
"Pallas"-Katastrophe vor 25 Jahren: So erlebte dieser Cuxhavener den Einsatz
Michael Schriefer, Berufsfeuerwehrmann in Cuxhaven, war vor 25 Jahren im Einsatz bei der "Pallas"-Katastrophe. Dieses Unglück an der Nordseeküste hatte verschiedene Auswirkungen und sorgte letztlich für die Gründung des Havariekommandos in Cuxhaven.
Der Holzfrachter "Pallas" war am 25. Oktober 1998 vor der dänischen Küste in Brand geraten und schließlich nach mehreren vergeblichen Bergungsversuchen vor Amrum gestrandet. Bei der Havarie war ein Seemann ums Leben gekommen. Vor dem Unglück hatte die "Pallas" etwa 650 Tonnen Diesel- und Schweröl an Bord. Rund 50 Tonnen waren nach dem Stranden ins Wattenmeer geflossen. Sie hatten zu Ölverschmutzungen an den Inseln und Sänden sowie zu einem großen Vogelsterben geführt. Erfahrungen aus dem Einsatzgeschehen bei diesem Unglück sorgten für weitere Konsequenzen und Verbesserungen bei Großschadenslagen auf See.
Für Michael Schriefer (54) bleibt dieser Einsatz unvergessen. Der Cuxhavener Hauptbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr war damals beim Löschen der brennenden "Pallas" dabei. Noch zwei weitere seiner aktiven Kollegen sind Zeitzeugen dieses spektakulären Geschehens. "Das Ereignis ist heute noch präsent. Die Medien berichten ja regelmäßig darüber, aber es ist auch Bestandteil unserer Ausbildung", erläutert der Cuxhavener Berufsfeuerwehrmann.
So erlebte es der Feuerwehrmann
Gegen 14.30 Uhr kam am 25. Oktober 1998 auf der Rettungswache Cuxhaven die Durchsage, alle Arbeiten seien einzustellen und man solle sich für den Einsatz auf See vorbereiten. Thomas Gillert war damals sein Chef. Michael Schriefer hatte Bereitschaft. Er gehörte zu den sechs Leuten, die sofort ihre Sachen packten. Aus Platzgründen hatten sie ihre Kleidung schon an als sie mit dem Hubschrauber zur "Pallas" ausgeflogen wurden, die brennend in der Nordsee trieb.. "Das konnte man schon aus der Luft sehen. Wir wurden auf dem Schiff 'Neuwerk‘ abgesetzt und haben von dort ausgearbeitet", erinnert sich der Feuerwehr. Zum Glück schnell verworfen wurde der ursprüngliche Plan, die Feuerwehrleute zwecks Brandbekämpfung auf dem brennenden Schiff abzusetzen. Auf der Nordsee habe Unwetter geherrscht, 11 bis 12 Windstärken und sieben Meter hohe Wellen, so Schriefer.
Löschkanonen gegen das Feuer eingesetzt
Der Einsatz sei koordiniert worden von der Brücke der "Neuwerk". Von dem Mehrzweckschiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes aus setzten die Feuerwehrleute Löschkanonen ein, ebenso waren auch die anderen Behördenschiffe im Einsatz. Ein Decksmann der "Neuwerk" sei zur Pallas geflogen worden, um eine Schleppverbindung zu ermöglichen. Beim Abwinschen im Sturm habe er sich jedoch schwere Verletzungen zugezogen. Schließlich sei es gelungen, Bundespolizisten auf den Havaristen abzusetzen, die dann aber nicht von Bord geholt werden konnten. "Sie sprangen bei dem hohen Wellengang in die Nordsee und unsere Aufgabe war es, mit Suchscheinwerfer die See auszuleuchten, um die Männer nicht aus den Augen zu verlieren."
Die "Neuwerk" wurde aus dem Gebiet abgezogen, als Schäden auftraten und steuerte Helgoland an. Weil der Schaden nicht repariert werden konnte, sei es mit gebremster Geschwindigkeit nach Cuxhaven gegangen.
Viele Rückschlüsse gezogen
Aus dem "Pallas"-Unglück seien viele Rückschlüsse gezogen worden. "Daraus hat man sehr viel gelernt, wie man Sachen besser machen kann", erläutert Michael Schriefer. Folge sei die Gründung des Havariekommandos für Großschadenslagen auf See. Der Fall "Pallas" ist nicht nur Teil der Ausbildung der See-Spezialkräfte bei der Cuxhavener Feuerwehr. Auch hier sind Strukturen nach der Havarie neu geordnet worden. Im Auftrag des Landes Niedersachsen sind jeden Tag in der Rettungswache Cuxhaven ein Notarzt und zehn Feuerwehrleute für den Einsatz auf See bereits. Insgesamt sind 70 Leute ausgebildet für Schiffsbrandbekämpfung, 35 von ihnen haben die Zusatzausbildung als Höhenretter. MIRG werden die Teams genannt - das steht für Marine Incident Response Group. Die Berufsfeuerwehr Cuxhaven ist Teil der maritimen Notfallversorgung. Gestellt wird eine First Response-Einheit mit fünf Kräften und einem Notarzt (MIRG FR) sowie einer Fire Fighting-Einheit (MIRG Fifi).

