro überwiesen worden", informiert Konrad Geesmann.

Die Teilnahme an einem Jugendcamp in diesen Ferien war für die betreuten Kinder etwas ganz Besonderes. Foto: privat

Arbeit noch zwei Jahre fortführen

Zusammen mit einer durch Einzelspenden zusammengekommenen Reserve auf einem Sonderkonto sei der Betrieb bis 2027 abgesichert. "Wenn unsere regelmäßigen Spender aus Cuxhaven noch bis Ende dieses Jahres durchhalten könnten… ", stellt Konrad Geesmann in den Raum, "wäre das fantastisch. Dann darf die Hilfe aber auch enden." Für Erna und Peter, beide über 70 Jahre alt, und alle bis dahin begleiteten Kinder würde das eine Fortsetzung dieser sinnvollen Arbeit bedeuten - unter bescheidenen, aber zuverlässigen Verhältnissen. Und ein kleines Extra zum Geburtstag, ein Ausflug oder Museumsbesuch mit allen Kindern wäre auch noch drin.

"Wir alle sind den Cuxhavenern unheimlich dankbar", betont Konrad Geesmann. Wenn die Litauenhilfe gerufen habe, seien sie immer da gewesen - ob mit Tatkraft oder Spenden.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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