
Ehrenamt würdigen: Stadt Cuxhaven holt die Freiwilligenarbeit unter ihr Dach
Schon im Oktober sollte im Rat die Kommunalisierung des bislang ehrenamtlich durch den Verein "Engagierte Stadt Cuxhaven" geführten Freiwilligenzentrums auf den Weg gebracht werden. Nun scheint alles geklärt. Im neuen Jahr soll's losgehen.
Der erste Anlauf war an der fehlenden Zustimmung der Gruppe CDU/Die Demokraten gescheitert. Nun dürfte der Übergang unter Dach und Fach sein. Im Haus der Jugend soll die Stelle angesiedelt werden. Der entsprechende Beschluss im Ausschuss für Jugend, Soziales, Familie und Gleichstellung fiel formal einstimmig aus (weil Enthaltungen nicht gerechnet werden).
Christdemokrat Lars Birner erklärte, warum sich die Gruppe CDU/Die Demokraten jedoch enthalten würde. Wohl wissend, dass sich im Moment kaum ein freier Träger zur Übernahme der Freiwilligenarbeit finden würde, hege die Gruppe dennoch Bedenken gegen den Übergang zur Kommune: Bürger könnten den Gang über die Schwelle der Verwaltung scheuen, weil sie ihr Ehrenamt lieber unabhängig ausüben würden.
Sorge vor neuer finanzieller Belastung
Zum anderen werde bei anhaltend knapper Kasse ausgerechnet jetzt eine freiwillige Aufgabe in die Regie der Stadt übernommen. "Auch wenn es eine wichtige Aufgabe ist", meinte Birner mit Blick auf Beate Haas-Heinrich, Vorsitzende der "Engagierten Stadt Cuxhaven".
Birners Hinweis, dass die zu erwartende Landesförderung von bis zu 25.000 Euro jährlich in zwei Jahren auslaufe, konnte Stadtjugendpfleger Svenja Plock zum Teil entkräften: Die Förderung falle nicht komplett weg; vielmehr seien immer noch nicht unerhebliche 12.500 Euro jährlich zu erwarten.
Wertvollen Schatz jetzt sichern
Drohende Schwellenangst konnte Dezernentin Petra Wüst angesichts der allseits hohen Akzeptanz des Hauses der Jugend (gleichzeitig Mehrgenerationenhaus) nicht erkennen: "Wir sehen den Ort gerade als besonders günstig an." "Ehrenamtlichkeit geht zu Ende", stellte Michael Stobbe (SPD) fest. Beate Haas-Heinrich habe eine hervorragende Arbeit geleistet, die es nun zu sichern gelte. Dem Lob an die lokale Pionierin der Freiwilligenarbeit schloss sich das Gremium geschlossen an.
Gesellschaft aktiv mitgestalten
Die Verwaltung sieht bürgerschaftliches Engagement als wichtige, aktuelle und bedeutende Aufgabe und Stärkung der Demokratie an: "Unser Staat lebt davon, dass sich Menschen für die Daseinsvorsorge, für das Gemeinwesen mit verantwortlich fühlen und unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten", heißt es. Die Freiwilligenagentur solle Angebote koordinieren und Menschen auf der Suche nach einem Ehrenamt informieren und unterstützen.
Beate Haas-Heinrich reagierte in einer Stellungnahme am nächsten Tag höchst erstaunt auf die Äußerungen Lars Birners: "Wäre ich (noch) aktive Politikerin, würde ich mich ja fragen, warum freiwillig und unentgeltlich engagierte Bürgerinnen und Bürger Vorbehalte gegen mich und uns Ratsmitglieder haben könnten? Was kann, will und muss ich tun, damit sie sich an uns wenden, uns vertrauen?"
"Engagement beste Schule für lebendige Demokratie"
Freiwilliges Engagement sei ihres Erachtens die beste Schule für lebendige Demokratie: "Menschen engagieren sich freiwillig, helfen mit, Herausforderungen, Probleme und Schieflagen zu lösen, beiseite zu räumen und die Lebensqualität am Wohnort zu erhalten und zu verbessern." Ehrenamtliche seien in den vielfältigsten Bereichen der Stadt und der Gesellschaft unterwegs und verfügten über große Erfahrung und Einblicke. Politik und Verwaltung könnten sie als Experten hinzuziehen, um Probleme zu erkennen und mit ihnen zusammen Lösungen zu finden.
Wertschätzung und Beteiligung sind größte Motivation
"Es gibt wohl nicht Schöneres, als für sein Engagement Wertschätzung und Beteiligung zu erleben", so Beate Haas-Heinrich: "Keine Ehrenamtskarte, kein Blumenstrauß, kein Händedruck kann Beteiligungsprozesse ersetzen, die Wirkung zeigen und Probleme lösen."