
Stadt soll Landesgartenschau 2034 nach Cuxhaven holen
Die Stadt Cuxhaven wird sich um eine Ausrichtung der Landesgartenschau im Jahr 2034 bewerben. Das ist das Ergebnis eines am Donnerstagabend im Rat getroffenen Mehrheitsbeschlusses.
Dem Votum war im Ratssaal eine kontrovers geführte Diskussion um das Für und das Wider eines solchen Events vorausgegangen. Dabei stellten Kritiker vor allem die Frage, ob sich Cuxhaven eine Gartenschau überhaupt leisten könne.
Der Aspekt der Finanzierbarkeit sei ein kritischer Punkt: Das räumte Stadtbaurat Andreas Eickmann ein, als er auf einen Antrag der Gruppe CDU/Die Demokraten hin in das Beschlussthema einführte. Mit 3,15 Millionen Euro darf der Zuschuss, den Cuxhaven im Falle eines Zuschlags vom Land zu erwarten hat, als überschaubar gelten - im investiven Bereich verbleiben Kosten in Höhe von circa 17 Millionen Euro. Eickmann verwies jedoch auf das (im Vergleich zu Gartenschau-Anläufen in Vorjahren) breite Zeitfenster: Rund achteinhalb Jahre bleiben vom heutigen Tag an bis zum angestrebten Eröffnungstermin. Aus Sicht des Dezernenten hat man also genug Zeit, um weitere Fördermittel zu generieren.
Kritiker des Vorhabens: "Leute, wacht auf!"
Nicht alle mochten an den nötigen Geldsegen glauben; bei insgesamt neun Gegenstimmen und einer Stimmenthaltung unterlagen Skeptiker jedoch gegen eine sich vornehmlich aus den beiden großen Fraktionen zusammensetzende Allianz der Gartenschau-Befürworter. Gegen deren Einfluss würden andere Argumente kaum noch Gehör finden, monierte Thorsten Larschow (Bündnis 90/Die Grünen). Statt in eine Landesgartenschau zu investieren, könne man perspektivisch auch einfach mal dafür sorgen, "dass der Haushalt ausgeglichen ist", regte der Grünen-Ratsherr an - nicht ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass er innerhalb der bislang vorgelegten Bewerbungsunterlagen einige Punkte vermisse: ein Verkehrskonzept beispielsweise, aber auch Antworten auf die Frage, wie man den sich durch das Event ergebenden Zuwachs an Übernachtungsgästen (Prognose: 20 Prozent plus) zu händeln gedenke.
FDP-Ratsfraktionsvorsitzender Günter Wichert gab - Stichwort: Finanzen - zu bedenken, dass sich Cuxhaven in einer Art "serieller Insolvenz" befinde. "Wenn wir die Basics gemacht haben, zu denen wir als Kommune verpflichtet sind, gehe ich mit Ihnen gerne auf eine Landesgartenschau", wandte er sich an die Antragsteller.
Aus Sicht von Rüdiger Kurmann wäre es wichtiger, wetterunabhängige Freizeitangebote zu schaffen. Beim Thema Gartenschau verwies er auf größere Städte, die von solch einem Unterfangen "die Finger gelassen" hätten. Kurmanns Fraktionskollege Peter Altenburg warnte vor Träumereien - dahingehend, dass sich eine solche Veranstaltung zum Nulltarif realisieren lasse: "Guckt doch in unseren Haushaltsplan: die paar Kröten, die wir noch investieren können. Leute, wacht auf!"
Befürworter erkennen eine "Riesenchance"
Als finanzpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion konnte Volker Kosch solche Einwände nachvollziehen. Er erinnerte jedoch auf eine im Vorwege vereinbarte Risikobremse, auf die zuvor auch OB Uwe Santjer hingewiesen hatte. "Wir werden die Gartenschau nicht auf Biegen und Brechen durchziehen", machte der Oberbürgermeister in Anspielung auf finanzielle Unwägbarkeiten deutlich. Santjer sprach jedoch auch den Nutzen eines solchen Events an und gab zu verstehen, dass dessen Durchführung um der Zeit danach halber, also mit Blick auf bleibende, für die Cuxhavener Bevölkerung geschaffene Verbesserungen erfolge.
Darauf berief sich auch Enak Ferlemann (CDU), als er davon sprach, dass die Landesgartenschau "unserer Stadt dauerhaft einen Impuls geben" solle. Namentlich wies Ferlemann, der auch die Qualität der Cuxhavener Bewerbungsunterlagen hervorhob, auf den Handlungsbedarf im Kurpark und auf Perspektiven für den Bauhafen hin - ebenso auf den Schlossgarten, der mit Blick auf 2034 endlich so hergerichtet werden würde, "wie es sich gehört". Sein Fraktionskollege Ernst Wilhelm Hoffmann unterstrich Cuxhavens Notwendigkeit, attraktiv zu bleiben: Nur so ließen sich die wirtschaftlich wichtigen Besucherzahlen im Tourismusbereich halten.
Die Veranstaltung sei eine "Riesenchance", bekräftigte auch der Vorsitzende der Ratsgruppe CDU/Die Demokraten: Thiemo Röhler wandte sich gegen den defätistischen Tonfall einiger Vorredner, die eine Gartenschau sinngemäß als ein oder zwei Nummern zu groß eingestuft hatten. "So zu tun, als wären wir nicht in der Lage, etwas auf die Beine zu stellen, was 20.000-Einwohner-Kommunen hinkriegen", fragte Röhler, "was ist das für ein Blick auf uns selbst?!".