Der am Sonnabend entstandene Flächenbrand an der Treppe zum Kindergarten- und Schulgelände in Franzenburg war schnell gelöscht - rechtzeitig vor Erreichen des Kita-Gebäudes. Foto: Reese-Winne
Der am Sonnabend entstandene Flächenbrand an der Treppe zum Kindergarten- und Schulgelände in Franzenburg war schnell gelöscht - rechtzeitig vor Erreichen des Kita-Gebäudes. Foto: Reese-Winne
Wind begünstigt Ausbreitung

Cuxhaven kommt bei Waldbrandgefahr noch gut weg - am Dienstag wird's am brenzligsten

von Maren Reese-Winne | 14.04.2025

Seit Wochen werden viele Regionen Deutschlands als stark waldbrandgefährdet eingestuft. Auch in Stadt und Kreis Cuxhaven gab es jetzt die ersten Einsätze bei Flächenbränden. Ein Experte erklärt, welche Faktoren gerade das Risiko steigern.

Waldbrandgefahr ohne glühende Sommerhitze, sondern schon im März und April: Wie kommt das zustande? In seinem Waldbrandgefahrenindex bewertet der Deutsche Wetterdienst (DWD) täglich die Risikolage für alle 16 Bundesländer jeweils für den aktuellen und die folgenden vier Tage. Für die Region Cuxhaven zeigt sich in der Vorhersage für den Dienstag (15. April) mit "geringer" (Cuxhaven) und "mittlerer" Gefahr (Nordholz und Steinau) ein recht undramatisches Bild, das sich mit der Einschätzung der von uns befragten Expertinnen und Experten deckt - und dennoch ist es am Freitag in Hemmoor zu einem kapitalen Wald- und Flächenbrand gekommen, der die Rettungskräfte erheblich beschäftigte und sich auf eine Fläche von 25 000 Quadratmetern ausdehnte.

Durch den Wind breiteten sich am Freitag die Flammen in Hemmoor-Hemm immer weiter aus.

Rauchgeruch lag in der Luft

Tags darauf rief ein Flächenbrand am Karkweg in Altenwalde am Sonnabend gegen 21.30 Uhr die Feuerwehr der Stadt Cuxhaven auf den Plan. Das durch einen Spaziergänger entdeckte Feuer an der Treppe zur DRK-Kindertagesstätte Franzenburg und zur Grundschule konnte zwar schnell eingedämmt werden, kam jedoch dem Holzanbau der Kita bis auf ein, zwei Meter nah. Auch Schützenverein, Turnhalle und Wohnhäuser sind an dieser Stelle nicht weit entfernt. Rauchgeruch lag weithin in der Luft.  

Freiburg an der Elbe: Am Dienstag höchste Warnstufe in ganz Niedersachsen

Die Gefahr von Geländebränden berechnet der Deutsche Wetterdienst ebenfalls tagesgenau, und zwar im Graslandfeuerindex. Dieser beschreibt laut DWD "die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs". Für Dienstag wird im Kreis Cuxhaven die Gefahr als "mittel" eingestuft; im benachbarten Freiburg an der Elbe gilt mit der Stufe "hohe Gefahr" (rot) die höchste Warnstufe in ganz Niedersachsen. In den nächsten Tagen soll sich die Situation entspannen.

Viele Faktoren kommen im Frühling zusammen

Pressesprecher Jobst Böttger von den Niedersächsischen Landesforsten, die unter anderem für den Wernerwald in Cuxhaven zuständig sind, erklärt, warum die Gefahr diesmal schon jetzt im Jahr so hoch ist: "Im Frühjahr sind viele Bäume noch kahl, sodass die Sonne den Waldboden direkt erwärmt und austrocknet. Dadurch kann sich trockenes Laub und Gras leichter entzünden." Nach einem trockenen Winter habe sich der Boden außerdem vielerorts noch nicht mit Wasser gesättigt.

Aus geländegängigen Unimog wird das Feuer in Hemmoor-Hemm bekämpft. Foto: Lange

Knochentrocken und schnell verteilt

Auf dem Waldboden lägen außerdem viele abgestorbene Pflanzenteile aus dem Vorjahr wie trockene Blätter, Gräser und Nadeln; allesamt leicht entflammbar, besonders wenn Wind sie aufwirble und verteile. Hinzu komme, dass März und April oft windig seien. Der Wind sorge dafür, dass feuchte Luft schneller abtransportiert werde und Boden sowie trockene Pflanzenreste noch schneller austrockneten. Durch die ersten warmen Frühlingstage werde der Boden stärker aufgeheizt, wodurch sich trockenes Material schneller entzünde. 

Böttger weiter: "Mit den ersten warmen Tagen zieht es mehr Menschen nach draußen. Achtlos weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder Funkenflug beim Grillen können schnell einen Brand auslösen." Umso mehr Verantwortung sei gefordert. Ohnehin verbietet es das Niedersächsische Waldgesetz, in der Zeit vom 1. März bis zum 31. Oktober im Wald zu rauchen oder Feuer anzuzünden.

Einsatzkräfte vor Ort: Löschfahrzeuge rücken zum Flächenbrand in Altenwalde aus. Foto: Reese-Winne

Diese Regeln gelten in Wald und Heide

Jobst Böttger appelliert: "Kein offenes Feuer im Wald oder in der Nähe anzünden (auch keine Feuerstellen oder Grills, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist). Nicht im Wald rauchen und keine Kippen auf den Boden werfen - Glutreste können noch nach Stunden einen Brand auslösen. Autos nicht auf trockenem Gras oder Heideflächen parken (Brandgefahr durch heiße Katalysatoren). Keine heißen Gegenstände (wie heiße Auspuffrohre, aufgeheizte Werkzeuge in trockenen Gebieten ablegen. Nur ausgewiesene Wege nutzen, um trockene Vegetation nicht unnötig zu beschädigen oder Funkenflug zu verursachen. Keinen Müll im Wald hinterlassen - auch kleine Gegenstände können Brände begünstigen."

Eigenschutz an erster Stelle

Wer Rauch oder Feuer entdecke, solle sofort den Notruf 112 wählen und eigene Löschversuche nur unternehmen, wenn keine Gefahr bestehe und das Feuer sehr klein sei. Wind könne Feuer schnell ausbreiten. Ratsam sei außerdem, sich vorab über die aktuelle Waldbrandstufe zu informieren und sich an regionale Regeln zu halten.

Der am Sonnabend entstandene Flächenbrand an der Treppe zum Kindergarten- und Schulgelände in Franzenburg war schnell gelöscht. Foto: Reese-Winne

Die Feuerwehr der Stadt Cuxhaven ruft die Menschen ebenso dazu auf, das Rauchverbot im Wald einzuhalten. Alle Feuerwehren seien für den Ernstfall vorbereitet und die Löschfahrzeuge wie auch Anhänger seien für mögliche Einsätze in der Vegetation aufgefüllt, versichert Pressesprecher Marcel Kolbenstetter. Das bestätigte sich in der eindrucksvollen Szenerie am Sonnabend bei dem glimpflich ausgegangenen Einsatz in Altenwalde, als minutenlang Sirenen und Martinshörner zu hören waren und ein Fahrzeug nach dem anderen heranpreschte.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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