Turmblasen am Schloss Ritzebüttel: Jugendliche feiern Premiere in Cuxhaven
Beim Turmblasen am Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven stehen erstmals Jugendliche der AAG-Bigband auf dem historischen Balkon. Gemeinsam mit erfahrenen Turmbläsern entsteht über dem Weihnachtsmarkt ein besonderer Moment.
Cuxhaven. Als am Tag vor Heiligabend die Trompeten vom historischen Balkon des Schlosses Ritzebüttel erklangen, hielt Cuxhaven für einen Moment den Atem an. Es war einer dieser Augenblicke, die keiner Erklärung bedürfen. Man hört sie, man fühlt sie - und weiß: Weihnachten steht vor der Tür.
Musik über dem Weihnachtsmarkt
Punkt 18 Uhr, direkt nach dem letzten Glockenschlag der Martinskirche, trugen die ersten Töne der Eröffnungsfanfare die Musik hinaus in den Winterabend. Warm, klar und weit schwebten sie über den festlich geschmückten Weihnachtsmarkt am Schloss. Das angestrahlte Renaissancegebäude, 1340 als "Steenborg" errichtet, wurde zur Bühne, der Himmel zum Klangraum.

Junge Musiker auf historischem Balkon
In diesem Jahr lag etwas Neues in der Luft. Neben den erfahrenen Turmtrompetern Dr. Albrecht Biessmann und Ulrich Schultz standen erstmals junge Musiker des Amandus-Abendroth-Gymnasiums auf dem Balkon: Til Rademacher (13) und Lukas Schmeer (12). "Die Trompete hat einen coolen Sound", sagt Til. Als Nachwuchstalente der AAG-Bigband verliehen sie der alten Tradition eine frische, hoffnungsvolle Note.
Für Melanie Eitzen-Fischer, Vorsitzende des Vereins Bürger für das Schloss Ritzebüttel, ging damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: junge Musiker als nächste Generation der Turmbläser zu gewinnen.

Ein Dialog über Generationen
"Alle Jahre wieder" und "Ihr Kinderlein kommet" erklangen aus der Höhe, sanft und vertraut. Vom Plateau am Wall antwortete der Posaunenchor Altenwalde unter der Leitung von Marion Wunderlich - ein musikalischer Dialog über Mauern, Wege und Generationen hinweg. Lieder wie "Lasst uns froh und munter sein", "Stern über Bethlehem", "Hark", "Drummerboy" und "Green Sleeves" öffneten die Herzen der Zuhörer, ließen Erinnerungen wach werden und neue entstehen.
Die Flammen der Feuerkörbe tanzten und tauchten die Krippe in warmes Licht. Kinder standen mit großen Augen da, gebannt von den Klängen der Blas- und Blechinstrumente. Selbst die Hunde schienen still zuzuhören, legten die Köpfe schief, als wollten sie mitsingen.

Egal ob Regen oder klirrende Kälte - das Turmblasen trotzt jedem Wetter. Es ist eine feste Größe im Weihnachtsfahrplan der Stadt, ein Termin, den Cuxhavener und Gäste gleichermaßen erwarten.
Als schließlich alle Musiker gemeinsam "Stille Nacht" anstimmten, legte sich eine besondere Ruhe über den Platz. Für einen kurzen Moment gab es nur Klang, Licht und Gemeinschaft. Besinnung - ein selten gewordenes Wort - wurde spürbar. Und mit ihr die leise, warme Gewissheit: Heiligabend ist nicht mehr weit.
Alle Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, diesen vorweihnachtlichen Moment zu teilen. Viele kamen - und gingen mit einem offenen Herzen nach Hause.
Von Joachim Tonn
