
Eingeklemmte Seniorin erlebt in Cuxhaven bange Momente zwischen Bus und Straße
In Cuxhaven kam es für eine Altenwalder Seniorin mit Rollator zu gefährlichen Momenten beim Aussteigen aus dem Bus. Nachdem es das dritte Mal passiert war, schrieb sie einen Brief an die KVG - und meint, etwas erkannt zu haben.
Beim dritten Mal hatte die Altenwalderin genug: Nachdem sie zwei gefährliche Situationen beim Aussteigen aus dem Bus noch hingenommen hatte, schrieb sie nach dem dritten Vorfall an die KVG in Cuxhaven. Ob es etwas gebracht hat? Sie ahnt es nur.
Auf eine Antwort wartet sie bis heute. Im Brief hat sie das Erlebte so geschildert: Es passierte jedes Mal an demselben Ort, nämlich beim Aussteigen an der Haltestelle Altenwalde-Apotheke. Waltraud S. (Name von der Redaktion geändert) ist seit einiger Zeit mit einem Rollator unterwegs und gut informiert. So benutzt sie beim Einsteigen stets den Hintereingang, strebt dem Platz für Gehbehinderte zu und klingelt rechtzeitig vor der Haltestelle.
"Will den Betrieb nicht aufhalten"
"Ich denke, dass ich mit Rollator noch recht behende bin. Und so stehe ich immer auch sofort auf, sobald der Bus hält, weil ich den Betrieb nicht aufhalten will", berichtet die Seniorin. Den ersten Beinahe-Unfall vor einem Jahr hat sie als besonders dramatisch in Erinnerung: Als sie einem jungen Mann folgen wollte, schlossen sich die Türen und klemmten ihren Kopf ein. "Mein Gesicht und ein Unterarm hingen draußen", schildert sie die Situation.

Andere Fahrgäste erkannten die Situation
Erst auf die Schreie der anderen Fahrgäste hin habe der Bus angehalten, sie sei ausgestiegen und der Bus sei davongefahren, ohne dass sich jemand nach ihrem Befinden erkundigt habe. "Womöglich hat der Fahrer die Situation überhaupt nicht wahrgenommen", vermutet sie. Einige Zeit später endete das Aussteigen mit einer eingeklemmten Schulter.
Am 12. August habe sich die Tür wieder vorzeitig geschlossen, während sie sich noch - rückwärts den Bus verlassend - auf der Stufe befunden habe. Diesmal habe der Rollator festgesteckt. Ein mitfahrender Fahrgast mit Fahrrad, der ihr schon zuvor geholfen hatte, sich auf das Aussteigen vorzubereiten, habe die Tür aufgepresst. "Er - nicht der Fahrer - fragte, ob alles in Ordnung sei. Abfahrt wie gehabt"; erinnert sich Waltraud S..
Unfall mit ernsten Folgen wäre verheerend
Für sie war das eine gefährliche Situation zu viel: "Ich habe erlebt, dass Leute bei solchen Unfällen Verletzungen erlitten haben, die nie wieder gut geworden sind. Das möchte ich nicht erleben." Sie kann sich nicht erklären, warum die Fahrer nicht mehr Vorsicht walten lassen, zumal sie stets einen mit einem Rollstuhl gekennzeichneten Halteknopf betätige, der bei diesen extra ein Signal aufleuchten lassen müsse.
Hat der Brief doch etwas bewirkt?
Auf ihr Schreiben hätte sie sich eine Entschuldigung oder zumindest eine Resonanz gewünscht. Das blieb zwar aus, aber seit jüngerer Zeit habe sie immerhin das Gefühl, dass im Rückspiegel häufiger ein Auge auf gehbehinderte Fahrgäste geworfen werde, sagt sie und möchte eins nicht vergessen: "Es bleibt dabei - die meisten Fahrer sind aufmerksam; vielleicht seit meinem Brief noch aufmerksamer", sagt sie.

Hinweise auf Abläufe sind willkommen
In der Zentrale in Stade war der Vorgang auf Nachfrage von cnv-medien.de noch unbekannt. Die Fälle seien so im System nicht zu finden gewesen, so Anna-Farina Taach, Sachberaterin Kundendialog. Grundsätzlich begrüße das Unternehmen Hinweise auf mögliche Gefährdungssituationen: "Nur durch solche Rückmeldungen können wir unsere Abläufe überprüfen und kontinuierlich verbessern."
Manchmal wird der zweite Check vergessen
Grundsätzlich hätten Fahrerinnen und Fahrer Einsicht in den Türbereich in der Regel über den Innenspiegel. Dieser decke allerdings nicht den gesamten Bereich ab. Der zusätzliche Blick in den rechten Außenspiegel bleibe in der Praxis - gerade während der Einstiege und der Kassiertätigkeiten - jedoch vor dem Schließen manchmal aus; dann würden die Türen ohne Prüfung des Außenspiegels geschlossen.
Automatische Öffnung bei Hindernis in der Tür
Die Fahrer seien selbstverständlich dazu angehalten, insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen einen sicheren Ausstieg zu ermöglichen und gegebenenfalls aktive Hilfe zu leisten. Die Türen verfügten zudem über eine Reverse-Funktion, die bei einem Druck von etwa 30 Kilogramm die Tür automatisch wieder öffne, sodass ein versehentliches Einklemmen schnell korrigiert werden könne.

Der von der Altenwalderin erwähnte Halteknopf im Mehrzweckbereich diene dazu, dass Fahrgäste, insbesondere mit Rollator oder Rollstuhl, den Wunsch zum Halten einfach auslösen könnten. Bei manchen Fahrzeugtypen werde zusätzlich im Display angezeigt, wenn ein Rollstuhl mitfahre. Grundsätzlich könne diesen Knopf jeder Fahrgast betätigen. Fahrerinnen und Fahrer sollten die Person daraufhin im Auge behalten und gegebenenfalls unterstützen - dies sei jedoch nur möglich, wenn die Fahrgäste sich bemerkbar machten.
KVG spricht von einer sorgfältigen Schulung
Anna-Farina Taach: "Unsere Fahrerinnen und Fahrer werden im Hinblick auf Barrierefreiheit, sichere Türnutzung und Haltestellenzugänglichkeit sorgfältig geschult. Neue Kolleginnen und Kollegen erhalten Einweisungen von erfahrenen Lehrfahrern, bei denen alle Linien und die speziellen Haltestellen besprochen und befahren werden. Dabei werden auch Faktoren wie Fahrwerkshöhe, Bordsteinabstand, Sperrgitter oder Bäume berücksichtigt."
In Stade erhielten Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen außerdem zweimal im Jahr die Gelegenheit, in Ruhe unter fachkundiger Anleitung den sicheren Ein- und Ausstieg zu üben - ein vergleichbares Angebot für den Bereich Cuxhaven wäre sicherlich sinnvoll, so die KVG-Sprecherin.