
Nachhaltiges Tauschen in Sahlenburg: Der "Geben-Nehmen-Schrank" startet durch
In Sahlenburg gibt es jetzt einen besonderen Treffpunkt: Der "Geben-Nehmen-Schrank" verbindet Nachhaltigkeit mit Gemeinschaftssinn. Doch wie funktioniert das Prinzip von Geben und Nehmen in der Praxis? Und welche Herausforderungen warten?
Es ist ein frischer, aber sonniger Freitagmorgen in Sahlenburg. Vor dem Geschäftslokal an der Nordheimstraße 35 herrscht geschäftiges Treiben. Gleich mehrere Menschen packen kräftig mit an: Sie hieven einen ausgedienten Bundeswehrschrank auf ein Rollbrett, tarieren mithilfe kleiner bunter Plastikplättchen eine Palette so aus, dass sie Waage hält. Nach und nach nimmt der "Geben-Nehmen-Schrank" Gestalt an - ein Projekt, das auf Nachbarschaft, Nachhaltigkeit und Vertrauen setzt.
"Ich bin so stolz, dass wir es gemeinsam geschafft haben", sagt Dörthe Hempel, Initiatorin des Projekts und Sprecherin der Initiative "Du bist Sahlenburg". Sie strahlt, während Steffen Lüngen und sie die letzten Handgriffe koordinieren. "Der Schrank ist nicht nur ein Ort, an dem Dinge getauscht werden - er zeigt, wie viel Gemeinschaft hier im Ort steckt. Wir haben den Schrank bewusst gebraucht übernommen und in Kooperation mit der Jugendwerkstatt des Paritätischen Cuxhaven renoviert. So setzen wir auch ein Zeichen für Ressourcenschonung."
Mit an Bord waren bei dem Projekt auch Sabrina Klinkhammer, die ein Schild für den Schrank entworfen und es in der Druckerei Wöbber in Cuxhaven-Duhnen hat anfertigen lassen. Die Malerei Peycke zeichnet für den wetterfesten Anstrich der Palette verantwortlich, auf der der Schrank steht. Die Jugendwerkstadt des Paritätischen hat unter der Leitung von Eva Heins und Projektkoordinator Steffen Lüngen, den Schrank restauriert und ihm ein passendes wetterfestes Dach aufgesetzt.
Ein Schrank für alle Bürger und Gäste
Der "Geben-Nehmen-Schrank" funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Wer Dinge übrig hat, die noch gut erhalten sind - Haushaltswaren, Spiele oder Dekoartikel -, kann sie hier hineinstellen. Wer etwas braucht, darf sich bedienen. Kleidung und Bücher sind allerdings ausgeschlossen, für sie gibt es andere geeignete Sammelstellen im Ort.
Die Regeln für den Schrank sind klar formuliert und an der Tür angebracht. "Geben und Nehmen sollen im Gleichgewicht bleiben", erklärt Hempel. "Jeder kann den Schrank nutzen, ohne dass Bedürftigkeit im Vordergrund steht. Das schafft eine Atmosphäre von Respekt und Vertrauen."
Blick in den Ortsteil Lüdingworth
Dass ein solcher Schrank nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich bringt, zeigen Erfahrungen aus dem benachbarten Lüdingworth. Dort gibt es seit einigen Wochen einen ähnlichen Schrank, doch nicht immer läuft alles reibungslos. "Leider landen manchmal auch defekte oder unbrauchbare Gegenstände im Schrank", berichtet die Initiatorin aus Lüdingworth. Nach ihrer Erfahrung sei zudem die Balance zwischen Geben und Nehmen nicht immer gegeben.
In Sahlenburg sehen die Initiatoren solchen Problemen jedoch gelassen entgegen. "Wir haben hier eine gewachsene Gemeinschaft, die schon viele Projekte gemeinsam gestemmt hat", sagt Hempel. "Zudem steht der Schrank direkt vor dem Geschäft 'Nordlicht‘, wo tagsüber immer jemand ein Auge darauf haben kann."
Ortsrat spendiert 300 Euro für das Projekt
Auch die Ortsbürgermeisterin Claudia Bönnen lobt das Engagement der Sahlenburger: "Der 'Geben-Nehmen-Schrank‘ ist ein wunderbares Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn Menschen gemeinsam anpacken. Dieses Projekt fördert nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch den sozialen Zusammenhalt." Der Ortsrat Sahlenburg unterstützte das Vorhaben mit 300 Euro aus Ortsratsmitteln.
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie der Schrank von den Sahlenburgern angenommen wird. Eine offizielle Einweihung ist zur 700-Jahr-Feier des Ortsteils geplant. Doch schon jetzt ist klar: Der "Geben-Nehmen-Schrank" ist weit mehr als ein Möbelstück - er ist ein Symbol für gelebte Nachbarschaft und den Glauben an das Gute im Menschen.

