
Der Zirkus Pfiffikus gastiert in Cuxhaven - So lebt eine echte Zirkusfamilie
Zirkus Pfiffikus schlägt in Cuxhaven seine Zelte auf. Die Familie Kaselowsky lebt für die Manege - mit Tieren, Luftakrobatik und Clowns. Auch Schule, Freundschaften und Vorurteile gehören zum Alltag einer modernen Zirkusfamilie.
Der Geruch von Zuckerwatte, das schummrige Licht in der Manege unter den spitzen Türmen des Zirkuszeltes, Akrobatik und Clowns mit roten Nasen - Zirkus erzeugt viele Bilder im Kopf, und es ist fast so, als könnte man das Popcorn bereits riechen.
Die Volontärin unseres Medienhauses durfte den Zirkus Pfiffikus bei seinen Proben begleiten und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Zirkusalltag zwischen Wohnwagen, Tieren und Proben
Gleich hinter der Bundespolizei hat Familie Kaselowsky ihre Zelte aufgeschlagen - oder vielmehr ein großes Zelt und viele Wohnwagen, die ringsherum stehen. In einem Auslauf auf der grünen Wiese grasen ein, zwei Pferde, ein paar Ponys und zwei Lamas sowie zwei argentinische Zwerg-Zebus. Diese lehnen sich an René Kaselowsky, um gekrault zu werden. Ein raues Geräusch ihrer Zunge, die kleine Widerhaken hat, ist zu hören, während sie ihm über das Shirt lecken.


Währenddessen wird bereits im Zelt geprobt. Zur Show gehören ein Feuerschlucker, Luftakrobatik, Jonglage, ein Clown und die Hohe Schule der Reitkunst. "Bereits mit fünf oder sechs Monaten, wenn unsere Kinder stehen können, versuchen sie, auf Papas Hand zu balancieren", erzählt Natalie Ebel, die Lebensgefährtin von René Kaselowsky. Mit sechs oder sieben Jahren habe sich ihr Sohn Jonglierbälle bestellt, um zu üben. Ihre Tochter wollte am liebsten die ganze Show allein machen.

Zwischen Applaus und Alltag: Was hinter dem Vorhang passiert
Im Zirkuszelt riecht es nach gemähtem Rasen, die Manege in der Mitte ist hell erleuchtet. Die Show dauert fast zwei Stunden, inklusive Pause. Danach können die kleinen Gäste noch Ponyreiten. Tickets können telefonisch reserviert oder an der Tageskasse gekauft werden.
Wenn es warm ist, kann ein Gebläse genutzt werden, um etwas Luftzirkulation im Zelt zu schaffen. Dieses wird im Winter als Heizung verwendet. Während die Luftakrobatin sich dehnt, bevor sie in die Höhe gezogen wird. Eines der Kaselowsky-Kinder übt währenddessen das Jonglieren. Die Akrobatin beginnt sich schließlich schnell in schwindelerregender Höhe zu drehen. Dann wird sie wieder behutsam heruntergelassen, bevor sie erneut nach oben gezogen wird - dieses Mal mit den Gurten um die Füße gespannt, während sie in der Höhe einen Spagat macht.

Vor Corona hätten sie auch mal jugendliche Besucher gehabt, jetzt seien es eher Kinder und Erwachsene. In manchen Ortschaften hätten sie gar keine Besucher gehabt - oder nur so wenige, dass sich eine Show nicht rentiert hätte, erzählt Natalie Ebel.
Es gebe Menschen, die die Ticketpreise zu hoch finden. "Wir sind alle krankenversichert, wir bezahlen Platzmiete, Strom, Wasser, eine Lkw-Versicherung, eine Tierversicherung", erläutert Natalie Ebel. "Wenn ich ihnen das erkläre, haben viele mehr Verständnis." Außerdem hätten viele Menschen ein negatives Bild von der Tierhaltung. "Wir sind unter ständiger Beobachtung des Veterinäramtes", fügt Ebel hinzu. "In jeder Ortschaft, in die wir fahren, müssen wir uns persönlich anmelden."
"Manchmal spielt das Wetter nicht so mit, und es kommt dadurch zu Verzögerungen", erklärt Darleen Kaselowsky. Das Zelt könne beispielsweise nur aufgebaut werden, wenn es nicht zu windig ist. Vorab kümmere sich die Familie um Werbung - Plakate werden aufgehängt, Gutscheine in Geschäften, Kindergärten und Schulen verteilt.

Vom Winterquartier bis zur achten Generation
Insgesamt sind sie mit 14 Personen, über 20 Wohnwagen und drei Generationen unterwegs. Mittlerweile seien sie eine Zirkusfamilie in achter Generation, erzählt Anke Kaselowsky, die stolze 24 Enkel hat - und bald den ersten Urenkel. "Weihnachten wird teuer", fügt sie scherzend hinzu.
Die Kinder gehen in den jeweiligen Ortschaften zur Schule, wo sie gut aufgenommen werden und schnell Freundschaften knüpfen. Viele freuen sich, wenn die Familie wieder an einen Ort zurückkehrt, einige besuchen sie sogar gezielt. Natalie Ebels Tochter ist inzwischen ausgezogen - zu ihrem Partner in einen anderen Zirkus. Für sie ist es zumindest ein Muss, den Hauptschulabschluss zu erreichen, auch wenn danach viele im Zirkus bleiben und dort arbeiten.
Mit Vorurteilen hätten sie heute nicht mehr so sehr zu kämpfen. "Früher haben Menschen mal gesagt, die Zigeuner kämen, aber das ist nicht mehr so", erläutert Darleen Kaselowsky.
Manchmal sind sie nur ein Wochenende an einem Ort, manchmal bleiben sie auch zwei bis drei Wochen. "Die Saison dauert von März bis Anfang November", erläutert Natalie Ebel. Dann kehren sie zurück nach Delmenhorst, um den Winterzirkus vorzubereiten.