Grünes Licht für Bau des neuen Wohnquartiers in Cuxhaven: Jetzt geht es um das Wie
Cuxhaven plant ein neues Quartier, das mit innovativer Architektur und einem außergewöhnlichen Tempo entstehen soll. Doch der Weg dorthin ist von Debatten über den Einsatz des "Bauturbos" und die richtige Wohnform geprägt.
Der Rat der Stadt Cuxhaven hat entschieden. Das neue Quartier "Westerwisch-Höfe" wird gebaut. Einstimmig erkannten die Mitglieder des Rates der Stadt die Entscheidung des Preisgerichts an und beauftragten das Siegerbüro mit der Weiterentwicklung des städtebaulichen Entwurfs. Doch die Diskussion über das Wie offenbarte unterschiedliche Vorstellungen über Tempo und Verfahren.
Stadtbaurat Andreas Eickmann hatte das Ergebnis des Wettbewerbs präsentiert. Über 30 Büros aus ganz Deutschland hatten Interesse signalisiert. Zehn Entwürfe kamen in die engere Wahl. "Das Preisgericht hat einstimmig den unter dem Titel Westerwisch-Höfe vorgestellten Beitrag ausgewählt", berichtete Eickmann. Die Höfe-Struktur mit ihrer Mischung aus größeren und kleineren Gebäuden habe überzeugt. "Wir sind in der Lage, ein Stadtquartier zu entwickeln, das eine eigene neue Identität in Cuxhaven bekommt."

Enak Ferlemann fordert schnelle Umsetzung
Ratsherr Enak Ferlemann (CDU) lobte das Konzept. Der Wettbewerb habe ein interessantes Ergebnis erbracht. Wohnungen im gehobenen, mittleren und günstigen Segment seien möglich. Die landschaftsplanerische Lösung mit der Durchgrünung des Gebietes sei hervorragend. Auch die Lage der geplanten Kindertagesstätte am Rand des Quartiers fand seine Zustimmung.
Dann aber wandte sich Ferlemann dem Verfahren zu. "Wir sollten auch den Bauturbo anwenden", forderte er. Nach den neuen gesetzlichen Regelungen könne man mit dem vorliegenden Konzept auch ohne Bebauungsplan die Bebauung setzen. "Warum also müssen wir zwei, drei Jahre durch die ganzen Verfahren gehen?" Das sei ein Paradebeispiel für den Einsatz des Bauturbos. "Wenn schon wir in unserem völlig verbürokratisierten Land endlich mal eine Erleichterung haben, dann sollten wir das auch mal nutzen."

Andreas Eickmann dämpfte die Erwartungen. Er habe Zweifel, dass hier der Anwendungsbereich des Bauturbos eröffnet sei. "Bei einem Bauturbo brauche ich einen Vorhabenträger, der sich verpflichtet, das Vorhaben entsprechend zu errichten. Den haben wir hier noch gar nicht." Zudem sah er Schwierigkeiten hinsichtlich der Lage und des Zuschnitts des Grundstücks. Im östlichen Bereich fehle der Siedlungszusammenhang.
Debatte über den richtigen Wohnraum
Oliver Ebken schloss sich Ferlemann an. Man müsse die PS auf die Straße bringen. "Wir brauchen den Wohnraum schneller als vielleicht langsamer." Allerdings fehle ihm in einigen Punkten die Fantasie. Wer abends von Siemens aus der dritten Schicht komme, habe vielleicht nicht mehr den Wunsch, 400 Meter von der zentralen Garage bis zu seiner Wohnung zu laufen.

Gunnar Wegener (SPD) verwies auf den Zukunftsplan der Stadt. Die Siedlung stehe in den Startlöchern. "Wir wollen einen durchmischten Wohnraum haben." Der Entwurf spiegele das alles wider. Wegener zeigte sich offen für einen Änderungsantrag, der beide Varianten - Bebauungsplan und Bauturbo - ermögliche.
Lob für die Entscheidung des Preisgerichts
Ratsherr Peter Altenburg fand die Aufregung übertrieben. Das Ergebnis des Wettbewerbs sei gut. "Schönes Quartier, wenn es denn so kommt." Wenn der Investor da sei, könne dieser sagen, er nutze den Bauturbo. Dann laufe das. "Also, gutes Gelingen dabei."
Robert Babacé (Grüne) zeigte sich begeistert. "Das Preisgericht hat wirklich eine wunderbare Entscheidung getroffen." Hier solle ein Quartier entstehen, was die Lebensqualität erhöhe. Mit Blick auf den Bauturbo hegte er die Befürchtung, dass dieser zu Verzögerungen führen könne.
Thiemo Röhler (CDU) präsentierte den Änderungsantrag. Die Begründung des Bundestages zum Gesetz zeige, dass hundert Meter Lücke noch siedlungsnahe Ergänzung seien. "Und hier sind wir wirklich direkt an der bestehenden Wohnbebauung." Es gebe keinen klassischeren Fall. "Genau für diese Fälle von Wohnbauentwicklung ist der Bauturbo nämlich gerade beschlossen worden."
Wasser in den Wein
Günter Wichert (FDP) goss Wasser in den Wein. Zwei Faktoren seien entscheidend für die Realisierung: Zinsen und Baupreise. "Das müssten wir eigentlich alle wissen, das ist momentan sehr schwierig auf dem Markt." Die Euphorie solle man ein wenig dämpfen. Dass das Projekt bis 2029 fertiggestellt werde, sei fraglich.
Johannes Sattinger (Grüne), selbst Siemens-Mitarbeiter, unterstrich die Notwendigkeit der Schnelligkeit. Im Hafen würden gerade Liegeplätze gebaut. Lediglich fünfundzwanzig Prozent der Beschäftigten wohnten tatsächlich in der Stadt. Mitte 2028 sollten die drei neuen Liegeplätze fertig sein. Dann würden noch einmal zwei- bis dreihundert Jobs dazukommen. "Also, wir müssen auch bauen."
Ratsvorsitzender Michael Stobbe rief zur Abstimmung auf. Der Änderungsantrag der CDU wurde in den Beschlussvorschlag aufgenommen. Das Siegerbüro soll mit der Weiterentwicklung des Entwurfs sowie der Erstellung eines Bebauungsplans oder gegebenenfalls der Anwendung des sogenannten Bauturbos beauftragt werden.
Ergebnis: einstimmig.