Felice begeistert solo mit "Between the Lines" im Schloss Ritzebüttel
Die Sängerin Felice geht mit der Tour "Between The Lines" neue Wege. Ihre emotionalen Lieder versprechen am 22. Januar 2026 im Schloss Ritzebüttel einen unvergesslichen Abend. Jens Potschka führte mit der Künstlerin zwischen den Jahren ein Interview.
Sie sind als Teil des preisgekrönten Duos Felice & Cortes bekannt und treten nun mit Ihrem Soloprogramm "Between the Lines" auf. Was bedeutet es für Sie, als Solokünstlerin auf der Bühne zu stehen, und wie unterscheidet sich diese Erfahrung von der Arbeit im Duo?
Felice: Als Solokünstlerin trage ich die Verantwortung allein, aber auch die Freiheit. Das verändert die Tiefe eines Abends. Alles, was da ist, bin ich. Und genau das macht diese Abende so intensiv. In unserem Duo geht es um die Spielebene und das Theatererlebnis, die Verbindung aus Musik und Artistik. Solo geht es um die Geschichten der Songs und die Magie zwischen dem Publikum und mir. Beides ist ehrlich, aber auf unterschiedliche Weise.
Ihre Musik wird als "ehrlich, berührend und vollkommen ungekünstelt" beschrieben. Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Songs, und gibt es einen roten Faden, der sich durch Ihr gesamtes Schaffen zieht?
Felice: Meine Songs sind Momentaufnahmen von etwas Echtem - von Tiefschlägen, intensiven Gefühlen und dem, was weh tut. Musik ist für mich ein Teilen meiner eigenen Erfahrungen und derer der Menschen um mich herum. Das macht verletzlich, schafft aber eine besondere Nähe und einen sehr berührenden Austausch.
Sie sind nicht nur Sängerin und Songwriterin, sondern auch Produzentin für Musik und Bühnenproduktionen. Wie hat sich Ihr künstlerischer Weg entwickelt, und gab es einen prägenden Moment, der Sie zur professionellen Musikerin gemacht hat?
Felice: Ich war schon als Kind magisch von der Bühne angezogen. Ein prägender Moment war meine Teilnahme an einem Casting, das mir die Theaterwelt eröffnete - unter anderem im Berliner Admiralspalast. Dort stand ich im Scheinwerferlicht, atmete den Bühnennebel, spürte die Aufregung des Ensembles und wusste ganz genau: Das ist der Ort, an dem ich Geschichten erzählen möchte, mein Leben verbringen möchte. Vor allem der Zusammenhalt hinter den Kulissen hat mich geprägt und erklärt, warum ich heute nicht nur als Musikerin, sondern auch als Produzentin arbeite. Ich habe früh gelernt, wie viel Kraft im gemeinsamen Arbeiten liegt. Auch mein Soloprojekt denkt deshalb von Anfang an in größeren musikalischen Räumen - bis hin zu Band- oder orchestralen Besetzungen.
Ihre "Between The Lines"-Akustiktour setzt bewusst auf Reduktion. Was reizt Sie an diesem minimalistischen Ansatz, und welche Atmosphäre möchten Sie damit im historischen Ambiente des Schlosses Ritzebüttel schaffen?
Felice: Die Reduktion lenkt den Fokus auf Stimme und Text und schafft Raum für intensive Momente, die sehr nah gehen. In einem historischen Raum wie Schloss Ritzebüttel kann so eine besondere Atmosphäre entstehen - etwas, das vielleicht auch das Publikum verzaubert. Ich erhoffe mir einen unvergesslichen Moment für uns alle.
Der Titel "Musik, die unter die Haut geht" verspricht intensive emotionale Momente. Welche Themen und Geschichten erwarten das Publikum am 22. Januar 2026, und was ist Ihnen wichtig, wenn Sie Menschen durch Ihre Musik berühren?
Felice: Meine Songs entstehen aus allem, was ich erlebt habe - auch aus den dunklen Abgründen meines Lebens. Ich habe diese Zeiten überlebt und daraus Musik geschaffen, die Trost spendet und Nähe schafft. Ich möchte, dass die Menschen spüren: Niemand ist allein.
Sie haben Ihre neue Single "Your Light" veröffentlicht. Was steckt hinter diesem Song, und inwieweit spiegelt er Ihre aktuelle künstlerische Phase wider?
Felice: "Your Light" ist entstanden, in der Trauer um einen von mir sehr geliebten Menschen, der viel zu früh und unerwartet, die Reise in den Himmel antrat. Ich konnte mich nicht verabschieden, nicht Danke sagen, nicht noch einmal umarmen. Der Song ist meine Art, all das auszudrücken, all das, was ich an Liebe und Nähe von ihm mitbekommen habe. "Your Light" ist eine Hommage. Alle sollen spüren, wie wunderbar er war!
Bei "The Little Giftshop" mit Cortes verbinden Sie Musik mit Jonglage, Stop-Motion-Film, Puppenspiel und Zauberei. Wie beeinflusst diese Arbeit an interdisziplinären Projekten Ihre Soloarbeit als Musikerin?
Felice: Diese Arbeit mit Cortes schärft einfach meinen Blick fürs Detail. Ich liebe es, wenn Bühne, Licht, Nebel und kleine Kulissen Geschichten erzählen und die Musik noch intensiver machen. Dieses Wissen nehme ich natürlich mit in meine Solo-Konzerte. Ich mag es, dass jeder Moment auf der Bühne spürbar und lebendig wird.
Sie wurden 2022 mit dem renommierten "Weltenbauer Award" ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Anerkennung, und wie wichtig ist es Ihnen, Geschichten nicht nur zu erzählen, sondern sie für das Publikum erlebbar zu machen?
