Heute lebt Heidi "Janny" Hauser wieder in Cuxhaven, in der Nähe der Grimmershörnbucht, die sie täglich besucht. Foto: Keck
Heute lebt Heidi "Janny" Hauser wieder in Cuxhaven, in der Nähe der Grimmershörnbucht, die sie täglich besucht. Foto: Keck
22 Jahre Musikkarriere

Vom Eiscafé auf die großen Bühnen: Wie "Janny" aus Cuxhaven plötzlich zum Star wurde

von Lennart Keck | 11.10.2024

Heidi Hauser verschlug es raus aus Cuxhaven in die Großstadt Hamburg. Durch einen Zufall wurde sie plötzlich zur Frontsängerin einer norddeutschen Musikgruppe. Sie tourte über Deutschlands Bühnen und machte zahlreiche prominente Bekanntschaften.

"Einfach machen. Ich habe ja auch einfach gemacht. Was herauskam, war zwar keine Sensation, aber ich hatte Spaß am Leben." In jungen Jahren verschlug es die gebürtige Cuxhavenerin Heidi Hauser in die Großstadt und durch einen Zufall von dort aus auf zahlreiche Bühnen in ganz Deutschland.

Ihre Geschichte beginnt in ihrer Heimatstadt, wo sie sich in jungen Jahren in ihren ersten Mann Robert verliebte. Dieser war gerade aus Afrika zurückgekehrt und stand "plötzlich im Sommer mit Pudelmütze und dickem Schal vor mir", erinnert sie sich.

Gemeinsam führten sie zunächst ein kleines, bescheidenes Leben in Cuxhaven, bis Robert in Hamburg eine vielversprechende Stelle bei einer Zeitung fand. Eigentlich wollte sie nach München - Textil und Chemie studieren. "Das wurde dann aber nichts mehr, weil ich mich in diesen Robert verliebt habe. Somit sind wir schließlich in Hamburg gelandet."

Beim Jobben in der Eisdiele bekam sie ihren Spitznamen

Sie arbeitete unter anderem in mehreren Eisdielen, wo sie ihren Spitznamen "Janny" bekam. "Alle haben mich so genannt", erzählt sie. Warum genau, kann sie nicht sagen. Damals wusste die junge Heidi Hauser noch nicht, dass dieser Name ihr Leben prägen würde.

Sie wurde schwanger und die kleine Familie zog nach Quickborn. Ein neuer Lebensabschnitt begann, aber nicht ohne Schwierigkeiten. Die Ehe ging in die Brüche und Heidi Hauser musste sehen, wie sie für sich und ihr Kind sorgte. "Ich habe alle möglichen Jobs gemacht." Unter anderem als Propagandistin. "Im Alsterhaus habe ich zum Beispiel Rotkäppchen-Puppen verkauft." - Eine Tätigkeit, die sie heute mit einem Augenzwinkern als "furchtbar" bezeichnet.

Ein Talent, das die Massen begeisterte

Trotz der oft banalen Aufgaben entdeckte Heidi Hauser ihr Talent, Menschen zu begeistern und unterhielt mit ihrer Art zu verkaufen regelmäßig ganze Menschenmassen. "Es war völlig egal, was ich den Leuten erzählte. Und dann fing es an, Spaß zu machen."

Der Wendepunkt kam, als sie während einer Staubsaugerpräsentation von einem Mann angesprochen wurde, ob sie nicht Lust hätte, Musik zu machen. Perplex antwortete Heidi Hauser, dass sie doch gar nicht singen könne. Doch der Mann überzeugte sie und nur kurze Zeit später fand sie sich im Tonstudio Maschen des "Truck Stop"-Produzenten Joe Menke wieder. Dort nahm sie ihre erste Demo auf, wurde kurzerhand zur Frontsängerin der Musikgruppe "Janny, Du und Ich" ernannt und bekam ihren ersten Plattenvertrag.

Im Tonstudio Maschen hatte sie auch ihre erste Begegnung mit Vicky Leandros - oder zumindest mit ihren Lachsbrötchen. Diese lagen immer für Leandros bereit im Kühlschrank und durften von niemand anderem angerührt werden, wie Heidi Hauser erzählt.

