
Diese Cuxhavener setzen sich für taube und schwerhörige Zahntechniker weltweit ein
Wenn in der Kugelbake-Halle in Cuxhaven große Veranstaltungen stattfinden, ist es normalerweise laut. Am vergangenen Wochenende war das anders. Beim Betreten der Halle war es still, obwohl 120 Teilnehmer intensiv miteinander kommunizierten.
Der Grund: Bereits zum achten Mal fand hier das "Deaf Dental Forum" für taube und schwerhörige Zahntechniker statt.
Zahntechnikermeister André Thorwarth führt seit 1999 ein eigenes Dentallabor in Cuxhaven und engagiert sich seit über 30 Jahren in der Weiterbildung - sein Angebot richtet sich jedoch an eine spezielle Zielgruppe. Er ist Referent, Konzeptioner und Veranstalter für taube und schwerhörige Zahntechniker und bietet regelmäßig seit 2000 Weiterbildungen im eigenen Schulungszentrum (Deaf Dental Workshop) an.
Chance auf einen barrierefreien Arbeitsplatz
Insgesamt hat Thorwarth drei unterschiedliche Firmen. Die Dritte gründete er gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Hase, mit dem er ein neues Konzept für Kommunikations-Seminare für hörbehinderte Berufstätige aller Berufsgruppen entwickelte und aufbaute. Aus diesem Engagement ist 2014 das "Institut 4C" entstanden.
Die vier "C" stehen für Cuxhaven als mittlerweile unter Hörbehinderten ein bekannter Veranstaltungsort, Coaching als auf individuelle Förderung ausgerichtete Methode, Communication und Competence, weil die Entwicklung beruflicher Kompetenz das übergeordnete Ziel ist.
Alle drei Jahre gibt es einen Höhepunkt, der in der Kugelbake-Halle in Cuxhaven stattfindet. Das "Deaf Dental Forum". Am vergangenen Wochenende kamen über 70 gehörlose Zahntechniker zum Kongress. Die Idee dafür kam André Thorwarth 1992 nach seiner Meisterschulprüfung. Er ist selbst gehörlos und wollte allen Zahntechnikern, denen es so geht wie ihm, eine barrierefreie Weiterbildung ermöglichen. Dazu organisierte er ab 2000 erstmals die dentalen Schulungen und ab 2005 das Forum in Cuxhaven.

Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt
"Drei Tage lang gibt es bei dem Forum in der Kugelbake-Halle Fachvorträge und Zahntechnikfirmen stellten ihre Produkte vor. Dabei ging es dieses Mal unter anderem um den Einsatz von 3D-Druckern oder Neuheiten im Bereich Implantate", erklärt der Cuxhavener Zahntechniker. Die Teilnehmer des Forums und der Schulungen kommen aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland. "Wir hatten Teilnehmer aus der Ukraine, Russland, Belarus, Österreich, Indien und Japan", sagt Thorwarth, der in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen feiern kann. Sowohl der Deaf Dental Workshop als auch das Dentallabor Thorwarth feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum.
Damit die Teilnehmer alles verstehen können, sind Dolmetscher vor Ort. "Bei allen Vorträgen sind simultan vier Gebärdensprachdolmetscher und zwei Schriftdolmetscher im Einsatz. Sie dolmetschen in nationaler und internationaler Sprache und in Schrift und sorgen so auch für Live-Untertitel. Weitere 18 studierende Gebärdensprachdolmetscher kommen für Fachberatungen an den Infoständen der Dentalfirmen zum Einsatz. Die Studenten kommen von der Universität Hamburg. "Hier bei uns haben sie die Möglichkeit, praktische Erfahrungen für Ihre Zukunft als Dolmetscher zu sammeln", so Thorwarth.
Mit seinem Engagement verfolgt der Cuxhavener ein Ziel: "Ich würde mir wünschen, dass alle gehörlosen Zahntechniker die Chance auf einen barrierefreien Arbeitsplatz hätten. Aber ohne unser Angebot würden viele gar nicht mitbekommen, wie sich der Markt entwickelt. Es muss sich noch einiges ändern", sagt André Thorwarth.
"Ein starkes Zeichen für Inklusion und Barrierefreiheit"
Beeindruckt zeigte sich auch Bürgermeisterin Silke Karallus, die am Wochenende die Grußworte der Stadt übermitteln durfte. "Das Forum fördert nicht nur den Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb der Zahnmedizin, sondern setzt auch ein starkes Zeichen für Inklusion und Barrierefreiheit", sagt Silke Karallus und ergänzt: "Die Veranstaltung trägt dazu bei, den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen und Fachrichtungen zu fördern und das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen in der Zahnmedizin und darüber hinaus zu schärfen. Die gesamte Atmosphäre im Saal und die Art und Weise, wie miteinander kommuniziert wurde, hat mich sehr beeindruckt und fasziniert."