Felice: Ich erinnere mich noch so genau an diesen Moment. Ich habe wirklich innegehalten und konnte noch einmal spüren, was wir in den letzten Monaten alles möglich gemacht haben. Mit allen Höhen und Tiefen, wenig Schlaf und harter Arbeit. Zu spüren, dass das, was man tut, einen Mehrwert für andere Menschen hat und dass man damit gesehen wird, das ist ein wahrer Moment der Verbindung.
Sie haben die Verleihung des Joachim-Ringelnatz-Preises 2025 musikalisch umrahmt und sind bei der Demokratie-Kundgebung in Cuxhaven aufgetreten. Welche Rolle spielt gesellschaftliches Engagement in Ihrem Leben als Künstlerin?
Felice: Als Künstlerin, die auf der Bühne steht und Musik veröffentlicht, trage ich Verantwortung, für das, was ich sage und wie ich handle, und auch dafür, dass Menschen sehen, was ich vorlebe. Ich glaube so fest daran, dass ein bedingungslos wohlwollendes Miteinander möglich ist. Mitgefühl, Wertschätzung, Dankbarkeit und Eigenverantwortung sind Werte, die ich so oft es geht integriere.
Wenn ich manchmal vor Herausforderungen stehe, frage ich mich: "Was würde die Liebe jetzt tun?" Dieses Bewusstsein prägt, wie ich mich gesellschaftlich engagiere und auch, wie ich meine Musik teile. Außerdem arbeite ich in meiner Heimatstadt mit Kindern zusammen - musikalisch und künstlerisch - und versuche, ihnen Möglichkeiten zu geben, sich selbst auszudrücken und Freude an der Kunst zu entdecken.
Ihre Songs feiern Mut, Gemeinschaft und Vielfalt. Gibt es politische oder gesellschaftliche Themen, die Sie besonders bewegen und die auch in Ihrer Musik ihren Platz finden?
Felice: Ja, Themen wie Krieg und Frieden, Zusammenhalt und wie jeder einzelne Mensch durchs Leben geht, bewegen mich sehr. Ich finde, diejenigen, die Entscheidungen treffen und Verantwortung haben, sollten noble Werte und ein Herz voller Liebe haben. Geld = Macht, sehe ich kritisch. Diese Gedanken fließen unter anderem in meine Musik. Ich möchte zeigen, dass ein Miteinander möglich ist, dass wir mehr verbinden können, als uns trennt.
Sie waren bereits mehrfach in Cuxhaven zu Gast. Was verbindet Sie mit dieser Stadt, und gibt es eine besondere Erinnerung an frühere Auftritte hier?
Felice: Ich komme unendlich gern nach Cuxhaven. Als Stadtkind ist der Blick aufs Meer ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl. Aber noch mehr beeindrucken mich die Menschen, die zu den Konzerten kommen, und das Team, das die Shows möglich macht. Ich bin dankbar, an diesem Ort so viel Schönheit in Mensch und Natur zu erleben.
Ihre Bühnenpräsenz wird als unmittelbar und nah beschrieben - "als säße man neben Ihnen im Probenraum". Wie schaffen Sie es, diese Intimität auch in größeren Veranstaltungsräumen herzustellen?
Felice lacht: Danke, das ist ein wunderschönes Kompliment. Ich glaube, es kommt daher, dass ich lange versucht habe, es allen recht zu machen, gut genug, schön genug … einfach in allem genug. Das hat mich in Depression, Burn-out, Essstörung und eine Körperwahrnehmungsstörung geführt. Ich lerne gerade, einfach ich selbst zu sein, auf der Bühne oder im Probenraum. Außerdem bin ich sehr wach, weil ich so interessiert an den Menschen bin, die mir zuhören. Ich glaube, genau dieser Wunsch nach Authentizität ist der Grund für diese Beschreibung.
Als Mutter und Künstlerin kreieren Sie mit Felice & Cortes Programme für die ganze Familie. Wie vereinbaren Sie Ihr Familienleben mit Ihrer intensiven künstlerischen Arbeit, und inspiriert Sie die Elternschaft auch musikalisch?
Felice: Alles aus meinem Leben fließt in meine Musik. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Dinge, die ich aus meiner Kindheit und Jugend noch verarbeiten muss, meinem Sohn erspart bleiben. Dass er es leichter hat als ich, ist auch ein Antrieb für meine intensive Arbeit mit Gefühlen.
Die Kinder, die unsere Bühnenprogramme sehen, sollen vor allem eins lernen: Ich bin genau richtig, wie ich bin. Ich darf träumen, ich bin stark, meine Stimme zählt. Als Familie sind wir sehr gern auf Tour, auch wenn das Rund-um-die-Uhr-Zusammensein in engen Bussen oder Hotelzimmern manchmal herausfordernd ist. Aber wir haben doch meistens eine unbeschwerte Zeit und nutzen die Zuhause-Pause bewusst für "Me-Time".
Zum Abschluss: Wenn Sie drei Worte wählen müssten, die beschreiben, was Ihre Musik den Menschen geben soll - welche wären das, und warum?
Felice: Trost, Nähe, Mut. Ich möchte, dass die Menschen sich verstanden fühlen, Kraft tanken und den Mut spüren, sie selbst zu sein.
Karten im Vorverkauf für das Konzert am 22. Januar um 19.30 Uhr im Schloss Ritzebüttel gibt es in der Kulturinformation im Schlossgarten, Telefon (0 47 21) 6 22 13, sowie online unter www.cuxhaven.de/tickets.