Udo Jürgens nahm ihr das Lampenfieber

Irgendwann hieß es für die neue norddeutsche Musikgruppe: Raus aus dem Tonstudio und ab auf die Bühne. Es folgten allerlei Auftritte. Unter anderem beim Bild-Dom-Stammtisch, wo sie Udo Jürgens kennenlernte. "Mädel, das ist doch nur der Dom-Stammtisch. Wir sind hier nicht beim Grand Prix. Sei einfach so, wie du bist", habe er damals der jungen Janny geraten, der das Lampenfieber deutlich anzumerken war - und seine Worte halfen, beteuert sie heute.

Einige Male trat die Musikgruppe "Janny, Du und Ich" beim Dom-Stammtisch auf. Foto: Privat

Schon bald tourten sie durch ganz Deutschland, standen unter anderem bei der ZDF-Hitparade, bei "Die aktuelle Schaubude" des NDR und bei "Heimatmelodie" in München auf der Bühne. Oft mit dabei, um die Gruppe zu managen: Sänger Taco, der mit seiner Single "Puttin' on the Ritz" Weltruhm erlangte. Dabei hätten die Musikstile von "Janny, Du und Ich" und Taco kaum unterschiedlicher sein können. Jannys Band glänzte vor allem mit humoristischen Texten, wie "Ein Matjes passt in jedes Portemonnaie" oder "In meinem Kühlschrank wohnt ein Pinguin".

Otto Waalkes war Produzent und Fan

Das Lied "Wir fummeln" habe vor allem Otto Waalkes gefallen, erinnert sich Heidi Hauser. "Otto war einer unserer Produzenten. Ein ganz feiner Kerl", sagt sie. Bei seinen eigenen Auftritten habe er immer wieder Lieder der Band angestimmt.

Es folgten weitere Bekanntschaften mit Persönlichkeiten wie Diether Krebs, Dirk Bach oder Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals. Auch den Fernsehmoderator Alexander Bommes verschlug es am Geburtstag einer Freundin einmal in Jannys Garten in Quickborn. "Meinen Ehemann Dieter nannte er immer den Steakgott", erinnert sie sich und lacht.

Auch nach Cuxhaven, in "Jannys" Heimatstadt, verschlug es die Gruppe "Janny, Du und Ich" immer mal wieder. Foto: Privat

Das Aus der Musikkarriere

Mit der Zeit endete die musikalische Karriere. Heidi arbeitete noch einige Jahre im Büro ihres Mannes Dieter, bevor sie zurück nach Cuxhaven zogen und sich den Traum vom Wohnmobil erfüllten. Eine Runde Schere-Stein-Papier entschied jedes Mal, wohin die Reise gehen sollte. "Meistens landeten wir in den Bergen und am Ende in Kroatien." Mit den Ausflügen im Wohnmobil ist es heute vorbei. Dafür unternimmt die 68-Jährige jedes Jahr eine Kreuzfahrt und verbringt die Tage, die sie nicht auf See verbringt, nur wenige Meter entfernt in der Grimmeshörnbucht.

Manchmal setzt sie sich aber auch einfach in den Flur ihrer Wohnung und schaut per Livestream auf ihrem Fernseher zu, wie die großen Schiffe durch die Bucht fahren.

Brief mit Autogrammwunsch nach über 30 Jahren aufgetaucht

An die 22-jährige Musikkariere erinnern heute hauptsächlich Hunderte Fotos, zahlreiche CDs und Zeitschriften. Und auch heute scheint die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Denn beim Stöbern in den Regalen fiel Heidi Hauser ein ungeöffneter Brief in die Hände. Am 14. Dezember 1993 schickte ein Autogrammkartensammler aus Mecklenburg-Vorpommern diesen Brief mit der Bitte um ein Autogramm der Band.

Im Jahr 2021 berichtete eine Leipziger Zeitung über den Absender des Briefes, der bis dahin über 194.000 Autogramme gesammelt hatte. Nur Jannys Autogramm war nie dabei - bis jetzt, denn Heidi Hauser will die Bitte nicht unbeantwortet lassen und schickt ihm nun, fast 32 Jahre später, die lang ersehnte Unterschrift. "Der wird Augen machen", sagt die ehemalige Frontsängerin mit einem Grinsen und greift zum Stift.

CDs und Vinyls zu verschenken

Wer Interesse an einer der wenigen verbliebenen CDs und Schallplatten von "Janny, Du und Ich" hat, kann diese gerne in unserem Medienhaus in Cuxhaven abholen.

Autogrammkarte von "Janny, Du und Ich". Foto: Privat

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