So verfallen und doch so schön: Dieses verlassene Theater hat Martin Limper in Belgien fotografiert. Foto: Limper
So verfallen und doch so schön: Dieses verlassene Theater hat Martin Limper in Belgien fotografiert. Foto: Limper
Verlassene Orte

Die Schönheit des Verfalls: Martin Limper aus Cuxhaven fotografiert "Lost Places"

von Christian Mangels | 26.04.2024

Lässt sich Vergänglichkeit festhalten? Der Fotograf Martin Limper aus Cuxhaven ist fasziniert von Orten, die von der Zeit vergessen wurden. Die Suche nach diesen "Lost Places" führt ihn quer durch Europa. Seine Leidenschaft gibt er in Kursen weiter.

Ein verlassenes Krankenhaus in der Region Piemont. Der Efeu windet sich wie eine schützende Umarmung um das Gebäude und kriecht durch die zerbrochenen Fenster. Ein verfallenes Theater in Flandern. Der Putz bröckelt von den Innenwänden und legt das Mauerwerk frei - aber der Bühnenvorhang strahlt noch leuchtend rot und scheint den Verfall in stoischer Ruhe zu ignorieren. Solche Motive sind es, die den Fotografen Martin Limper faszinieren - und ihn quer durch Europa führen, zwischen Italien und Frankreich, Belgien und Ostdeutschland. Verlorene, vergessene Orte haben einen ganz besonderen Zauber für den 65-Jährigen. "Ich will die einstige Schönheit der Orte zeigen und an sie erinnern." 

Der gebürtige Duisburger hat schon viele Berufe ausgeübt. Er war Handwerksmeister und Chef eines Dentallabors, Gebäudemanager und freier Fotograf bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Seit 2016 lebt er in Cuxhaven - das Gewusel, der Lärm und die "leicht aggressive Grundstimmung" im "Pott" haben ihm nicht mehr gefallen. In Oxstedt hat er seinen Ruhepol gefunden und plant von dort aus seine Fotoreisen.

Erste professionelle Kamera war eine Canon A1

Fotografiert hat Limper schon immer gern. An seine erste professionelle Kamera kann er sich noch genau erinnern. "Das war eine Canon A1, der Klassiker unter den analogen Kameras", erzählt er. Es war eine Zeit, als Handys mit Kamera noch undenkbar waren. 2006 wandte er sich der digitalen Fotografie zu - mit dem Schwerpunkt Architektur. Zu den "Lost Places" war es da nicht mehr weit.

"Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man dort steht, wo sehr lange niemand war", beschreibt Limper seine Faszination für die verlassenen Orte. Er wolle diese Architektur und ihre einstige Schönheit zeigen, den Verfall und wie sich die Natur den Ort zurückholt.

Der Fotograf findet seine verloren gegangenen Orte im Ruhrgebiet, in der Nähe von Paris, aber auch im Cuxland. Zu den besuchten "Lost Places” gehören stillgelegte Zechen, verfallene Fabriken, nicht mehr bewohnte Herrenhäuser und ehemalige Sanatorien und Kirchen. Die genauen Adressen nennt Limper nicht. Es gehört zur Ehre innerhalb der Lost-Place-Szene, die Orte nicht in der breiten Öffentlichkeit zu verraten. Der Ehrenkodex besagt außerdem, dass man in kein Gebäude gewaltsam eindringen, nichts stehlen und nichts zerstören darf.

Für die Volkshochschule Landkreis Cuxhaven bietet Martin Limper einen mehrtägigen Foto-Workshop auf dem Otterndorfer Friedhof an. Foto: Mangels

Seine Lost-Place-Fotografien hat Martin Limper schon in etlichen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in Otterndorf, Bremerhaven und Cuxhaven. Und er gibt sein Wissen in VHS-Kursen weiter: Am 22. Juli startet an der Volkshochschule in Cuxhaven ein neues Seminar zur Lost-Place-Fotografie. "Darin gebe ich einen Einblick in meinen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet und zeige, wie sich diese Orte auf eindrucksvolle Art in Bildern festhalten lassen", erläutert Limper.

Für die Volkshochschule Landkreis Cuxhaven bietet der leidenschaftliche Fotograf einen mehrtägigen Foto-Workshop auf dem Otterndorfer Friedhof an, der am 5. Juni beginnt. Unter dem Motto "Licht und Schatten" gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Motivsuche. Zum Abschluss ist eine Ausstellung in der Friedhofskapelle geplant. 

Motivjagd in Belgien: Auf einem alten Friedhof ist diese unterirdische Krypta zu finden. Foto: Limper
Die Natur holt sich ihren Lebensraum zurück, wie diese verlassene Kaserne zeigt. Foto: Limper

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

cmangels@no-spamcuxonline.de

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